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Serbische Familie im Kosovo ermordet

5. Juni 2003

– Serbischer Berater der UNMIK fordert Rücktritt von Kosovo-Premier Rexhepi und Suspendierung der Selbstverwaltung

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Köln, 5.6.2003, B92, engl.

Eine kosovo-serbische Familie ist vergangene Nacht in ihrem Haus in Obilic bei Pristina ermordet worden. Das löste eine extreme Reaktion des Chefberaters der UNMIK für Minderheiten und Rückkehrer aus.

Die Feuerwehr entdeckte die Leichen von Slobodan Stolic, seiner Frau Radmila und ihrem Sohn Ljubinko, nachdem es ihr gelang, ein Feuer in dem bescheidenen Haus zu löschen. Es wurde festgestellt, dass die drei bereits tot waren, bevor das Feuer gelegt wurde, und dass das Auto der Familie gestohlen wurde.

UNMIK-Chef Michael Steiner erschien in Begleitung schwer bewaffneter Truppen von Polizei und KFOR.

In seiner Reaktion auf die Morde erklärte der UNMIK-Berater für Minderheiten und Rückkehrer, Nenad Radosavljevic, er werde die vollständige Suspendierung sämtlicher Befugnisse der Übergangsinstitutionen und die vollständige Wiedereinführung des Status eines Protektorats für Kosovo verlangen. Gegenüber B92 verurteilte Radosavljevic die Morde in schärfster Form und fuhr fort: "Ich werde auch den Rücktritt von Premierminister Bajram Rexhepi fordern". "Ich kann die verlorenen Leben nicht zurückbringen, aber ich werde darauf bestehen, dass der Bürgermeister, der Gemeindeverwalter, der Polizeichef von Obilic und der KFOR-Kommandeur für Zentral-Kosovo entlassen und zur Verantwortung gezogen werden".

Er unterstrich, dass "jemand sich dafür verantworten muss" und erläutete: "Ich habe schon seit Tagen vor dem starken Widerstand und den Verbindungen zwischen albanischen Politikern und Albanern, die sich das Eigentum von vertriebenen Serben angeeignet haben, gewarnt, aber jeder hat sich taub gestellt".

Eine Delegation des serbischen Nationalrates des Kosovo traf ebenfalls in der Stadt ein, um Einzelheiten des Verbrechens zu erfahren. Unter Führung von Randjel Nojkic betonten sie, die örtlichen Serben seien verständlicherweise sehr aufgebracht und besorgt über diese jüngste Gewalttat. In einer gemeinsamen Verlautbarung erklärten der Serbische Nationalart des Kosovo und die Diözese Raska-Prizren der Serbisch-Orthodoxen Kirche:

Dieser abscheuliche Mord an unschuldigen Zivilisten ist ein weiterer in einer Reihe von Verbrechen die die albanischen Extremisten und Terroristen einsetzen, um die verbliebenen Serben aus dem Kosovo zu vertreiben. "Es gibt noch etwa 20 serbische Familien in Obilic. Sie sind seit Monaten systematischem Terror sowie Granaten- und Brandanschlägen ausgesetzt.

Weiter heißt es in der Erklärung: "Der Mord an der Familie Stolic bestätigt die bittere Wahrheit, dass der Status der Serben im Kosovo seit Jahren unverändert ist, und dass der Rückgang der Zahl der begangenen Verbrechen nur eine Konsequenz der immer stärkeren Isolation der Serben ist, die sich an ihre Enklaven und Schutzzonen klammern".

Die serbische Regierung hat unterdessen bekannt gegeben, dass Premierminister Zoran Zivkovic den Mord verurteilt und gefordert hat, dass die Verantwortung der vorläufigen Selbstverwaltung im Kosovo festgestellt wird.

In der Verlautbarung der Regierung heißt es: "Die monströsen Folterungen, die Ausplünderung und Verbrennung von drei Menschen nur deshalb, weil sie weiter in ihrem Haus lebten, ist ein großer Verlust und eine Bedrohung für alle Serben und alle anderen Bürger des Kosovo, auf die es die Extremisten abgesehen haben.

Der Premierminister will den zuständigem Organen Serbiens und der Staatenunion vorschlagen, dass verantwortliche, autonome und vorläufige Institutionen in der südlichen Provinz geschaffen werden. Er unterstrich, die Zahl der Gewalttaten und Fälle von Zerstörungen nähmen mit der Übertragung der Befugnisse an die vorläufigen, von Albanern geleiteten Institutionen zu.

Weiter heißt in der Verlautbarung: "Die Feststellung der Verantwortung ist auch deshalb notwendig, weil trotz der immer häufigeren, schweren Zwischenfälle und der zunehmenden Zahl der Fälle, in denen Menschen getötet werden, der Sondergesandte des UN-Generalsekretärs weiterhin seine katastrophalen Ergebnisse als Erfolge hinstellt und mit der Übertragung der Befugnisse auf die Bildung eines unabhängigen Staates hinarbeitet. (MK)