Ruandas Kunstszene: Kreative im Aufbruch
Ruandas junge und kreative Kunstszene entdeckt immer neue Stile und Techniken. Die Kreativen wollen ihre Kunst aber nicht nur verkaufen. Sie wollen raus aus den Ateliers und ganz Ruanda für Kunst begeistern.
Kunst zwischen Kommerz und Kreativität
Der Elefant, den Innocent Buregeya gerade malt, hat für den 26-jährigen eine ganz eigene Geschichte: Sein Vater war früher oft mit ihm im Nationalpark und hatte ihm von diesem Elefanten erzählt. Jetzt will Innocent diese Geschichte weitererzählen. Aber weil er auch Geld verdienen muss, malt er das Tier auf einen Beutel - er hofft, den besser verkaufen zu können.
Künstlerkommune und Kreativzentrum
Buregeya arbeitet im Uburanga Arts Studio in Ruandas Hauptstadt Kigali. Die Galerie wurde 2010 gegründet. Hier arbeiten rund ein Dutzend Künstler: Maler, Bildhauer und Modedesigner. Einige von ihnen leben auch in der Künstlerkolonie. Hier finden Ausstellungen, Konzerte und Kunstunterricht für Straßenkinder statt.
Erst malen, dann sammeln
Jamal Ntagara ist 27 Jahre alt und arbeitet seit zwei Jahren bei Uburanga. Sein Atelier ist ein kleiner, enger Nebenraum. Er möchte mit seiner Kunst seine Sicht auf die Welt ausdrücken und den ruandischen Lebensstil wiedergeben. Am liebsten malt er die Natur. Ewig malen will er aber nicht: Er möchte Kunstsammler werden.
Landestracht zwischen Tradition und Moderne
"Kleider können Kultur und Modernität gleichzeitig transportieren", sagt Augustin Hakizimana. Der 28-jährige gestaltet in der Galerie Uburanga moderne Versionen traditioneller ruandischer Kleider. Er muss sich aber auch der Zeit anpassen: Früher trugen die Frauen keine Oberteile und liefen oben ohne. Der Blick auf Ruandas Kultur helfe ihm, Inspirationen zu finden und umzusetzen, sagt er.
Schnelles Wachstum verändert Stil und Motive
Ruandas Künstler wollen nicht mehr nur traditionelles Kunsthandwerk herstellen. Sie wollen in ihrer Kunst gleichzeitig Tradition und Modernität des schnell wachsenden Landes ausdrücken. Damit verändern sich Motive und Kunststile. In Kigalis Innenstadt werden so Hochhäuser zum Motiv künstlerischen Ausdrucks.
Alle Ruander sollen Künstler werden
Seit September 2015 hat Ruandas Hauptstadt Kigali eine Fußgängerzone. Langsam wird der autofreie Bereich für neue Aktivitäten genutzt. Auch von den Künstlern des Imagine Art Studio, einer weiteren Galerie der Stadt. Sie wollen den Ruandern die Kunst aus ihrem eigenen Land näherbringen. Und wer will, bekommt eine Leinwand und darf mitmachen.
Kunstunterricht für eine ganze Stadt
"Wir wollen die Stadt mit Leben füllen", sagt Strong Karakire von der Galerie Imagine Art Studio. Er hatte die Idee zur Straßenkunst in Kigali. "Viele Ruander wissen nicht, was Kunst ist. Weil sie nicht zu uns kommen, nutzen wir jetzt die Fußgängerzone und bringen die Kunst zu den Menschen." Fast jeden Nachmittag kommen die Künstler hierher.
Pionier der Fotokunst in Ruanda
Jacques Nkinzingabo ist der erste ruandische Fotograf, der seine Werke in einer Einzelausstellung präsentiert. Vorher hat er als DJ gearbeitet und CDs verkauft. Drei Jahre lang ist Jacques Nkinzingabo durch Ruanda gereist, um seine Fotos zu machen. Den Gästen auf seiner Vernissage im Goethe-Institut in Kigali erklärt er, wie er mit seinen Fotos den Blick auf sein Heimatland verändern will.
Ein Bild ist mehr wert als 40 Eurocent
Seine Bilder sollen Ruanda auf eine Art zeigen, die man sonst nicht zu sehen bekommt. Nkinzingabo will Kultur, das wahre Leben und die Natur Ruandas visuell mit neuen Blickwinkeln konfrontieren und darstellen. Sein Ziel ist, dass Fotografie in Ruanda als Kunstform angesehen wird. "Die Leute müssen einsehen, dass ein Foto mehr wert ist als die 40 Cent für den Abzug", sagt er.
Gemeinsam für neue Kunst aus Ruanda
Vernetzung ist für Ruandas Künstler extrem wichtig. Willy Karekezi (links) von der Uburanga Kunstgalerie ist deshalb zu Jacques Nkinzingabos Ausstellungseröffnung gekommen. Künstler in Ruanda nutzen solche Veranstaltungen, um auf ihre eigene Arbeit aufmerksam zu machen. Dabei stehen sie jedoch nicht in Konkurrenz zueinander, sondern wollen ihre Kunst gemeinsam bekannter machen.