Präsident Karimow: Amerikanische Truppen können in Usbekistan so lange bleiben, wie dies erforderlich ist
8. Oktober 2002Köln, 8.10.2002, DW-radio / Russisch
Wie bewertet man das Vorgehen der Anti-Terror-Koalition in den ehemaligen zentralasiatischen Republiken der Sowjetunion? Es berichtet unser Korrespondent in Usbekistan Jurij Tschernogajew:
Die amerikanischen Truppen können so lange in Usbekistan bleiben, wie es notwendig sein wird, um die internationale Anti-Terror-Operation vollständig abzuschließen. Das erklärte der usbekische Präsident Islam Karimow in den vergangenen Tagen zwei Mal: nach seiner Ankunft in Duschanbe zum Gipfel der Präsidenten der vier zentralasiatischen Republiken und später, am Sonntag (6.10.), in Taschkent vor seiner Abreise zum Gipfeltreffen der GUS-Staatschefs in einem Interview für den Korrespondenten der Deutschen Welle.
Usbekistan hatte als eines der ersten GUS-Länder im September vergangenen Jahres den Amerikanern für den damals noch geplanten Schlag gegen die Taliban seine Unterstützung angeboten. Für die Stationierung amerikanischer Flugzeuge und Rettungshubschrauber wurde der Luftstützpunkt Chanabad bereitgestellt. Zur Sowjetzeit waren dort Flugzeuge stationiert. Die Flugzeit von Chanabad bis Afghanistan beträgt 20 Minuten. Chanabad war ein großer Stützpunkt der sowjetischen Luftstreitkräfte im Süden, von dem Kampfhandlungen auch im einem Atomkrieg hätten geführt werden können. Die Amerikaner erhielten nicht nur die Start- und Landebahnen, auf denen die schwersten Flugzeuge der Welt landen können, sondern auch die unterirdischen Hangars sowie die Kommunikations- und Versorgungsinfrastruktur. Darüber hinaus haben die Amerikaner in die Ausstattung des Stützpunktes bedeutende Mittel investiert, vorliegenden Angaben zufolge mindestens 150 Millionen US-Dollar. Derzeit sind auf dem Stützpunkt fast 2000 amerikanische Soldaten untergebracht. Im Bedarfsfall wird der Stützpunkt aber auch von Franzosen, Kanadiern und Australiern genutzt.
Obwohl der amerikanische Kommandeur, General Tommy Franks, vor einem Monat in Taschkent erklärt hatte, dass seine Soldaten in Chanabad so lange bleiben würden, so lange dies die usbekische Regierung wünsche, wurde deutlich, dass er davon ausgeht, dass man dort lange bleiben werde. Die Amerikaner setzen die Modernisierung des Stützpunktes fort. In diesem Zusammenhang machten viele Beobachter vergangene Woche auf die Erklärung des usbekischen Außenministers Abdulasis Kamilow in New York aufmerksam, der gesagt hatte, er schließe nicht aus, dass Usbekistan das Vorgehen der USA gegen den Irak unterstützen werde. Vor nicht langer Zeit hatte der usbekische Präsident auf eine Frage des Korrespondenten der Deutschen Welle erklärt, die Nutzung des Stützpunktes Chanabad für konkrete Militäreinsätze werde jedes Mal mit ihm persönlich abgestimmt. (MO)