Es ist der nächste Anlauf, die politische Krise in Rumänien zu beenden: Mehr als fünf Monate nach der annullierten Präsidentenwahl im vergangenen Jahr soll endlich ein neuer Präsident bestimmt werden. Die Wahl am Sonntag ist eine Wiederholung der ersten Abstimmungsrunde, aus der im November überraschend der weitgehend unbekannte, rechtsextreme Kandidat Calin Georgescu als Sieger hervorgegangen war.
Wegen des Verdachts auf Wahleinmischung Russlands erklärte das rumänische Verfassungsgericht den ersten Wahlgang jedoch kurz vor der geplanten Stichwahl für ungültig. Georgescu wurde von der Wahlwiederholung ausgeschlossen. Seine Stimmen könnte nun der ultrarechte Kandidat George Simion bekommen. Er gilt als Favorit für den ersten Wahlgang. Bei der Stichwahl zwei Wochen später wird ein knappes Rennen erwartet.
Jüngsten Umfragen zufolge haben der Kandidat der pro-europäischen Koalition, Crin Antonescu, und der unabhängige Bürgermeister von Bukarest, Nicusor Dan, die besten Chancen, mit Simion in die Stichwahl einzuziehen. Sollte der europakritische Simion Rumäniens nächster Präsident werden, rechnen Beobachter mit spürbaren Auswirkungen auf die Beziehungen des Landes zu den westlichen Verbündeten und auf die Wirtschaft. Das Amt des Präsidenten ist in Rumänien zwar vor allem repräsentativ, besonders in der Außenpolitik jedoch durchaus einflussreich.
Mit der Präsidentenwahl entscheiden die Rumäninnen und Rumäne somit auch über den künftigen außenpolitischen Kurs und die demokratischen Werte ihres Landes.