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Schärfere Regeln für Fitch & Co.

28. November 2012

Die Ratingagenturen sollen nach dem Willen der EU künftig für grobe Fehlentscheidungen haftbar sein und ihre Urteile besser begründen. Ob es hilft? Kritiker monierten bereits eine Aufweichung der Regeln.

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Das Gebäude der Ratingagentur Fitch in New York (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Ratingagenturen müssen sich in Europa künftig einer strengeren Kontrolle unterziehen. Das sehen neue Regeln vor, auf die sich die EU-Länder, die EU-Kommission und das Europäische Parlament am Dienstag einigten. Ziel ist es, die Bonitätsprüfer für ihre Notenvergabe stärker zur Verantwortung ziehen zu können. So sollen Klagen leichter gemacht und den Agenturen mehr Transparenz auferlegt werden. Die Vorschriften werden einem EU-Vertreter zufolge frühestens im kommenden Jahr in Kraft treten.

In der Finanzkrise und in der europäischen Staatschuldenkrise hatten insbesondere die drei Branchengrößen Standard & Poor's (S&P), Moody's und Fitch heftige Kritik auf sich gezogen. Beanstandet wurde, dass die Experten Top-Bewertungen für Anleihen vergeben hätten, die sich später als Giftpapiere erwiesen. Ein anderer Vorwurf besagt, dass in der Euro-Krise manche Länder-Ratings zu äußerst sensiblen Zeitpunkten herabgestuft wurden.

Die Konzernzentrale von Standard and Poor's in New York (Foto: dapd)
Die Konzernzentrale von Standard and Poor's in New YorkBild: dapd

Bewertung von EU-Staaten rechtzeitig vor Börsenbeginn

Zentrales Anliegen der neuen Vorgaben sind schärfere Vorgaben für die Notenveröffentlichung. So sollen die Agenturen künftig Bewertungen von EU-Staaten nur zu vorher gewählten Terminen verkünden, nur außerhalb der Geschäftszeiten und rechtzeitig bevor in Europa die Börsen öffnen. Dies soll nervöse Reaktionen der Märkte abmildern. Die Agenturen müssen zudem offenlegen, nach welchen Kriterien sie ihre Entscheidung gefällt haben. Für fahrlässige oder absichtlich falsche Bewertungen sollen die Agenturen haften. Bei der Bewertung bestimmter komplexer Papiere müssen sich die Agenturen abwechseln. Dies soll verhindern helfen, dass sich die gewinnorientierten Ratingagenturen mit zu rosigen Einstufungen das Wohlwollen ihrer Geldgeber sichern.

Firmenlogo der Ratingagentur Moody's in New York (Foto: dapd)
Das Firmenlogo der Ratingagentur Moody's, ebenfalls in New YorkBild: dapd

Kritik an Aufweichung der Regeln

Kritiker verwiesen allerdings darauf, dass die Regeln im Zuge der Verhandlungen aufgeweicht wurden. Vom Tisch ist etwa die Forderung, Länder-Bewertungen auszusetzen, solange Rettungsprogramme organisiert werden. Abgeschwächt wurde der Vorschlag, Anleihe-Emittenten eine Rotation der Ratingagenturen vorzuschreiben.

Die Agenturen bewerten die Kreditwürdigkeit von Unternehmen oder Staaten. Sie spielen eine wichtige Rolle in der Finanzkrise: Je schlechter sie einen Staat bewerten, desto mehr Zinsen muss dieser seinen Gläubigern für geliehenes Geld zahlen.

Fitch stuft Argentinien herab

Vor dem Hintergrund eines Rechtsstreits über ausstehende Schulden Argentiniens bei den USA hat die Ratingagentur Fitch die Bonität des südamerikanischen Landes herabgestuft. Grund sei der wahrscheinliche Zahlungsausfall Argentiniens, erklärte Fitch in New York. Die Agentur setzte ihr langfristiges Rating für das rezessionsgeplagte Land um fünf Stufen von "B" auf "CC" herab. Die kurzfristige Kreditwürdigkeit wurde von "B" auf "C" gesenkt. In der vergangenen Woche hatte ein Bundesgericht in Manhattan Argentinien aufgefordert, bis zum 15. Dezember Altschulden in Höhe von 1,3 Milliarden Dollar zu begleichen. Die argentinische Regierung will das verhindern.

sti/pg (afp, dapd, dpa, rtr)