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Patruschew zieht Bilanz der Tätigkeit des russischen Geheimdienstes im Jahr 2001

20. Dezember 2001

– "Zu den Leuten, die Kontakte zu ausländischen Geheimdiensten aufzunehmen versuchen, gehören auch Mitarbeiter des Staatsapparates, hohe Militärs und Polizisten"

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Moskau, 18.12.2001, INTERFAX, russ.

Im Vorfeld des Tages der russischen Tschekisten zog der Direktor des Föderalen Sicherheitsdienstes (FSB), Nikolaj Patruschew, bei einem Treffen mit den Leitern der führenden russischen Massenmedien Bilanz der Tätigkeit der Außenaufklärung im Jahr 2001.

Als "größte der äußeren Gefahren" Russlands bezeichnete Nikolaj Patruschew die aufklärerische und andere Tätigkeit ausländischer Geheimdienste. Eben deshalb bleibe der Widerstand gegen ausländische Sonderdienste "eine der wichtigsten Aufgaben" der russischen Sicherheitsorgane.

Dem FSB-Direktor zufolge haben ausländische Geheimdienste immer wieder versucht, russische Bürger mit dem Ziel anzuwerben, in die russischen Machtstrukturen einzudringen.

Im laufenden Jahr seien zehn ausländische Bürger vom FSB "auf frischer Tat" ertappt worden, davon sechs Mitarbeiter ausländischer Geheimdienste und ein Agent. Insgesamt seien ins Blickfeld des Föderalen Sicherheitsdienstes 130 Mitarbeiter ausländischer Sonderdienste geraten. Die Spionage- und andere Tätigkeit von 30 dieser Personen sei unterbunden worden.

Im Jahr 2001 sei es dem FSB gelungen, die gesetzwidrige Tätigkeit von fast 50 Agenten ausländischer Geheimdienste, darunter sechs russische Bürger, zu vereiteln. Zu den Staaten, deren Sonderdienste ihre Informanten verloren hätten, gehörten die Türkei, Pakistan, der Iran, Saudi-Arabien.

Eine Reihe von russischen Bürgern würde aktiv versuchen, zu Gunsten anderer Staaten zu spionieren. Im laufenden Jahr hätten sie versucht, Kontakte zu Vertretern der Geheimdienste der Türkei, des Irans, des Iraks, der Volksrepublik China, der Demokratischen Volksrepublik Korea, Israels und Kuwaits aufzunehmen. Unter ihnen würden immer öfter Mitarbeiter staatlicher Machtorgane sowie Militärs und Polizisten auftauchen. In diesem Jahr habe der FSB sieben solcher Personen ermittelt.

Zu den wichtigsten Aufgaben des Föderalen Sicherheitsdienstes gehörten die Bekämpfung des internationalen Terrorismus und des politischen Extremismus. (...)

Unter Beteiligung des FSB seien auf dem Territorium Tschetscheniens 43 Sonderoperationen durchgeführt worden, bei denen 1689 Kämpfer und ausländische Söldner liquidiert worden seien. Entdeckt und vernichtet worden seien des Weiteren 72 Stützpunkte und 212 Schießstände. Aus dem Umlauf seien über 5000 Schusswaffen, etwa vier Millionen Patronen sowie über 3000 Granatwerfer, 12 000 Granaten, etwa 8000 Artilleriegranaten sowie vier Tonnen Sprengstoff gezogen worden. Vernichtet worden seien ferner 5500 Minibetriebe zur Verarbeitung von Erdöl. (...) Gleichzeitig gab Nikolaj Patruschew zu, dass solche niederträchtigen Figuren wie Chattab, Bassajew und Maschadow vorläufig "nicht festgenommen und vor Gericht gestellt worden sind". (...)

Was die Terroranschläge in Russland in den letzten Jahren angeht, unterstrich Nikolaj Ptruschew, dass "praktisch namentlich" die Personen genannt worden seien, die für die Explosionen von zwei Wohnhäusern in Moskau verantwortlich sind. Nach ihnen werde aktiv gefahndet. Was die Explosionen in Mineralnyje wody, Jessentuki und Karatschajewo-Tscherkessien im Frühjahr 2001 angeht, seien 27 Verdächtige festgenommen worden.

Im Rahmen der Bekämpfung des internationalen Terrorismus sei im Jahr 2001 27 Mitgliedern internationaler terroristischer Gruppierungen, 16 aktiven Mitgliedern der religiösen terroristischen Sekte "Aum Shinri Kyo" sowie 17 Missionaren ausländischer religiöser Organisationen, die verdächtigt werden, etwas mit ausländischen Geheimdiensten zu tun zu haben und eine Gefahr für die Gesellschaft darstellen, die Einreise nach Russland verboten worden.

Für eine der größten inneren Gefahren für die Sicherheit Russlands hält der FSB-Direktor die organisierte Kriminalität. Patruschew zufolge versuchen "organisierte kriminelle Verbände die Kontrolle über strategische Branchen der Wirtschaft und der Lebensversorgung (Brennstoff- und Energiekomplex, Metallurgie, Rohstoffindustrie usw.) herzustellen. Anführer krimineller Vereinigungen seien bestrebt, Eigentümer von Industriebetrieben, Banken, kommerziellen Strukturen zu werden, um auf diese Weise das gesetzwidrig erworbene Kapital zu legalisieren.

Allein dank dem Material der Abteilung Wirtschaftssicherheit des FSB seien im Jahr 2001 über 100 Beamte strafrechtlich zur Verantwortung gezogen worden. Insgesamt sei es dank der Arbeit dieser Abteilung gelungen, dem Staatshaushalt 5,1 Milliarden Rubel zurückzugeben und einen Schaden von über 80 Milliarden Rubel zu verhindern. (lr)