Skandal im ukrainischen Atomkraftwerk Riwne
7. Oktober 2002Riwne, 4.10.2002, RIWNE WETSCHIRNJE, ukrain.
Die Hochschuldiplome von mehr als zehn Angestellten des Atomkraftwerks Riwne sind gefälscht. Jeder dieser Angestellten hat sie für 500 bis 600 US-Dollar gekauft. Die Inhaber der gefälschten Hochschuldokumente bekleiden im Atomkraftwerk Riwne verschiedene verantwortungsvolle Ingenieurs- und Verwaltungsposten – vom Schichtleiter im Atomblock bis hin zum leitenden Maschinenführer in der Reaktorabteilung. Diese Personen, die täglich für unsere Sicherheit verantwortlich sind, erhalten Löhne zwischen 6000 Hrywnja (ca. 1150 Euro - MD) bis 8000 Hrywnja (1533 Euro – MD) pro Monat. Die erschreckenden Fakten wurden nach einer Überprüfung bekannt, die im Atomkraftwerk von Mitarbeitern der Staatsanwaltschaft des Gebiets und der Abteilung zur Bekämpfung organisierter Kriminalität durchgeführt wurde. (...)
Unter den Bürgern in Riwne sorgen die häufigen Nachrichten über die Missstände in dem Atomkraftwerk für Besorgnis. Den Mitarbeitern der Staatsanwaltschaft und der Abteilung zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität des ukrainischen Innenministeriums im Gebiet Riwne gaben jene Meldungen Anlass für eine Überprüfung. In den Rechtsschutzorganen begann man die Qualifikationen einiger Angestellter des Atomkraftwerks in Zweifel zu ziehen. Deswegen wurde beschlossen, dem Verdacht nachzugehen und einige Personalakten von Personen, die auf Ingenieurs- und Verwaltungsposten arbeiten, aber auch von denjenigen, die den Reaktor direkt bedienen, zu überprüfen.
Mehr als zehn Angestellte auf verantwortungsvollen Posten im Atomkraftwerk Riwne haben keine Hochschulausbildung. Sie kauften ihre Diplome, die sie als Fachleute der Richtung "Atomenergie und Wärmekraftwerke" ausweisen, zwischen 1999 und 2001 bei der Nationalen Polytechnischen Universität Odessa. Das erklärte der stellvertretende Leiter der Abteilung zur Überwachung der Gesetze und Ermittlungen bei der Staatsanwaltschaft im Gebiete Riwne, Wasyl Kundyk.
Einer Version nach haben einige Verdächtigte die Diplome in Odessa unbekannten Personen abgekauft. Einige für 500, andere für 600 US-Dollar. Unterdessen sind jedoch einige Personalakten aus dem Atomkraftwerk auf merkwürdige Weise verschwunden.
Die falschen Diplome sind Wasyl Kundyk zufolge deswegen in die Personalakten gelangt, da Mitarbeiter der Personalabteilung des Atomkraftwerks Riwne ihren Dienstpflichten nicht nachgekommen sind. Er teilte mit, der Staatsanwalt im Gebiet Riwne, Mykola Holomscha, habe nach der Überprüfung gemäß Artikel 358, Teil 3 des Strafgesetzbuches der Ukraine ein Strafverfahren wegen bewusster Nutzung gefälschter Dokumente eingeleitet, aber auch gemäß Artikel 267, Teil 1 des Strafgesetzbuches, der Strafen für die Missachtung der Dienstvorschriften vorsieht. (...)
Von weiteren Stellungnahmen sehen die Rechtsschutzorgane derzeit ab, da die Ermittlungen in diesem Fall erst begonnen haben. (...) (MO)