Obdachlose im Vatikan: Was wird aus uns ohne Franziskus?
Er war der Papst der Armen. Franziskus hat Paläste für Obdachlose geöffnet, Essen und Schlafsäcke verteilt. Nach dem Tod des Pontifex fragen sich viele, ob sein Nachfolger genauso nahbar und sozial sein wird.
Päpstliche Gäste
Die glänzenden Kolonnaden des Petersplatzes bilden eine majestätische Kulisse. Hinter den Säulen warten vier Männer auf einer Terrasse des Palazzo Migliori auf ein kostenloses Abendessen. Der Palazzo gegenüber vom Petersdom aus dem 19. Jahrhundert ist ein Obdachlosenheim. Unter Papst Franziskus wurde das Gebäude renoviert und mit neuen sanitären Anlagen und Waschmaschinen ausgestattet.
Nachtruhe auf heiligen Treppen
Der am 21. April verstorbene Franziskus lehnte Prunk und Privilegien des Papsttums ab. Der erste Papst aus Lateinamerika forderte immer wieder Barmherzigkeit und Integration für ausgegrenzte Menschen. In seiner Heimat Buenos Aires war er als "Slumbischof" bekannt, da er oft Armenviertel besuchte. Der Einsatz für arme Menschen war zentral für ihn - dies zeigte sich auch bei der Beerdigung.
Abschied mit weißer Rose
Antonino Siracusa gehörte zu einer ausgewählten Gruppe aus Obdachlosen, Migranten, Gefangenen und Trans-Personen, die an der Beerdigung des Papstes teilnehmen durften. "Ich stand mit einer weißen Rose in der Hand am Tor und wartete darauf, bis das letzte Geleit mit dem Sarg von Papst Franziskus vorbeizog", sagt er. "Wir werden alles vermissen. Er war ein Papst, der so viel bewirkt hat."
Wohnungslose willkommen
Vatikanische Gastfreundschaft: Der 66-jährige Mauro Ribuffi steht vor einer Obdachlosenunterkunft der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio in Rom und wartet auf Einlass. Das 1968 gegründete Netzwerk ist in mittlerweile 70 Ländern vertreten. Tausende von Ehrenamtlichen arbeiten dort unentgeltlich für Arme.
"Hunger ist eine Beleidigung Gottes"
Während seiner Amtszeit lud Franziskus große Gruppen von Armen zum Essen ein – manchmal über 1000 Menschen auf einmal. Wie der ehemalige brasilianische Bischof Dom Hélder Câmara (1909-1999) war er der Meinung: "Hunger ist eine Beleidigung Gottes". Damit nicht genug: Franziskus wandelte ein vatikanisches Postamt in eine Gesundheitsklinik für Arme um und verteilte an seinem Geburtstag Schlafsäcke.
Große Dankbarkeit
Der obdachlose Savile Piro, der auf den Straßen des Vatikans schläft, sagt, der Papst habe während seiner zwölfjährigen Amtszeit "immer an uns gedacht. Er hat uns immer etwas gegeben. Die Duschen, die es hier gibt – er hat sie geschaffen. Die Klinik – er hat sie geschaffen. Die Notunterkunft, die es hier gibt – er hat sie geschaffen. Was will man mehr?"
Franziskus' tatkräftiger Almosenmeister
Mit dem Tod des Papstes verlieren fast alle Vatikanbeamten ihre Posten - mit wenigen Ausnahmen. Einer von ihnen ist der von Franziskus ernannte päpstliche Almosenmeister, Kardinal Konrad Krajewski. Der polnische Geistliche geriet 2019 in die Schlagzeilen, als er persönlich in den Verteilerschacht eines besetzten Gebäudes stieg und die Stromversorgung für 500 Menschen wiederherstellte.
"Ein guter Papst reicht"
Am 7. Mai tritt das Wahlgremium der Kardinäle zusammen, die einen Nachfolger für Papst Franziskus aus ihren Reihen wählen - genannt Konklave. Für den Obdachlosen Savile Piro ist es egal, woher der neue Papst kommt. "Viele sagen, es wird einen schwarzen Papst geben. Andere sagen: 'Hoffen wir, dass er Italiener ist.' Ich sage: 'Hoffen wir, dass er ein guter Papst ist. Das reicht", so Piro.