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PolitikJapan

Nagasaki-Gedenken: Bürgermeister Suzuki warnt vor Atomkrieg

9. August 2025

Vor genau 80 Jahren warfen die USA über der japanischen Stadt Nagasaki ihre zweite Atombombe ab. Der heutige Bürgermeister mahnt, aus der Geschichte zu lernen.

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Bürgermeister Shiro Suzuki verneigt sich vor Kränzen mit weißen und gelben Blumen
Nagasakis Bürgermeister Shiro Suzuki Bild: Rodrigo Reyes Marin/ZUMA/IMAGO

Um 11.02 Uhr (Ortszeit), dem Zeitpunkt des Abwurfs der Atombombe am 9. August 1945 über Nagasaki, läuteten an diesem Samstag erstmals seit 80 Jahren die beiden Glocken der Kathedrale der Stadt gemeinsam. Die zweite Glocke konnte mithilfe von Spenden von US-Katholiken wiederhergestellt werden. Nach einer Schweigeminute bei der Gedenkzeremonie für die Opfer rief der Bürgermeister der Stadt in Japan, Shiro Suzuki, die Weltgemeinschaft dazu auf, "bewaffnete Konflikte sofort zu beenden".

In dem Zusammenhang warnte er eindringlich vor der wachsenden Gefahr eines Atomkriegs. "Diese existenzielle Krise der Menschheit ist für jeden Einzelnen von uns auf der Erde unmittelbar geworden", sagte Suzuki in seiner Friedenserklärung.

Weiße Chrysanthemen - die Nationalblume Japans - liegen nebeneinander
Weiße Chrysanthemen im Gedenken an die Opfer - im Friedenspark von Nagasaki Bild: Philip Fong/AFP

Er appellierte an die Welt, aus der Geschichte zu lernen und sicherzustellen, dass Nagasaki die letzte Stadt bleibt, die ein atomares Inferno erleiden musste. An der Zeremonie nahmen nach Angaben der Stadtverwaltung in diesem Jahr Vertreter von 100 Ländern und Regionen teil, darunter auch aus Russland.

"Fat Man" hatte ein Sprengkraft von 21 Kilotonnen TNT

Die Crew eines US-B-29-Bombers hatte vor 80 Jahren über Nagasaki eine Plutonium-Implosionsbombe abgeworfen. Die Atombombe aus den Vereinigten Staaten mit dem Namen "Fat Man" (Dicker Mann) explodierte in einer Höhe von 500 Metern über der Erde.

Die geschätzte Sprengkraft betrug etwa 21 Kilotonnen TNT. Das waren 40 Prozent mehr als bei der drei Tage zuvor über der japanischen Stadt Hiroshima abgeworfenen Uran-Bombe.

Trümmer nach dem Atombombenabwurf über Nagasaki
Nach dem Atombombenabwurf 1945 über Nagasaki Bild: United Archives International/IMAGO

Allein in Nagasaki, das an der nordwestlichen Küste der Insel Kyushu liegt, wurden damals etwa 70.000 Menschen durch direkte Einwirkung getötet und 75.000 weitere verletzt.

Symbol für die Schrecken von Krieg

Unter dem Eindruck der Zerstörungen kapitulierte das Kaiserreich Japan im Zweiten Weltkrieg am 15. August 1945. Hiroshima und Nagasaki wurden als die ersten und bislang einzigen von einer Atombombe verwüsteten Städte weltweit bekannt - als Symbol für die Schrecken von Krieg und für Frieden. 

Die heutige Welt werde von einem teuflischen Kreislauf aus Konfrontation und Zersplitterung geplagt, beklagte Nagasakis Bürgermeister Suzuki. Dieser müsse überwunden werden.

Dass die japanische Organisation Nihon Hidankyo von Überlebenden der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki im vorigen Jahr mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurde, zeige die Kraft der Zivilgesellschaft, so Suzuki. Die Graswurzelbewegung hatte die Auszeichnung für ihre Bemühungen um eine atomwaffenfreie Welt erhalten.

Blick auf die Urakami-Kathedrale
Urakami-Kathedrale von Nagasaki: Die neue zweiten Glocke wurde mit Spendengeldern von US-Katholiken finanziert Bild: Lilkarma/Dreamstime/IMAGO

Nagasakis Bürgermeister rief die Regierung in Tokio ein weiteres Mal dazu auf, dem 2021 in Kraft getretenen UN-Vertrag zum Verbot von Atomwaffen beizutreten. Dies hatte drei Tage zuvor auch Suzukis Kollege in Hiroshima von der japanischen Regierung verlangt.

se/AR (afp, dpa, rtr, ap)