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Radikale muslimische Sekte der Wahhabiten zunehmend aktiv im Kosovo

8. Januar 2003

– Mufti des Kosovo nennt die Sekte "extremistisch" und verweist auf Verantwortung der internationalen Verwaltung

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Pristina, 3.1.2003, KOHA DITORE, alban.

Internationale Kreise warnen vor dem wachsenden Einfluss der radikalen islamischen Sekte der Wahhabiten in Kosova. Nach Angaben der Nachrichtenagentur United Press International sind die Mitarbeiter von UN und EU in Kosova, wo in großem Unfang finanzielle Hilfe aus Saudia Arabien eintreffe, zunehmend alarmiert.

"Sie haben 98 Grund- und weiterführende Schulen gezählt, die von islamischen Missionaren überwiegend in ländlichen Gegenden, wo nur wenige andere Schulen zur Verfügung stehen, zusammen mit 24 Moscheen und 14 Waisenhäusern gebaut, finanziert und personell ausgestattet wurden.

Weiter heißt es in der Meldung, es sei ironischerweise der gebürtige Albaner Muhammed Ali gewesen, der im frühen 19. Jahrhundert als Herrscher über Ägypten die Ausbreitung des Wahhabismus gestoppt habe. Nun seien die Wahhabiten zurück und breiteten sich in seiner Heimat rasch aus, sehr zum Ärger von Mufti Rexhep Boja, der argumentiert: Albaner sind seit über 500 Jahren Muslime und es ist nicht nötig, dass Außenstehende ihnen sagen, wie sie den Islam praktizieren sollen".

Die islamische Gemeinschaft in Kosova ist ein religiöser und institutioneller Mechanismus, der nicht mit einzelnen religiösen Gruppen identifiziert werden kann, die seit dem Krieg in Kosova aufgetaucht sind. So beschrieb Mufti Rexhep Boja die größte Religionsgemeinschaft in Kosova in seinem Gespräch mit KOHA DITORE. Er bestritt jede Verbindung zwischen dieser Gemeinschaft und ausländischen Elementen, die neben humanitären auch religiöse Aktivitäten ausübten. "Als islamische Gemeinschaft sind wir organisiert, und wir arbeiten nach unserer Verfassung, um die Bedürfnisse unserer Gläubigen zu erfüllen", so Rexhep Boja, Mufti der Islamischen Gemeinschaft in Kosova.

Seit dem Krieg sind 24 Moscheen mit Hilfe von außen und unter der Koordination dieser Gemeinschaft in Kosova errichtet worden. Ihr Oberhaupt bestreitet jedoch, dass die Geldgeber Bedingungen gestellt oder der Gemeinschaft Regeln für ihre Tätigkeit aufgezwungen hätten. Alle diese Moscheen operierten nach Angaben Bojas unter der völligen Überwachung der Islamischen Gemeinschaft, und die Imame in diesen Moscheen seien aus Kosova.

Nach dem Ende des Krieges hätten viele ausländische Organisation in Kosova die Arbeit aufgenommen. Zusätzlich zu ihrer humanitären Mission des Häuserbaus und der Lieferung von Lebensmitteln und Kleidung seien diese Organisationen auch religiös aktiv gewesen. "Diejenigen, die ihnen erlaubt haben, nach Kosova einzureisen und diese Organisationen sogar registriert haben, sollten die Verantwortung dafür übernehmen", so Boja. Boja betrachtet diese religiösen Aktivitäten als Einmischung in die Zuständigkeiten der religiösen Gemeinschaften in Kosova.

Eine der größten Gruppen seien die Wahhabiten, die laut Boja nicht innerhalb einer einzigen Organisation operieren, sondern in mehreren. Internet-Quellen zufolge gehören von den 1,1 Milliarden Muslimen über eine Million zur Sekte der Wahhabiten, die Mehrheit von ihnen sind aus Saudi Arabien.

Nach Angaben von Mufti Rexhep Boja zeichnen sich die Angehörigen dieser Gruppe nicht nur durch die Art ihrer Kleidung, sondern auch durch ihren Extremismus bei der Ausübung ihrer Religion aus. "Die Weise, in der sie die Religion praktizieren, unterscheidet sich von den Traditionen unserer Bevölkerung und ihre Gebete stehen im Widerspruch zu den Gebeten der kosovarischen Gläubigen. Arabische Kleidung kann sich nicht in Kosova durchsetzen", erläuterte Boja.

"Das größte Problem liegt bei den Anfängern, die sich sofort nach Beendigung des Kurses für kompetente Prediger des Islam halten.", betonte Boja (...) Der Vorsitzende der islamischen Gemeinschaft konnte nichts Konkretes im Zusammenhang mit der Anwesenheit der Wahhabiten in Kosova sagen. "Die internationalen Vertreter, die sie in Kosova registriert haben, sollten das wissen." Nach seinen Worten haben die Wahhabiten in Kosova keine speziellen Moscheen, sondern führen ihre Aktivitäten in etlichen gemieteten Häusern durch.

Offizielle Vertreter der UNMIK und die Vertreter der UNMIK-Polizei versichern, dass sie keine Kenntnis von den Aktivitäten dieser radikalen Gruppe in Kosova haben. "Ich weiß nichts davon. Alle Vereine, die in Kosova aktiv sind, sollten sich registrieren, aber es gibt keine unterschiedlichen Bestimmungen für Christen und Muslime", erläuterte UNMIK-Sprecherin Eleanor Beardsley. Nach ihren Angaben führt die Polizei bei diesen Vereinen nur dann Durchsuchungen durch, wenn es den begründeten Verdacht illegaler Aktivitäten gibt. (MK)