Protest gegen Bill Clinton
7. August 2003Sarajevo, 7.8.2003, OSLOBODJENJE, bosn.
Bosnien und Herzegowina kann nicht ohne Skandale leben. Nun gibt es einen Skandal um den Beschluss, dass die Gedenkstätte Srebrenica-Potocari am 20. September vom ehemaligen amerikanischen Präsidenten Bill Clinton eröffnet werden soll. Gegen Clinton hat der Bürgerverein Mütter aus Srebrenica und dem Drinagebiet die Stimme erhoben. In einer Mitteilung, die vom Vorsitzenden der Geschäftsleitung dieses Vereins, Ibran Mustafic, unterzeichnet wurde, heißt es, Clinton "beobachtete als Präsident der einzigen Supermacht stumm die Vernichtung der international anerkannten Republik Bosnien-Herzegowina und die Ermordung ihrer Bevölkerung". Der ehemalige amerikanische Präsident wird ferner beschuldigt, bei Srebrenica "durch seinen direkten Beitrag daran mitgewirkt zu haben, dass wir heute eine Gedenkstätte Potocari haben".
Tatsache ist, dass die amerikanische Administration während der Präsidentschaft von Clinton viel mehr hätte unternehmen können, um das Massaker an den Bosniaken zu verhindern und dem blutigen Krieg Einhalt zu gebieten. Dies wurde im Übrigen auch von den Vereinten Nationen erwartet, unter deren "Schutz" der Genozid in Srebrenica erst begangen wurde. Es ist allerdings auch unumstritten, dass das Leid der Bürger von Bosnien-Herzegowina auch heute noch andauern würde, wenn der damalige amerikanische Präsident und seine Mitarbeiter, Richard Holbrook, Madeleine Albright und Warren Christopher, nicht beschlossen hätten, den Verbrechen Einhalt zu gebieten.
Sicherlich gibt es in diesem Land und auf der Welt zahlreiche Menschen, die mehr Verdienste als der ehemalige US-Präsident erworben haben, um die Gedenkstätte Srebrenica-Potocari zu eröffnen. Es ist indes eine Schande für Bosnien-Herzegowina Clinton mit Karadzic und Mladic gleichzustellen, wie es Mustafic tat. (md)