Schröder und Berlusconi zeigen sich versöhnt
23. August 2003Bundeskanzler Gerhard Schröder und der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi haben die Verstimmung zwischen beiden Ländern für beigelegt erklärt. Deutschland und Italien wollen sich zusammen für eine rasche Verabschiedung der Europäischen Verfassung einsetzen. Der Vertragstext solle noch in diesem Jahr unter italienischer EU-Ratspräsidentschaft besiegelt werden, sagten Berlusconi und Schröder nach einem Treffen am Samstagvormittag (23. August 2003) im norditalienischen Verona. Deutschland wolle sich dafür einsetzen, dass die italienische Ratspräsidentschaft ein Erfolg werde, sagte Schröder. Ein Erfolg sei sie dann, wenn die Verfassung verabschiedet werde.
"Die eine oder andere Irritation"
Es habe zwar im Sommer "die eine oder andere Irritation" gegeben, sagte Schröder nach dem rund einstündigen Gespräch. Sie habe aber weder das Verhältnis der beiden Regierungschefs noch die Beziehungen beider Länder beeinflusst. Berlusconi wollte nicht von einer Verbesserung sprechen, "weil es nie zu einer Verschlechterung gekommen ist".
Berlusconi betonte, Schröder werde künftig auch als Urlauber wieder "mit höchsten freundschaftlichen Gefühlen empfangen". Deutschland sei Italiens wichtigster Partner. Er erwarte auch, dass es in Zukunft "keine besonderen Schwierigkeiten" gebe.
Sommer in Hannover
Zu Beginn des Sommers hatte Berlusconi einen deutschen SPD-Europapolitiker mit einem Nazi-Vergleich beleidigt. Ein Touristik-Staatssekretär in Rom beschrieb die Deutschen als "einförmige, supernationalistische Blonde", die lärmend über Italien herfallen. Daraufhin hatte Schröder seinen Urlaub in Italien abgesagt und die Sommerferien in seinem Haus in Hannover verbracht.
Allerdings zeigten sich beim Thema EU-Verfassung unterschiedliche Auffassungen der beiden Regierungschefs. Während Schröder den Text der Verfassung nicht wieder zur Diskussion stellen will, sprach sich Berlusconi dafür aus, "ein, zwei, maximal drei Abänderungen" auf Ebene der Staatschefs vorzunehmen. Man werde in diesem Punkt noch eine gemeinsame Position entwickeln, kündigte Schröder an.
"Carmen" mit Romano und ohne Silvio
Berlusconi hatte am Vorabend kurzfristig einen gemeinsamen Opernbesuch in der Arena von Verona abgesagt. Sein Innenministerium und seine Geheimdienste hätten Informationen darüber gehabt, dass Demonstranten "wahrscheinlich" aus Protest gegen ihn die Aufführung der Oper "Carmen" mit Trillerpfeifen stören wollten. Das hätte nicht nur Schaden für die Arena, sondern auch für Schröder und EU-Kommissionspräsident Romano Prodi bedeutet, der den Kanzler nach Verona eingeladen hatte. Deshalb habe er entschieden, nicht zu kommen, sagte Berlusconi. Er fügte hinzu: "Eine sehr kluge Entscheidung." (kap)