Opel-Manager rechnen mit Werksschließungen
31. März 2012Die Opel-Belegschaft in Bochum sieht nur eine Überlebenschance für ihr Werk und den Opelkonzern insgesamt: Opel darf nicht mehr nur für Europa produzieren, sondern muss neue Märkte erschließen. Betriebsrat und Beschäftigte warfen dem Management von Opel und dem Mutterkonzern General Motors (GM) auf einer Versammlung am Samstag Versagen vor. Es seien keine echten Lösungsmöglichkeiten vorgestellt worden, sagte der Betriebsratsvorsitzende des Werkes, Rainer Einenkel vor 2500 Beschäftigten. Er erwartet erste Gespräche in den nächsten Tagen.
Modernisieren und erweitern - statt schließen
GM zieht in erster Linie die Schließung von Werken in Europa vor. Der Absatz auf dem europäischen Markt schwächelt, die Prognosen für 2012 sind negativ.
Die Opelaner sehen in der Erweiterung ihrer Exporte auch außerhalb Europas eine Lösung. Doch GM hat Opel dies bislang verweigert. "Opel muss aus der Käseglocke heraus", sagen Gewerkschaft und Betriebsrat. Durch Exporte über Europa hinaus könne Opel jährlich 150.000 Fahrzeuge mehr bauen. Für den schwächelnden europäischen Markt allein zu produzieren, sei zu wenig, sagte Einenkel. Außerdem sollte GM seine Chevrolet-Fahrzeuge für den europäischen Markt auch in Europa produzieren lassen. In Bochum könnten unter anderem bis zu 40.000 Chevrolet Orlando gebaut werden.
Opel sei zudem nicht die einzige Marke, die in Europa rückläufige Absatzzahlen verbucht. Im laufenden Jahr könnten auch Autobauer wie Ford mit negativen Zahlen in Europa konfrontiert werden, sagte Einenkel.
Das Aus ist nicht unwahrscheinlich
Hochrangige Opel-Manager rechnen einem Bericht des Magazins "Wirtschaftswoche" zufolge mit Schließungen und tiefen Produktionseinschnitten, wenn der Autoverkauf in Europa nicht wieder anzieht. Zudem will GM mit dem französischen Autobauer Peugeot-Citroen kooperieren - das übe mehr Druck auf die restlichen Standorte aus.
Eine Schließung Opels in Bochum oder Vauxhalls im britischen Ellesmere Port würde das ganze europäische Unternehmen bedrohen. "Wenn hier geschlossen wird, würde das die Marke Opel nicht überleben", meint Einenkel. Auch ein sogenanntes "Gesundschrumpfen" des Unternehmens lehnen Betriebsrat und Gewerkschaft ab. Weitere Zugeständnisse gebe es nicht, so Einenkel. Bis 2014 würden die Beschäftigten der europäischen Werke schon jährlich rund 250 Millionen Euro an Sanierungskosten beisteuern. Mehr gebe es nicht. Die Einkommen lägen bereits unter Tarif.
GM solle schauen, wie mit dem Geld die Sanierung geschafft werde. Zumal GM "genug Geld" habe, sagte der Betriebsratsvorsitzende. Vom Land und vom Staat erwarte er keine finanziellen Hilfen.
Fast verloren?
Experten haben errechnet, dass GM etwa sieben Fabriken schließen müsste, um die Überkapazitäten auf dem europäischen Markt zu kompensieren. 2011 wurden in Westeuropa 12,8 Millionen Fahrzeuge verkauft, die Prognosen für 2012 gehen von nur noch 12 Millionen aus.
nis/uh (dpa, dapd)