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PolitikSerbien

Serbiens Präsident Vucic und die Polizeigewalt bei Protesten

6. September 2025

Fast täglich kommt es in Serbien zu Demonstrationen gegen Präsident Aleksandar Vucic. Die meisten sind von Studierenden initiiert. Ihr Ziel sind Neuwahlen.

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Eine Gruppe Polizisten mit Helmen und Schutzschilden gegenüber von Demonstrierenden, die sich mit einem Zaun schützen wollen
Massiver Polizeieinsatz auf dem Universitätsgelände von Novi SadBild: Stringer/AFP

Bei neuen Protesten gegen die Regierung von Präsident Aleksandar Vucic in der nordserbischen Stadt Novi Sad ist es wieder zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen. Gendarmerie und Einsatzkräfte der Polizei vertrieben Tausende friedlich demonstrierende Bürger gewaltsam vom Gelände der Universität Novi Sad, wie der unabhängige Sender N1 berichtet.

Die Einsatzkräfte setzten unter anderem Tränengas, Schlagstöcke und Blendgranaten ein. Medienberichten zufolge hatte der Polizeieinsatz begonnen, nachdem Unbekannte Gegenstände auf Polizisten geworfen hatten, die vor dem Gebäude der Philosophischen Fakultät postiert waren.

Vor dem Gebäude der Philosophischen Fakultät seien elf Polizisten verletzt worden, sagte Präsident Vucic auf einer Pressekonferenz. Mehrere Personen seien festgenommen worden und mehrere Dutzend weitere würden in Gewahrsam genommen, fügte der zunehmend autoritär regierende Staatschef hinzu.

Studierende unter Polizeischutz

Die Fakultät steht seit anderthalb Wochen im Brennpunkt von Demonstrationen. Zuvor hatten Studierende das Gebäude neun Monate lang aus Protest besetzt. Dann wurden sie am 26. August von dem regierungstreuer Dekan Milivoje Alanović gezwungen, die Fakultät zu verlassen. Um die Studierenden an einer Rückkehr zu hindern, tauschte der Dekan die Schlösser aus und rief die Polizei.

 

Dijana Hrka steht vor einer Gruppe Demonstrierender mit Banner
Dijana Hrka trauert um ihren Sohn Stefan, der bei dem Bahnhofseinsturz ums Leben kamBild: Marko Djurica/REUTERS

Seit Monaten gibt es in Serbien regelmäßig heftige Proteste gegen die Regierung. Auslöser war der Einsturz eines Bahnhofsvordachs in Novi Sad im November vergangenen Jahres, bei dem 16 Menschen ums Leben kamen.

Gegen die Regierung und die Korruption

Zunächst ging es um die Unglücksursache, später richteten sich die vor allem von Studenten getragenen Kundgebungen gegen die Regierung und die weitverbreitete Korruption im Land. Inzwischen werden bei den Protesten Neuwahlen gefordert. Präsident Vucic lehnt Neuwahlen bislang strikt ab und bezeichnet die Proteste als aus dem Ausland gesteuert.

 Aleksandar Vucic
Vucic: "Der Staat ist stärker als jeder Einzelne"Bild: Alexandr Kryazhev/RIA Novosti/Anadolu Agency/IMAGO

Inzwischen reicht die bisher größte und am längsten anhaltende Protestbewegung in der Geschichte Serbiens seit dem Zerfall Jugoslawiens tief in die Gesellschaft hinein. Mit ihrer Forderung nach vorgezogenen Neuwahlen setzt sie Vucic und seine Regierung stark unter Druck. Vucic warf den Demonstrierenden vor, sie versuchten, "die Stabilität und Sicherheit Serbiens zu bedrohen" und "die Universitätsgebäude in Novi Sad zu besetzen".

Vucic preist die Stärke des Staates

Die Proteste verliefen bis zu diesem Sommer weitgehend friedlich. Zuletzt kam es aber immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen, bei denen die Polizei mit großer Brutalität gegen die Demonstrierenden vorging, so auch am Campus der Universität Novi Sad.

"Die Menschen in Serbien sollten wissen, dass der Staat stärker ist als jeder Einzelne und dass das immer so bleiben wird", sagte Vucic und kündigte an, dass am Sonntag landesweit regierungsfreundliche Kundgebungen stattfinden würden.

fab/AR (dpa, afp, ap, beta)