Russlands Geheimdienst gewährt Einblick in bisher geheime Unterlagen über die bolschewistische Ära
23. Juli 2003Moskau, 22.7.2003, ITAR-TASS, russ.
Zum ersten Mal wird Archivmaterial des Föderalen Sicherheitsdienstes (FSB) über die Vertreibung der russischen Intelligenzija aus der Sowjetunion im Jahre 1922 öffentlich zugänglich gemacht. Es wird auf der Ausstellung "Filosofskij Parochod" ("Philosophen-Dampfer" - MD) gezeigt, die heute im Gebäude des föderalen Archivs in der Pirogowka Str. (in Moskau - MD) eröffnet wird.
"Diese Ausstellung ist ein Beweis für den Wunsch des FSB, etwas Licht in die dunklen Seiten unserer Geschichte zu bringen", sagte der Leiter der FSB-Archiv-Verwaltung, Wassilij Christoforow, vor Reportern. Die Geheimdienste haben 150 Dokumente zur Verfügung gestellt, darunter über die Untersuchungen im Falle der Religionsphilosophen Nikolaj Berdjajew, Lew Karsawin, Semjon Frank und Nikolaj Losskij. Sie und weitere 150 Angehörige der Intelligenzija - Ärzte, Ingenieure, Dozenten und Historiker - wurden aus Sankt Petersburg vertrieben und auf zwei Dampfern nach Deutschland geschickt. Emigranten nannten diese Schiffe anschließend "Philosophen-Dampfer".
Eine Reihe von Dokumenten bezieht sich auf die Liquidierung politischer Parteien und die gewaltsame Konfiszierung von Kircheneigentum. Außer dem FSB-Material zeigt die Ausstellung auch Dokumente aus dem russischen Präsidialarchiv und dem Russischen Staatlichen Literatur- und Kultur-Archiv. Die Ausstellung ist bis zum 7. September zu besichtigen. (TS)