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PolitikGlobal

News kompakt: Kritik an Israels Vorgehen im Westjordanland

6. Februar 2025

Ärzte ohne Grenzen wirft Israel massive Menschenrechtsverstöße im besetzten Westjordanland vor. Die Panamakanalbehörde weist US-Angaben zu einem Gebührenerlass zurück. Das Wichtigste in Kürze.

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Israelische gepanzerte Militärfahrzeuge fahren in einer Kolonne
Israelische Armeefahrzeuge am Dienstag in Ramallah im besetzten Westjordanland Bild: ZAIN JAAFAR/AFP

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (Medecins Sans Frontieres, MSF)  beklagt eine zunehmende Gewalt von Armee und jüdischen Siedlern gegen Palästinenser im israelisch besetzten Westjordanland. Seit Beginn des Kriegs im Gazastreifen, der durch den Terrorüberfall der islamistischen Hamas im Oktober 2023 ausgelöst wurde, seien im Westjordanland 870 Palästinenser getötet und mehr als 7100 verletzt worden, schreibt die Organisation in einem Bericht mit dem Titel "Schaden zufügen, Versorgung verweigern" (Inflicting harm and denying care). Israel beeinträchtige systematisch die Gesundheitsversorgung in dem besetzten Gebiet.

Israelisches Militär blockiert eine Zufahrtsstraße zu einem Krankenhaus in Dschenin
Israelisches Militär blockiert eine Zufahrtsstraße zu einem Krankenhaus in Dschenin (Archivbild) Bild: RONALDO SCHEMIDT/AFP

"Palästinensische Patienten sterben, nur weil sie keine Krankenhäuser erreichen können", sagt Brice de le Vingne, Nothilfekoordinator von Ärzte ohne Grenzen. "Wir sehen, wie Krankentransporte mit Menschen in lebensbedrohlichem Zustand von israelischen Streitkräften an Kontrollpunkten blockiert werden, wie medizinische Einrichtungen während laufender Operationen umstellt und durchsucht werden", heißt es weiter. Israels Vorgehen im Westjordanland sei "Teil eines Musters systematischer Unterdrückung".

Trump-Sprecherin korrigiert Vorstoß zum Gazastreifen

Einen Tag nach dem umstrittenen Vorstoß von Donald Trump zur Übernahme des Gazastreifens durch die USA hat das Weiße Haus die Äußerungen des amerikanischen Präsidenten relativiert. Die Palästinenser sollten aus dem vom Krieg zerstörten Küstengebiet lediglich "vorübergehend umgesiedelt" werden, sagte Regierungssprecherin Karoline Leavitt vor Journalisten in Washington.

Karoline Leavitt spricht im Weißen Haus vor Journalisten
Karoline Leavitt bemüht sich nach den Äußerungen von US-Präsident Donald Trump um SchadensbegrenzungBild: Evan Vucci/AP Photo/picture alliance

Der Präsident habe "ganz klar" deutlich gemacht, dass er von den Partnern in der Region, vor allem von Ägypten und Jordanien, erwarte, palästinensische Flüchtlinge vorübergehend aufzunehmen, "so dass wir ihre Wohnungen wieder aufbauen können", sagte Leavitt.

Der Gazastreifen sei derzeit ein "Abrissgebiet". Das sei kein Ort, an dem Menschen leben könnten, so Leavitt. Washington werde sich allerdings nicht an der Finanzierung des Wiederaufbaus beteiligen, betonte die Sprecherin des Weißen Hauses.

Panamakanal-Behörde dementiert US-Angaben zu Gebühren

Die Panamakanal-Behörde hat US-Angaben zurückgewiesen, wonach staatliche US-Schiffe künftig keine Gebühren mehr für die Passage bezahlen müssten. Die für die Erhebung zuständige Behörde teilte mit, sie habe "keine Anpassung dieser Gebühren vorgenommen". Zuvor hatte das US-Außenministeriums bekannt gegeben, Panama habe zugestimmt, von US-Regierungsschiffen "keine Gebühren mehr für die Durchfahrt" durch die künstliche Wasserstraße zu verlangen. In der Erklärung des US-Außenministeriums im Onlinedienst X heißt es weiter, der Erlass der Gebühren werde der US-Regierung "Millionen von Dollar pro Jahr ersparen".

Demonstranten mit Landesflaggen stehen schwer bewaffneten Polizisten gegenüber
Aufgebrachte Bürger demonstrierten am Sonntag in Panama-Stadt gegen den Besuch von US-Außenminister Marco RubioBild: Matias Delacroix/AP/picture alliance

US-Präsident Donald Trump hat damit gedroht, den Panamakanal wieder unter die Kontrolle seines Landes zu bringen. Washington kritisiert insbesondere die Gebühren für US-Militärschiffe, die den Kanal durchqueren.

