Russischer Politologe Aleksandr Zipko: Für Russland sind die "Demokratie-Erstürmer" schlimmer als Schewardnadse
25. November 2003Anzeige
Moskau, 24.11.2003, NOWYJE ISWESTIJA, russ., Irina Aleksidse
Frage:
Aleksandr Sergejewitsch, welche Auswirkung werden Ihrer Meinung nach die Ereignisse in Georgien auf die Lage in der Kaukasischen Region insgesamt haben?Antwort:
Alles, was dort stattfindet, ist irgendwie negativ angehaucht. Sollte die verspätete revolutionäre Demokratie an die Macht kommen, könnte das zum Zerfall Georgiens führen. Dann werden Südossetien und Abchasien für immer und ewig Georgien verlassen. Das Gefährlichste ist jedoch, dass der Präsident Adschariens, Aslan Abaschidse, nicht mit der neuen Führung Georgiens zusammenarbeiten wird. (...) Die Aggressivität der neuen Machthaber zeugt davon, dass es keine legitimen Gründe für einen Umsturz gegeben hat. Deshalb dürfen die Anhänger von Saakaschwili und Burdschanadse nicht als echte Demokraten bezeichnet werden, sondern als Demokratie-Erstürmer. Diese Demokratie-Erstürmer sind für Russland sogar schlimmer als Eduard Schewardnadse.Frage:
Wie werden sich die Beziehungen des neuen Georgiens zu den benachbarten Staaten Armenien, Aserbaidschan und Russland entwickeln?Antwort:
Die neuen georgischen Machthaber stehen in Opposition zu diesen Staaten. Dabei beginnen sich doch eben jetzt die Beziehungen zu Russland im Transkaukasus zu verbessern. In der letzten Zeit hat auch Schewardnadse diese Position vertreten. Aber die jetzigen Demokratie-Erstürmer, die hauptsächlich die Intelligenz von Tbilissi darstellen, die keine Unterstützung bei der übrigen Bevölkerung finden, werden das Land in die Isolation führen. Es wird ein Regime auftauchen, dass in Konfrontation zu allen Nachbarstaaten Georgiens stehen wird. Unsere Truppen in Georgien dürfen sich jedoch nicht in diesen Prozess einmischen. Russland muss seine Kontrolle über Abchasien, Südossetien und Adscharien verstärken, um sich außer Gefahr zu bringen.Frage:
Heißt das, dass Russland den Zerfall Georgiens beschleunigen sollte?Antwort:
Ja. Sollte Georgien sich feindlich gegenüber Russland zeigen, wird uns keine andere Wahl bleiben. (...) (lr)Anzeige