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Serbische Untersuchungsrichterin im Kosovo soll 1998 Erschießungen befohlen haben

15. März 2002

– Laut der Menschenrechtlerin Natasa Kandic soll die Richterin im Dorf Likosane die Erschießung von verwundeten Albanern angeordnet und den Vorfall vertuscht haben

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Belgrad, 11.3.2002, B92, engl.

Die Direktorin des Belgrader Zentrums für humanitäres Recht, Natasa Kandic, hat die frühere Richterin im Kosovo, Danila Marinkovic, scharf angegriffen und sie beschuldigt, sie hätte die Tötung verwundeter Albaner angeordnet und Beweise über weitere Verbrechen in der Provinz vertuscht. Natasa Kandic beschreibt Marinkovic als selbst erklärte Beschützerin serbischer Opfer und serbischer Polizeikräfte und fügte hinzu, die Versuche der serbischen Untersuchungsrichterin, die öffentliche Meinung zu manipulieren, seien vergeblich. (...)

Kandic behauptet, sie habe aus Polizeikreisen erfahren, dass Marinkovic persönlich die Erschießung von mehreren verletzen Männern der Familie Ahmeti am 28. Februar 1998 im Dorf Likosane (alban. Likoshan – MD) angeordnet habe. Sie habe an einer Untersuchung an Ort und Stelle im Haus der Ahmetis teilgenommen. Dort habe es noch Zeichen von Leben in den vor dem Haus aufgehäuften Körpern gegeben. In Gegenwart von etwa 30 Mann der Anti-Terror-Sondereinheiten sagte Marinkovic angeblich: "Ich nehme sie nicht. Tötet sie." Kandic behauptet, die Männer seien dann erschossen worden. 14 Leichen seien in das Leichenschauhaus von Pristina gebracht worden. Es habe keine Untersuchung gegeben. Marinkovic als Untersuchungsrichterin habe keine Autopsien angeordnet und die Leichen seien von den Verwandten abgeholt worden. Polizisten, die mit der Operation beauftragt waren, hätten angegeben, Gewehre und Granaten seien neben die Leichen gelegt worden. Es seien dann Fotos gemacht worden und zusammen mit "Informationen" über den Vorfall an die Öffentlichkeit gegeben worden.

Kandic erklärte weiterhin, es sei innerhalb der Polizei allgemein bekannt, wer was im Kosovo getan habe, auch wer wen erschossen habe, wer Leichen beseitigt habe, wer gleich ganze LKW-Ladungen gestohlen habe, wer Befehle aus Belgrad übermittelt habe und wer die Belobigungen und Unterstützungserklärungen des Präsidenten überbracht habe. Sie warnte jedoch, dass während Marinkovic und andere frühere serbische Machthaber in Kosovo besessen daran arbeiteten, die Wahrheit zu verbergen, die Mauer des Schweigens aufbreche, da mehr und mehr Polizisten mit der Wahrheit über die Ereignisse im Kosovo herausrückten." (MK)