Neuwahlen: Wer sind die deutschen Spitzenkandidaten?
Nicht nur Deutschland blickt gespannt auf die vorgezogene Bundestagswahl am 23. Februar. So unterschiedlich wie die Parteien sind auch ihre Kanzler- und Spitzendkandidaten. Wir stellen die Gesichter des Wahlkampfs vor.
Der Pragmatiker: Olaf Scholz, SPD (geboren 1958)
An Selbstbewusstsein hat es dem Sozialdemokraten nie gemangelt: Er bezeichnet sich selbst als effizienten, sachkundigen Pragmatiker. Scholz führte eine eigene Anwaltskanzlei und blickt auf eine jahrzehntelange politische Karriere mit Regierungsämtern in Hamburg und auf Bundesebene als Arbeitsminister, Finanzminister und Bundeskanzler zurück. Laut Umfragen ist er nicht sehr beliebt.
Der Konservative: Friedrich Merz, CDU (geboren 1955)
Friedrich Merz ist der älteste Kanzlerkandidat seit mehr als 50 Jahren. Der konservative überzeugte Katholik, Wirtschaftsanwalt und Hobby-Pilot aus dem westdeutschen Sauerland hat noch nie ein Regierungsamt bekleidet. Dafür blickt der CDU-Chef auf eine lange Karriere in der Privatwirtschaft zurück, unter anderem bei einer der weltweit größten Vermögensverwaltungsgesellschaften, BlackRock.
Der Denker: Robert Habeck, Bündnis 90/Die Grünen (geboren 1969)
Mit seinem manchmal zerzausten und unrasierten Look wirkt Robert Habeck sehr nahbar. Der pragmatische Wirtschaftsminister hat kein Problem damit, eigene Fehler einzugestehen. Es war Habeck, der klare Worte fand, um der Öffentlichkeit die politischen Entscheidungen der Regierung zu erklären. Vor seiner politischen Karriere war er Autor, Übersetzer und Philosoph.
Die Kühle: Alice Weidel, AfD (geboren 1979)
Die Co-Vorsitzende der rechten Alternative für Deutschland ist Volkswirtin, hat in China gearbeitet und studiert. Die oft kühl wirkende Weidel vertritt EU- und NATO-skeptische Positionen. Sie ist bekannt für ihre Provokationen und ihre scharfe Anti-Einwanderer-Rhetorik. Mit einer Frau aus Sri Lanka lebt sie in der Schweiz in einer Lebenspartnerschaft mit zwei adoptierten Kindern.
Der Rhetoriker: Christian Lindner, FDP (geboren 1979)
Der ehemalige Finanzminister studierte Politikwissenschaften, gründete ein kleines Werbeunternehmen und ist Reserveoffizier der Luftwaffe. Mit 34 Jahren wurde er Vorsitzender seiner liberalen FDP und ist bis heute ihr unangefochtener Spitzenkandidat. Lindner gilt als Technik- und Social-Media-affin. Er ist außerdem bekannt für seine geschliffene Rhetorik sowie seine Liebe zu Sportwagen.
Der Talkshow-Star: Sahra Wagenknecht, BSW (geboren 1969)
Wagenknecht war führende Politikerin der Partei Die Linke, hat diese aber 2023 verlassen und ihre eigene Partei Bündnis Sahra Wagenknecht gegründet. Sie gilt als russlandfreundlich und Meisterin populistischer Rhetorik. Die frühere DDR-Bürgerin, die Dauergast politischer Talk-Shows ist, vertritt eine konservative Sozial- und eine linke Wirtschaftspolitik. Sie ist NATO- und Einwanderungskritikerin.
Die Doppelspitze: Heidi Reichinnek (geb. 1988) und Jan van Aken (geb. 1961), Die Linke
Die Linken gehen mit einem Spitzenduo ins Rennen: Mit der Ko-Gruppenvorsitzenden im Bundestag, Heidi Reichinnek, und Ko-Parteichef Jan van Aken. Reichinnek aus Sachsen-Anhalt folgen auf Tiktok mehr als 343.000 Nutzer, fast drei Mal so viele wie dem offiziellen Parteikanal. Der ehemalige UN-Biowaffeninspekteur Jan van Aken engagiert sich besonders in der Friedenspolitik.