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Nawalnys Todestag: Russen lassen sich nicht einschüchtern

16. Februar 2025

Am ersten Jahrestag des Todes von Alexej Nawalny in einem Straflager trotzen viele Menschen in Russland den Einschüchterungsversuchen der Behörden. Die EU-Außenbeauftragte Kallas wendet sich an Kremlchef Putin.

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Viele Blumen liegen vor und hinter dem Grabstein, darum herum stehen viele Menschen
Russische Bürger am Grab von Oppositionschef Alexej NawalnyBild: Evgenia Novozhenina/REUTERS

Trotz drohender Repressionen und der Beobachtung durch Polizisten haben am ersten Todestag des Kremlkritikers Alexej Nawalny viele Menschen in Russlands Hauptstadt Moskau sein Grab besucht. Die Sicherheitskräfte gewährten den Trauernden Zutritt zum Borissowskoje-Friedhof, doch wurden sie von Beamten gefilmt, wie unabhängige Medien meldeten. Unter den Besuchern waren auch ausländische Diplomaten, darunter die US-Botschafterin Lynne Tracy und der Botschafter der Europäischen Union (EU), Roland Galharague.

Die US-Botschafterin in Russland, Lynne Tracy, legt Blumen am Grab von Alexej Nawalny nieder
Die US-Botschafterin in Russland, Lynne Tracy, legt Blumen an Nawalnys Grab nieder Bild: AP/dpa/picture alliance

Auch in anderen russischen Städten gab es Gedenkveranstaltungen, darunter in St. Petersburg und Jekaterinburg. In der Millionenstadt Nowosibirsk wurden nach Angaben des Bürgerrechtsprojekt OWD-Info mindestens fünf Menschen festgenommen. 

Nawalny war am 16. Februar 2024 im Alter von 47 Jahren unter ungeklärten Umständen in einem russischen Straflager in der Arktis gestorben. Er verbüßte dort eine 19-jährige Haftstrafe. Nawalnys Anhänger und zahlreiche westliche Politiker machen die russische Führung unter Staatschef Wladimir Putin für den Tod des Oppositionellen verantwortlich. Er galt als schärfster Kritiker des Kremlchefs. 

EU-Chefdiplomatin Kallas: Putin trägt die Verantwortung

Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas betonte jetzt nochmals, Putin und die russischen Behörden trügen die "endgültige Verantwortung" für den Tod Nawalnys. Sie forderte Russland dazu auf, Nawalnys Anwälte und "alle politischen Gefangenen" sofort und bedingungslos freizulassen. Nawalny habe sein Leben für ein freies und demokratisches Russland gegeben, erklärte Kallas. 

Auch in Deutschland wird mit mehreren Veranstaltungen an den Tod des russischen Oppositionsführers erinnert. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wies im Onlinedienst X auf den Einsatz Nawalnys für Demokratie und Freiheit hin.

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) würdigte ebenfalls Nawalnys Kampf für ein freies Russland. Im Onlinedienst Bluesky schrieb Baerbock, Nawalnys "Feuer für die Freiheit" lebe in all jenen weiter, die sich der Repression des russischen Präsidenten "mutig widersetzen". Nawalny habe dafür mit seinem Leben bezahlt.

Julia Nawalnaja und Annalena Baerbock im Gespräch
Nawalnys Witwe Julia Nawalnaja (l.) und Außenministerin Annalena Baerbock am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz Bild: Kira Hofmann/AA/photothek.de/picture alliance

"Russland ist nicht Putin, Putin ist nicht Russland", zitierte Baerbock die Witwe des Oppositionellen, Julia Nawalnaja. Die Bundesaußenministerin erklärte, Nawalnajas Mut gebe ihr Hoffnung und sei Ansporn, "alles zu tun, sie und die Menschen, die unter größter Gefahr für ein demokratisches Russland kämpfen, weiter zu unterstützen".

Nawalnys Witwe ruft den Westen zur Unterstützung auf

Bei einer Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz rief Nawalnaja den Westen dazu auf, mit den "Millionen Russen" in der Emigration zusammenzuarbeiten. Sie alle hofften auf eine Rückkehr nach Russland, sobald dies möglich sei.

Die Justiz in Russland geht nach wie vor rigoros gegen Andersdenkende vor, um jeden Widerstand im Keim zu ersticken. Die verbotene und mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Menschenrechtsorganisation Memorial spricht von mindestens 785 politischen Gefangenen. Zuletzt wurden im Januar drei Anwälte Nawalnys zu langen Haftstrafen verurteilt, weil sie den Putin-Gegner verteidigt hatten.

Kreml droht auch Russen im Exil 

Und auch seine im Exil arbeitenden Anhänger und nicht zuletzt seine Witwe müssen um ihr Leben bangen. Der russische Auslandsgeheimdienst SWR warnte kurz vor Nawalnys Todestag öffentlich vor möglichen Anschlägen auf Vertreter der Opposition im Ausland.

Der im vorigen Jahr bei einem Gefangenenaustausch freigelassene russische Oppositionelle Ilja Jaschin erklärte, es handele sich dabei um eine für den Kreml typische offene Drohung: Kein Gegner Putins solle sich sicher fühlen, egal wo.

se/sti (dpa, afp)