Russland liefert 53 Prozent seines Erdöls und 63 Prozent des Erdgases in EU-Staaten
28. Mai 2002Moskau, 28.5.2002, WREMJA NOWOSTEJ, russ., Andrej Slobin
Das Interesse des Westens an russischen Energieressourcen ist in der letzten Woche noch offensichtlicher geworden. Die strategische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Energiewirtschaft wurde beim Treffen der Präsidenten Russlands und der USA erörtert. Und eines der wichtigsten Themen des morgen (29.5.) in Moskau beginnenden Russland-EU-Gipfels ist ebenfalls die Energiewirtschaft.
Nach den Worten von Loyola de Palacio, der für die Energiewirtschaft und den Transport verantwortlichen stellvertretenden Vorsitzenden der Europäischen Kommission, "ist die Energiewirtschaft ein Bereich, wo die Kooperation zwischen der Europäischen Union und Russland am besten möglich ist". Bereits heute werden 53 Prozent des russischen Erdöls und 63 Prozent des russischen Erdgases in die EU-Staaten geliefert (die EU erhält 21 Prozent des Erdöls und 47 Prozent des Erdgases aus Russland). Der westliche Spießbürger macht sich sorgen, ob – unter Berücksichtigung der Nachfrage nach solch einer Art "strategischem Dialog" mit Moskau – die russischen Energieressourcen für alle ausreichen werden. "Wir sind die ersten in der Schlange", scherzt Loyola de Palacio. "Die werden für alle ausreichen, es wird sogar noch etwas übrig bleiben." Die Gasvorräte in Russland sind gigantisch, es werden neue Vorkommen in Sibirien und im Gebiet jenseits des Polarkreises erschlossen, benötigt werden jedoch Investitionen. "Wir sind näher an Russland dran, arbeiten seit zwei Jahren zusammen, es wird demnächst um neue konkrete Projekte gehen."
"Russland ist, was die Energiewirtschaft angeht, eine Ergänzung der EU", erklärte Frau de Palacio "Wremja nowostej". "Auf dem Gebiet der Energiewirtschaft ist das eine gegenseitige Ergänzung, könnte doch Russland auch einmal an Lieferungen von elektrischem Strom interessiert sein, der in Europa produziert wird, und umgekehrt. Außerdem braucht Russland, ungeachtet seiner Möglichkeiten bei der Erzeugung von Strom, ausländische Gesellschaften auf seinem Markt."
Das Hauptthema der Verhandlungen von Frau de Palacio mit den russischen Partnern (Energieminister Igor Jusuffow und "Gasprom"-Chef Aleksej Miller) sind langfristige Verträge für Gaslieferungen nach Europa. Dieses Problem berührt unmittelbar die Interessen der Lieferantenstaaten (Russland, Norwegen, Algerien). Nach Ansicht der europäischen Kommissarin "ist das Problem von einer Lösung weit entfernt, obwohl sich die Tür ein wenig geöffnet hat". (...) (lr)