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KriminalitätGlobal

Polizei stoppt riesige Darknet-Plattform für Kinderpornos

2. April 2025

"Kidflix" war der harmlos klingende Name der Online-Plattform. Doch gespeichert waren dort zehntausende Videos, die den sexuellen Missbrauch von Kindern zeigen.

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Symbolbild | Ein Mann bedient einen Laptop (12.07.2014)
Internetnutzer (Symbolbild)Bild: pa/Karl-Josef Hildenbrand/dpa/picture alliance

Weltweit 1,8 Millionen Nutzer, 91.000 Missbrauchsvideos, 1400 ermittelte Tatverdächtige: Nach dreijährigen Ermittlungen von Behörden des Bundeslandes Bayern im Süden Deutschlands ist eine riesige Streamingplattform für Videos mit Kindesmissbrauch im Darknet zerschlagen worden. 38 Staaten beteiligten sich im März an dem "internationalen Schlag" gegen die Plattform "Kidflix", wie das bayerische Landeskriminalamt (BLKA) in München und die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg mitteilten. Die Operation "Stream" sei von Europol koordiniert worden. 

Zuletzt waren den Angaben zufolge noch 190.000 Nutzer angemeldet. Insgesamt seien seit April 2022 weltweit 1,8 Millionen Nutzer zumindest zeitweise angemeldet gewesen. Die Nutzer sollen mit Kryptowährungen bezahlt und teilweise auch selbst Videos hochgeladen haben. Ihnen sollen mehr als 91.000 Videos zur Verfügung gestanden haben, im Schnitt seien dreieinhalb Videos pro Stunde neu hochgeladen worden.

79 Festnahmen

Der Vizepräsident des bayerischen Landeskriminalamts, Guido Limmer, sprach von "einem großen Schlag" gegen Kinderpornografie. Nach Darstellung der europäischen Polizeibehörde Europol geht es um eine der größten Pädophilen-Plattformen weltweit. Demnach soll es sich auch um den bisher größten Einsatz gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern in Europa handeln. 79 Verdächtige seien festgenommen worden, teilte Europol mit.

Deutschland | Guido Limmer und Joachim Herrmann bei Presskonferenz in München (02.04.2025)
Landeskriminalamtsvize Limmer und Bayerns Innenminister Herrmann: "Schreckliche Missbrauchshandlungen sogar an Babys"Bild: Sven Hoppe/dpa/picture alliance

Die Festgenommen stünden nicht nur unter dem Verdacht, Videos von sexuellem Missbrauch von Kindern angeschaut oder heruntergeladen zu haben. Einige von ihnen würden auch des aktiven Missbrauchs verdächtigt.

Es gehe um "schreckliche Missbrauchshandlungen an Kindern, an Kleinstkindern, ja sogar an Babys, die in hochauflösender Qualität im Film zur Verfügung gestellt werden", so Limmer. Bei der Suche nach Datenträgern setzte die Polizei auch spezielle Spürhunde ein. Die sichergestellten Geräte würden ausgewertet und könnten zu weiteren Beschuldigten führen, erläuterte Bayerns Landesinnenminister Joachim Herrmann.

Priorität bei den mehrjährigen Ermittlungen hatte den Ermittlern zufolge der Schutz der Kinder. Wo Hinweise auf konkrete Missbrauchsgefahr von Mädchen und Jungen bestanden habe, sei "eingegriffen" worden, teilte der Landeskriminalamtsvize mit. Insgesamt seien 96 solcher Fälle eingetreten. In zwölf Fällen habe ein laufender Missbrauch konkret verhindert werden können. Auf dem gesicherten Videomaterial seien bisher zwei Kinder aus Deutschland identifiziert worden, darunter ein 11-jähriges Mädchen aus dem westdeutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen.

Offenbar keine Gelegenheitstäter

Bei den Tatverdächtigen handelt es sich um Menschen zwischen 20 und 40 Jahren, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Thomas Goger von der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg. Das Durchschnittsalter liege bei 31 Jahren. Der älteste Verdächtige wurde 1948 geboren, der jüngste im Jahr 2006. Bei einem erheblichen Anteil soll es sich nicht um Gelegenheitstäter handeln, sondern um Menschen, die sich "schon lange im Darknet aufgehalten haben", betonte Goger.

Screenshot der von der Polizei gesperrten Internetseite des Kinderporno-Portals "Kidflix" mit den Bannern von Bayerischem Landeskriminalamt, Generalstaatsanwaltschaft Bamberg und Europol. Schriftzug: „This hidden site has been seized“ ("Diese versteckte Seite wurde beschlagnahmt") (02.04.2025)
Sperrbanner der Ermittlungsbehörden auf "Kidflix"-SeiteBild: BLKA

Die Ermittlungen laufen seit Anfang 2022. In 31 Staaten gab es den Angaben zufolge Durchsuchungen. In Deutschland hätten 96 Durchsuchungen in 13 Bundesländern stattgefunden. Hier werde gegen 103 Tatverdächtige ermittelt.

Inzwischen ist die Plattform abgeschaltet. Am 11. März sei der Server mit Unterstützung der niederländischen Behörden beschlagnahmt worden, so die Fahnder.

Aber die Ermittlungen gehen weiter. Bislang sei es nicht gelungen, "den Betreiber dieser Seite zu identifizieren", sagte Oberstaatsanwalt Goger. Das sei "für den Moment enttäuschend". Es sei aber der "Ehrgeiz der Ermittler" geweckt worden.

AR/ch (afp, dpa, kna, BLKA)