Regionen in Ex-Jugoslawien streben nach Europa
16. Dezember 2002Köln, 15.12.2002, DW-radio / Bosnisch, Dinko Gruhonjic, aus Novi Sad
Die Präsidenten der Regionalen Wirtschaftskammer von Novi Sad, der Komitat-Wirtschaftskammer aus Osijek und der Kantonalen Wirtschaftskammer aus Tuzla haben am Donnerstag (12.12.) ein trilaterales wirtschaftliches Kooperationsabkommen abgeschlossen. Der Präsident der Wirtschaftskammer Novi Sad Dragan Lukac hat auf einer Pressekonferenz nach der Unterzeichnung des Abkommens erklärt, Ziel des Abkommens sei es, die wirtschaftliche Kooperation unter diesen Regionen grenzübergreifend zu fördern und zu verbessern, "damit der Personen-, Waren- und Kapitalverkehr beschleunigt und erleichtert wird. Die Unterzeichner werden auch einen aktiven Beitrag zu guten nachbarschaftlichen Beziehungen leisten, damit wir uns alle zusammen bald möglichst in die europäische Integration beziehungsweise in die EU einreihen können". Lukac erinnerte daran, dass im Januar diesen Jahres in Tuzla die Bürgermeister von Novi Sad, Osijek und Tuzla ein Abkommen über interethnische Toleranz unterzeichnet haben. Ihm zufolge ist das an diesem Tage unterzeichnete Abkommen lediglich eine logische Fortsetzung (...) dieser Drei-Städte-Kooperation.
Der Präsident der Komitat-Wirtschaftskammer Osijek Zoran Kovacevic hat sich für eine weitreichend Erleichterung der Visumspflicht zwischen Kroatien, Jugoslawien und Bosnien-Herzegowina eingesetzt. Er begrüßte die Tatsache, dass ab 1. Januar kommenden Jahres das Freihandelsabkommen zwischen diesen drei Staaten in Kraft tritt. "Aus dem Aufbau und der Analyse unserer statistischen Daten geht nun hervor, dass es für fast 80 Prozent der Produkte, mit denen wir derzeit handeln, künftig keine Zollbarrieren beziehungsweise Zolltarife gibt. Dies ist sicherlich sozusagen ein Sprungbrett für die Ausweitung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Kroatien und Serbien".
Der Vorsitzende der Kantonalen Wirtschaftskammer Tuzla Imser Imsirovic sagte, mehr als 10 000 Firmen, denn so viele gibt es im Kanton Tuzla, werden mit Begeisterung dieses Abkommen aufnehmen. Imsirovic sprach jedoch auch die Probleme an, mit denen er sowohl beim Grenzübertritt als auch in Serbien konfrontiert war. "Als wir die Mautgebühren entrichten mussten, fragte ein Angestellter, ‚woher kommen Sie‘, ‚aus Bosnien-Herzegowina‘, ‚woher aus Bosnien-Herzegowina?‘, ‚aus Tuzla‘. Er sah auf eine Landkarte und sah, dass es sich in der Föderation Bosnien-Herzegowina befindet. Wir haben zehn Konvertible Mark Mautgebühren bezahlt. Wenn ich aus der Republika Srpska wäre, hätte ich eine Mark bezahlt. Der Kollege, der mich im Wagen begleitete und aus der Republika Srpska kommt, reiste nur mit Personalausweis, ich musste meinen Pass vorzeigen". Imsiriovic zufolge sind dies eindeutige Fälle von Diskriminierung der Bürger einer der bosnisch-herzegowinischen Entitäten. Er rief die Politiker daraufhin auf, die abgegebenen Versprechen auch zu erfüllen. Damit spielte er auf die zahlreichen Abkommen zur Normalisierung der Beziehungen an, die in den letzten beiden Jahren zwischen Jugoslawien und Bosnien-Herzegowina unterzeichnet wurden. (md)