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KonflikteUkraine

Putin berät mit saudischem Kronprinzen über Ukraine

14. März 2025

Der Kremlchef wendet sich der Golfmonarchie zu, nachdem er zahlreiche Vorbedingungen für eine etwaige Waffenruhe in der Ukraine genannt hat. Der ukrainische Präsident Selenskyj spricht von "Manipulation".

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Der russische Präsident Putin hält mit der linken Hand einen Telefonhörer
In einem Telefonat mit dem saudischen Kronprinzen bin Salman lobte Kremlchef Putin (Archivbild) die Vermittlungsbemühungen der Golfmonarchie Bild: Alexei Nikolsky/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa/picture alliance

Nach seinen ersten Äußerungen zu einem US-Vorschlag für eine 30-tägige Waffenruhe in der Ukraine hat der russische Präsident Wladimir Putin mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman über eine mögliche Lösung des Konflikts gesprochen. In dem Telefonat habe Putin die Vermittlungsbemühungen der Golfmonarchie gelobt, erklärte der Kreml. In Saudi-Arabien hatten im Februar Gespräche zwischen Vertretern der USA und Russlands stattgefunden.

Der Kronprinz habe wiederum betont, wie wichtig eine Lösung des Konflikts sei, und sich bereit erklärt, auf "jede erdenkliche Weise zur Normalisierung der russisch-amerikanischen Beziehungen" beizutragen. Überdies berieten der Kremlchef und der Kronprinz den russischen Angaben zufolge über ihre bilaterale Zusammenarbeit und deren Bedeutung für die Stabilität des weltweiten Ölmarkts.

Putin lässt Botschaft für Trump übermitteln

Die Ukraine hatte sich für den US-Vorschlag einer 30-tägigen Waffenruhe ausgesprochen. Der US-Sondergesandte Steve Witkoff flog am Donnerstag nach Moskau, um der russischen Seite den Plan vorzustellen. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bestätigte vorherige Ankündigungen und erklärte, Putin habe Witkoff empfangen und ihm eine Botschaft an US-Präsident Donald Trump übermittelt. Genaueres hierzu wurde nicht mitgeteilt. Peskow sagte lediglich, es gebe Grund für "vorsichtigen Optimismus", insgesamt bleibe aber "noch eine Menge zu tun". Nach Berichten russischer Medien reiste Witkoff in der Nacht zu Freitag wieder ab.

Ukraine-Konflikt | Russland | Ein Geschäftsreiseflugzeug fliegt bodennah, im Hintergrund ein größeres Gebäude
Am Donnerstag gelandet (hier ein Bild vom Anflug auf Moskau), in der Nacht zu Freitag wieder abgereist: Der US-Gesandte Steve Witkoff unterrichtete Russland über den US-Vorschlag zu einer WaffenruheBild: Maksim Blinov/SNA/IMAGO

Putin hatte zuvor erklärt, zwar sei er für eine Waffenruhe in der Ukraine; erst müssten jedoch "ernste Fragen" geklärt werden. An eine mögliche Zustimmung knüpfte er zahlreiche Vorbedingungen. Beim Thema Gebietsansprüche beharrte der russische Präsident auf bekannten Maximalforderungen. Zugleich brachte er ein erneutes Telefonat zwischen ihm und Trump ins Gespräch. Bereits im Februar hatten beide Politiker telefoniert und dabei vereinbart, ihre Beziehungen auf eine neue Grundlage zu stellen und mit Blick auf die Ukraine zu einer Lösung zu finden.

Selenskyj: Kremlchef taktiert

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete die jüngste Reaktion des Kremlchefs als "manipulativ". Putin traue sich nicht, Trump offen zu sagen, dass er den Krieg fortsetzen wolle, erklärte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft. Die Idee einer Waffenruhe werde daher in Moskau mit zahlreichen Bedingungen verknüpft. Statt klar Nein zu sagen, tue Putin alles, um eine praktische Umsetzung entweder hinauszuzögern oder ganz unmöglich zu machen.

Ukraine Kyjiw 2025 | Präsident Wolodymyr Selenskyj sitzt am Schreibtisch und hat den Kopf auf die linke Hand gestützt
"Wir haben alle die sehr vorhersehbaren, sehr manipulativen Worte Putins (...) gehört": Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine (Archivbild)Bild: ROPI/picture alliance

Ähnlich bewerteten mehrere westliche Experten die russische Antwort. George Barros vom US-amerikanischen Institut für Kriegsstudien schrieb auf X, man falle auf die Sprache des Kremls herein, wenn man glaube, Putins Erklärung bedeute, dass er das Angebot einer 30-tägigen Waffenruhe akzeptiert habe. Tatsächlich habe Putin die Bedingungen von Trumps Vorschlag abgelehnt und versuche nun, dessen Inhalt zu verändern.

Der Politikwissenschaftler Thomas Jäger von der Universität Köln stellte auf derselben Onlineplattform die rhetorische Frage: "Wie sagt man, dass man den Waffenstillstand nicht will, ohne zu sagen, dass man den Waffenstillstand nicht will?" Putin beabsichtige, weiterhin gegen die Ukraine Krieg zu führen.

Zahlreiche Gefechte an der Frontlinie

Ungeachtet der diplomatischen Bemühungen gingen die Kämpfe in dem von Russland angegriffenen Land weiter. Der Generalstab in Kyjiw sprach in einer Mitteilung von zahlreichen Gefechten an der Frontlinie. Die Stadt Pokrowsk im Osten sei besonders betroffen gewesen. Bei einer russischen Drohnenattacke auf die weiter nördlich gelegene Großstadt Charkiw wurden nach örtlichen Behördenangaben mindestens sieben Menschen verletzt, darunter mehrere Kinder. Die Attacke löste mehrere Brände aus.

Russland meldete einen ukrainischen Drohnenangriff, der in der südlich gelegenen Region Krasnodar einen Großbrand in einer Ölraffinerie ausgelöst habe. Ein Reservoir mit Benzin fing demnach Feuer. Die Brandfläche erstrecke sich über mehr als 1000 Quadratmeter, schrieb der Gouverneur des Gebiets auf Telegram. Verletzte gebe es nach ersten Erkenntnissen nicht.

jj/se (dpa, afp, rtr)