Privatisierung des bulgarischen Stromsektors steht bevor
12. Juli 2004Sofia, 12.7.2004, 1238 GMT, RADIO BULGARIEN IS, deutsch
Im günstigsten Falle wird der bulgarische Staat 700 Millionen Euro für die bulgarischen Energieverteilungsgesellschaften erhalten. Das wurde nach der öffentlichen Öffnung der Offerten bekannt und führte zu einer richtigen Euphorie in Regierungskreisen, schreibt die Tageszeitung "Dnevnik". Energieminister Kowatschew meinte, die Verträge könnten bis Ende des Monats unterzeichnet und die Aktien bis zur Oktober übertragen werden.
Die Energieverteilungsgesellschaften sind in drei Gruppen aufgeteilt, die praktisch das gesamte Energieverteilungsnetz des Landes erfassen. Die sieben Unternehmen, die den Strom von der nationalen Elektrizitätsgesellschaft bis an die Endverbraucher bringen, haben rund 4,5 Millionen Kunden. Das Gesamteinkommen betrug im vergangenen Jahr mehr als 1,6 Milliarden Lewa (ca. 800 Millionen Euro – MD).
Offerten für die bulgarischen Energieverteilungsgesellschaften haben die deutsche E.ON abgegeben, die österreichische EVN, die tschechische CEZ, die italienische Enel Power und die griechischen PPC. Am attraktivsten sind dabei die Energieverteilungsgesellschaften Westbulgarien und Südostbulgarien, die die größten Umsätze und die meisten Firmenkunden haben. Den höchsten Preis für die beiden hat die österreichische EVN geboten, informiert die "Dnevnik". Trotzdem könne die tschechische CEZ den Zuschlag für die Energieverteilungsgesellschaft Westbulgarien erhalten, meint das Blatt. Als Käufer der Gesellschaft Nordbulgarien, zu der die wichtigen Gebiete Warna und Gorna Orahowiza gehören, zeichnet sich E.ON ab.
Das große Interesse der Investoren sei damit zu erklären, dass der Staat diesmal einen klaren Rahmen für die künftige Arbeit der Energieverteilungsgesellschaften geschaffen habe, schreibt die "Dnevnik". Wenn diese Privatisierung so gut abgeschlossen wird, wie sie begonnen hat, werde sich die Entstaatlichung der Energieverteilungsgesellschaften möglicherweise als der größte Privatisierungserfolg der Regierung nach dem Verkauf der staatlichen Telekom erweisen, so der Artikel in der "Dnevnik". (fp)