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Republik Moldau setzt bei europäischer Integration auf Deutschland

27. Februar 2004

– DW-Interview mit dem neuen moldauischen Botschafter in Berlin, Igor Corman

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Bonn, 18.2.2004, 1135 GMT, DW-RADIO/Rumänisch

Heute (18.2.2004) hat der neue Botschafter der Republik Moldau in Deutschland im Berliner Schloss Bellevue Bundespräsident Johannes Rau seine Beglaubigungsschreiben überreicht. Mit seinen 34 Jahren ist Igor Corman einer der jüngsten Botschafter der Republik Moldau. Corman studierte in Chisinau, in Iasi (Rumänien – MD) und in Deutschland. Berlin ist für ihn keine völlig unbekannte Stadt. Corman war der erste moldauische Diplomat, der in der zweiten Hälfte der 90er aus der damaligen Bundeshauptstadt Bonn nach Berlin kam, um hier nach einem geeigneten Botschaftsgebäude Ausschau zu halten. Seine erste Mission als Diplomat in Berlin beendete er zu Beginn des Jahres 2001 als moldauischer Geschäftsträger. Jetzt ist Igor Corman als Botschafter nach Berlin zurückgekehrt. Anlässlich der Übergabe seiner Beglaubigungsschreiben gewährte er der Deutschen Welle das folgende Interview.

Frage: Welche Prioritäten werden Sie in Ihrer Tätigkeit als moldauischer Botschafter in Deutschland setzen?

Igor Corman: Für die Republik Moldau ist Deutschland als wichtigste europäische Macht und als drittwichtigste Macht in der Welt von großer Bedeutung. Wir sind sehr daran interessiert, unsere Beziehungen zu Deutschland in allen Bereichen zu vertiefen, also im politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Bereich. Im politischen Bereich sind wir sehr daran interessiert, den bilateralen politischen Dialog auf allen Ebenen zu intensivieren. Das schließt die höchste Ebene ein. Das hängt vor allem mit den Bemühungen der Republik Moldau um die europäische Integration zusammen. Wir wissen, welch bedeutende Rolle Deutschland in der Europäischen Union spielt.

Außerdem gibt es da noch ein Problem, das in der Entwicklung der Republik Moldau und bei unseren Bemühungen um unsere europäische Integration ein ernsthaftes Hindernis darstellt. Ich meine den Transnistrien-Konflikt. Wir sind sehr daran interessiert, dass auf multilateraler Ebene eine Lösung gefunden wird. Natürlich sind Russland, die Ukraine, die OSZE die Hauptvermittler. Aber in letzter Zeit nimmt das Interesse der Europäischen Union an einer Lösung des Konflikts ständig zu. Das hat damit zu tun, dass im Jahre 2007 die Republik Moldau zu einem Nachbarstaat der Europäischen Union wird. Wir begrüßen es, dass sich die Europäische Union an der Lösung des Transnistrien-Konflikts beteiligt, und wir wünschen uns, dass sie sich noch stärker in diese Sache einbringt. Und wenn wir über die Europäische Union sprechen, müssen wir sehen, dass Deutschland dort eine wichtige Rolle spielt.

Frage: Wie beurteilen Sie die Entwicklung der moldauisch-deutschen Beziehungen, vor allem in letzter Zeit, seit die Republik Moldau entschlossen ist, der Europäischen Union beizutreten?

Igor Corman: Ich glaube, dass wir vor allem in letzter Zeit ein zunehmendes Interesse Deutschlands an der Entwicklung in der Republik Moldau feststellen können. Ich möchte dafür nur zwei Belege anführen. Vor einem Monat hat das Auswärtige Amt in Zusammenarbeit mit der Südosteuropa-Gesellschaft und dem Stabilitätspakt für Südosteuropa in Bayern eine Konferenz abgehalten. Thema der Veranstaltung war "Eine europäische Perspektive für die Republik Moldau". Drei Tage lang diskutierten über einhundert Gäste aus der Republik Moldau, aus Brüssel, aus Deutschland über diese europäische Perspektive der Republik Moldau. Das zweite für uns sehr wichtige Beispiel ist die Debatte im Deutschen Bundestag vom 29. Januar (2004) über den Antrag der CDU/CSU-Fraktion, in dem es darum ging, die Demokratisierung und die Wiedervereinigung der Republik Moldau zu unterstützen. Die deutschen Abgeordneten diskutieren jetzt darüber, wie sie die demokratischen und wirtschaftlichen Reformen in der Republik Moldau unterstützen können. Also, wir hoffen, dass Deutschland auch in Zukunft eine so aktive Rolle spielt. Wie ich schon sagte, spielt Deutschland in unseren Bemühungen um unsere europäische Integration eine entscheidende Rolle.

Frage: Vor etwas über einem Jahr wurde in Celle, in Niedersachsen die Wirtschaftsvertretung der Republik Moldau eröffnet. Das ist die einzige Vertretung dieser Art, die die Republik Moldau auf dem Gebiet der Europäischen Union unterhält. Welche Erfahrungen haben Sie mit dieser Vertretung gemacht?

Igor Corman: Die wichtigste Aufgabe dieser Vertretung ist es, den deutschen Markt zu erkunden. Sie soll Empfehlungen für Geschäftsleute und Unternehmer in der Republik Moldau erarbeiten. Und sie soll den Absatz moldauischer Erzeugnisse auf dem deutschen Markt fördern. Eigentlich sollte diese Vertretung in Celle auch ein Handelshaus gründen. Das war eine sehr gute Idee. Diejenigen Unternehmen, die ihre Handelsbeziehungen zu Deutschland weiterentwickeln wollen, sollten ihre Vertreter in dieses Handelshaus schicken. Und, wie gesagt, das Handelshaus war und ist eine gute Idee. Aber leider fehlt zur Zeit die finanzielle Unterstützung dafür. Die finanziellen Möglichkeiten der moldauischen Geschäftsleute reichen leider nicht aus für dieses Projekt. Deswegen wäre es wahrscheinlich wichtig, dass wir versuchen, alternative Quellen zur Finanzierung des Projekts finden. (me)