Neues Bewusstsein im Umgang mit AIDS in Lateinamerika
1. Dezember 2008Im August fand in Mexiko die Internationale Aids-Konferent statt. Sie endete, wie auch schon die Vorgängerveranstaltungen der letzten Jahre, mit einem dringenden Appell, mehr Geld für Aufklärung und gezielte Vorbeugeprogramme gegen die Immunschwäche zur Verfügung zu stellen.
Was Mexiko selbst angeht, scheint die AIDS-Politik erfolgreich zu sein. Zu mindest ist 2008 die Zahl der Neuinfektionen deutlich zurückgegangen.
Aids ist zwar heute, 20 Jahren nach der Entdeckung des HI-Virus, keine umittelbar tödliche Krankheit mehr. Aber das gesellschaftliche Bewusstsein gegenüber AIDS-Patienten hat sich nicht so entwickelt wie die medizinische Forschung. HIV-positiv zu sein bedeutet nach wie vor in vielen Ländern, ausgegrenzt und diskriminiert zu werden.
So auch im Macholand Mexiko. Einer, der dagegen kämpft ist der Leiter des mexikanischen Aids-Programms: Jorge Saavedra ist HIV-positiv, schwul und trotzdem hochrangiger Politiker in Mexiko. Saavedras HIV-Infektion war lange bekannt. Aber, schwul zu sein, sei das schlimmste, was einem Mexikaner in der Macho-Gesellschaft passieren könne, sagt der 50-jährige. Darum hat er mit seinem coming out bis zur Internationalen AIDS-Konferenz in Mexiko-Stadt im August dieses Jahres gewartet. Heute rät er Homosexuellen, auf jeden Fall über ihre wahre sexuelle Identität offen zu reden.
Räume sozialer Geborgenheit in Brasilien
In Lateinamerika sind rund 1,6, Millionen Menschen mit dem heimtückischen HI-Virus infiziert. Etwa ein Drittel davon sind Brasilianer.
Mitte der neunziger Jahre reagierte die brasilianische Regierung endlich auf die explodierenden Raten: Heute wird jeder Infizierte kostenlos mit Medikamenten behandelt. Brasilien gibt jährlich etwa 300 Millionen Dollar für kostenlose Medikamente, HIV-Tests und Untersuchungen aus. Patentrechte wurden außer Kraft gesetzt. Die Aidspolitik Brasiliens gilt mittlerweile als vorbildlich in Lateinamerika.
Die Kirche hilft
Doch damit ist es nicht getan. Die soziale Not der Betroffenen bleibt, es fehlt an Betreuung und Aufklärung. Die katholische Kirche in die Bresche gesprungen. Anfang der 90er Jahre, als in der Sao Paulo die Infektionsraten explodierten, gründeten die Franziskaner in der Megametropole ein Zentrum zur Betreuung von HIV-positiven Menschen und ihren Familien. Unterstützt und finanziert wird die Arbeit durch das deutsche Hilfswerk Adveniat.
Hier gibt es Medikamente, regelmäßige Untersuchugen, eine warme Mahlzeit und Aufklärungskampagnen. Oder einfach nur jemand, der zuhört, erklärt Johannes Bahlmann. Der Deutsche lebt seit 25 Jahren bei den Franziskanern in Brasilien und organisiert das Aidszentrum.
Aufklärung allein ist nicht genug
Es sind vor allem NGOs und kirchliche Einrichtungen, die sich um die HIV-Infizierten aus sozial schwachen Verhältnissen kümmern. Denn medizinische Versorgung nutze nichts, wenn die Menschen unterernährt seien, wenn sie die Einnahmezeiten von Medikamenten nicht einhielten oder sie keiner über die Ansteckungswege von Aids aufkläre, so Bruder Johannes.
Redaktion: Mirjam Gehrke