Auch Argentinien verkündet Austritt aus WHO

Nach den USA hat auch Argentinien seinen Rückzug aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) angekündigt. Der Grund für die Entscheidung seien "tiefgreifende Differenzen in Bezug auf das Gesundheitsmanagement, insbesondere während der Corona-Pandemie", erklärte ein Sprecher des rechtsgerichteten Präsidenten Javier Milei in der Hauptstadt Buenos Aires. Argentinien werde es nicht zulassen, dass eine internationale Organisation in die Souveränität des Landes eingreife.

Argentiniens ultraliberaler Präsident Javier Milei ballt die rechte Hand zur Faust
Argentiniens ultraliberaler Präsident Javier Milei Bild: FILIPPO MONTEFORTE/AFP

US-Präsident Donald Trump hatte unmittelbar nach Amtsantritt den Austritt aus der WHO angeordnet. Der Schritt Argentiniens bringt die UN-Organisation allerdings finanziell nicht so in die Bredouille wie das Vorgehen der USA: Diese zahlten bislang jährlich 260 Millionen Dollar, das südamerikanische Land nur acht Millionen.

Lange Haftstrafen für Gegner des tunesischen Präsidenten

In Tunesien sind zwei der prominentesten politischen Gegner von Präsident Kais Saied zu sehr langen Gefängnisstrafen verurteilt worden. Der 83 Jahre alte Chef der moderat-islamistischen Partei Ennahda, Rached Ghannouchi, erhielt wegen Verschwörung 22 Jahre Gefängnis. Ghannouchi war Vorsitzender des Parlaments und befindet sich seit Frühjahr 2023 in Haft. Der frühere Ministerpräsident Hichem Mechichi bekam eine Gefängnisstrafe von 35 Jahren. Ihn hatte Saied 2021 nach einem monatelangen Machtkampf zwischen Präsident, Regierung und Parlament abgesetzt. Mechichi hat Tunesien verlassen und wurde vom Gericht in Abwesenheit verurteilt. 

Präsident Kais Saied sitzt auf einem prunkvollen Stuhl
Tunesiens Präsident Kais Saied geht mit harter Hand gegen all diejenigen vor, die seinen Kurs nicht unterstützen Bild: FETHI BELAID/AFP/Getty Images

In dem Prozess waren insgesamt 41 Personen wegen Verschwörung angeklagt. Saied herrscht in dem nordafrikanischen Land seit seiner Wahl zum Staatschef im Jahr 2019 zunehmend autoritär.

Hunderttausende Sozialwohnungen fehlen

In Deutschland fehlen einer Studie zufolge 550.000 Sozialwohnungen, also staatlich subventionierte Wohnungen für Menschen mit einem geringen Einkommen. Die Untersuchung wurde am Mittwoch vom Verbändebündnis "Soziales Wohnen" veröffentlicht, das aus dem Mieterbund, der Bau-Gewerkschaft, Branchenverbänden und der katholischen Organisation Caritas besteht. Als Konsequenz aus der Studie fordert das Bündnis den Bau von 100.000 neuen Sozialwohnungen pro Jahr. Dazu wird ein Sonderfonds vorgeschlagen, aus dem jährlich elf Milliarden Euro in den sozialen Wohnungsbau fließen sollen. Finanzierbar sei dies, wenn Baustandards wie dreifach verglaste Fenster, Kellerräume oder Garagenplätze abgesenkt würden, so das Bündnis weiter.

Deutlicher Rückgang der Kandidaten-Zahl bei Bundestagswahl

Zur vorgezogenen Bundestagswahl am 23. Februar treten insgesamt 4506 Bewerberinnen und Bewerber an. Dies sind knapp 1700 weniger als bei der Abstimmung 2021, wie Bundeswahlleiterin Ruth Brand in Wiesbaden mitteilte. Gründe für den Rückgang nannte sie nicht. Bei den Bewerbungen ist demnach der Frauenanteil mit 32 Prozent fast so hoch wie bei der Wahl vor knapp dreieinhalb Jahren.

Kanzlerkandidaten: Olaf Scholz gegen Friedrich Merz

Bewerber von CDU/CSU, SPD und FDP kandidieren in allen 299 Wahlkreisen. Grüne und Linkspartei sind jeweils in 297 Wahlkreisen vertreten, die in Teilen rechtsextreme AfD in 295. Die Zahl der parteilosen Einzelbewerber sank Wahlleiterin Brand zufolge von 197 bei der Bundestagswahl 2021 auf aktuell nur noch 62. Die jüngste Bewerberin ist 18 Jahre alt, die älteste 88 Jahre.

se/sti/wa (dpa, afp, rtr, ap)

Dieser Artikel wurde um 9.00 Uhr (MEZ) erstellt und wird nicht weiter aktualisiert.