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Sieg für Rugovas LDK - Kosovo-Wahl vom Boykott der Serben überschattet

25. Oktober 2004
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Bonn, 25.10.2004, DW-RADIO / Albanisch, Fadil Gashi, aus Prishtina

Rund 1,4 Millionen Kosovaren waren am Samstag (23.10.) aufgerufen, ein neues Parlament zu wählen. Laut vorläufiger Ergebnisse konnte die LDK, die Partei von Präsident Ibrahim Rugova, ihren Wahlerfolg von Ende 2001 wiederholen. Allerdings wird sie zur Regierungsbildung, wie bereits im scheidenden Parlament, auf Koalitionspartner angewiesen sein. Überschattet wurde die Wahl vom fast kompletten Boykott der serbischen Minderheit, der dennoch zehn Sitze im Parlament garantiert sind. Fadil Gashi mit Einzelheiten:

Die ersten Wahlen, die seit dem Ende des Krieges von den Kosovaren selbstständig organisiert wurden, sind friedlich verlaufen. Zu gewalttätigen Zwischenfällen kam es nicht. In dieser Hinsicht äußerte sich der Chef der UN-Verwaltung im Kosovo, Sören Jessen-Petersen, zufrieden:

"Diese Wahlen waren ein Test für politische Reife des Kosovo. Und ich kann sagen: Kosovo habe diesen Test bestanden. Heute haben wir gut organisierte und gut durchgeführte Wahlen gesehen."

Kritische äußerte sich der UNMIK-Chef allerdings über den fast vollständigen Wahlboykott der kosovarischen Serben. Von mehr als 100 000 registrierten Wählern dieser Minderheit haben offenbar nur rund 500 ihre Stimme abgegeben. Jessen-Petersen sagte, die Serben seien von Nationalisten eingeschüchtert worden. Der UNMIK-Chef machte auch die serbische Regierung in Belgrad mit verantwortlich, weil sie den Boykott-Aufruf unterstützt habe.

"Lassen Sie mich das ganz klar sagen: Menschen vom Wählen abzuhalten, ist kein Erfolg. Ein Erfolg ist es, sie zum Wählen zu motivieren."

Inoffiziellen Zahlen zufolge hat die Demokratische Liga (LDK) von Präsident Ibrahim Rugova die Wahl deutlich gewonnen. Demnach erhielt sie mehr als 45 Prozent der Stimmen. Zweitstärkste Kraft wurde die Partei des ehemaligen UCK-Führers Hashim Thaci mit fast 27 Prozent. Den Einzug ins Parlament haben noch zwei weitere Albaner-Parteien geschafft: Die zweite UCK-Nachfolge-Partei AAK von Ramush Haradinaj kam auf acht Prozent, und die Bürgerinitiative "Ora" des Publizisten Veton Surroi erreichte sechs Prozent.

Das Parlament von Kosovo hat insgesamt 120 Sitze, von denen 20 für Minderheiten-Vertreter reserviert sind - zehn Sitze allein für serbische Politiker.

Der Vorsitzende der siegreichen LDK, der kosovarische Präsident Ibrahim Rugova, äußerte sich schon am Sonntag (24.10.) zufrieden mit dem Ergebnis:

"Der Verlauf der zweiten Parlamentswahl hat bewiesen, dass Kosovo fähig ist, selbstständig zu sein. Ich finde, die Zeit ist gekommen, dass die USA und EU die Unabhängigkeit des Kosovo anerkennen. Das würde die Region befrieden und die neue Perspektiven für die Bevölkerung des Kosovo eröffnen."

Bei der zweitstärksten Partei, der PDK von Hashim Thaci, herrscht Enttäuschung. Vorstandsmitglied Xhavit Haliti, sagte, man habe mit mehr als 27 Prozent gerechnet:

"Die Ergebnisse sind, wie sie sind. Obwohl wir mehr von den Wahlen erwartet haben, sind wir bereit, die Ergebnisse zu akzeptieren und werden sie nicht anfechten."

Die Überraschung der Wahl war der Einzug der Bürgerinitiative "Ora" ins Parlament. Der Publizist Veton Surroi hatte sie erst zwei Monate vor der Wahl gegründet und hat nun auf Anhieb sechs Prozent erreicht:

"Die Wahlen verliefen in einer angenehmen Atmosphäre. Das zeigt, wie reif die Demokratie im Kosovo ist. Das beweist auch, dass Kosovo Wahlen organisieren kann, die Wahlen sogar als Beispiel für die Region dienen können."

Die endgültigen Ergebnisse der Wahlen werden frühestens am 27. Oktober bekannt gegeben. Bis dahin will die LDK noch nicht über mögliche Koalitionspartner reden. (fp)