Nagasaki-Gedenken: Bürgermeister Suzuki warnt vor Atomkrieg
9. August 2025Um 11.02 Uhr (Ortszeit), dem Zeitpunkt des Abwurfs der Atombombe am 9. August 1945 über Nagasaki, läuteten an diesem Samstag erstmals seit 80 Jahren die beiden Glocken der Kathedrale der Stadt gemeinsam. Die zweite Glocke konnte mithilfe von Spenden von US-Katholiken wiederhergestellt werden. Nach einer Schweigeminute bei der Gedenkzeremonie für die Opfer rief der Bürgermeister der Stadt in Japan, Shiro Suzuki, die Weltgemeinschaft dazu auf, "bewaffnete Konflikte sofort zu beenden".
In dem Zusammenhang warnte er eindringlich vor der wachsenden Gefahr eines Atomkriegs. "Diese existenzielle Krise der Menschheit ist für jeden Einzelnen von uns auf der Erde unmittelbar geworden", sagte Suzuki in seiner Friedenserklärung.
Er appellierte an die Welt, aus der Geschichte zu lernen und sicherzustellen, dass Nagasaki die letzte Stadt bleibt, die ein atomares Inferno erleiden musste. An der Zeremonie nahmen nach Angaben der Stadtverwaltung in diesem Jahr Vertreter von 100 Ländern und Regionen teil, darunter auch aus Russland.
"Fat Man" hatte ein Sprengkraft von 21 Kilotonnen TNT
Die Crew eines US-B-29-Bombers hatte vor 80 Jahren über Nagasaki eine Plutonium-Implosionsbombe abgeworfen. Die Atombombe aus den Vereinigten Staaten mit dem Namen "Fat Man" (Dicker Mann) explodierte in einer Höhe von 500 Metern über der Erde.
Die geschätzte Sprengkraft betrug etwa 21 Kilotonnen TNT. Das waren 40 Prozent mehr als bei der drei Tage zuvor über der japanischen Stadt Hiroshima abgeworfenen Uran-Bombe.
Allein in Nagasaki, das an der nordwestlichen Küste der Insel Kyushu liegt, wurden damals etwa 70.000 Menschen durch direkte Einwirkung getötet und 75.000 weitere verletzt.
Symbol für die Schrecken von Krieg
Unter dem Eindruck der Zerstörungen kapitulierte das Kaiserreich Japan im Zweiten Weltkrieg am 15. August 1945. Hiroshima und Nagasaki wurden als die ersten und bislang einzigen von einer Atombombe verwüsteten Städte weltweit bekannt - als Symbol für die Schrecken von Krieg und für Frieden.
Die heutige Welt werde von einem teuflischen Kreislauf aus Konfrontation und Zersplitterung geplagt, beklagte Nagasakis Bürgermeister Suzuki. Dieser müsse überwunden werden.
Dass die japanische Organisation Nihon Hidankyo von Überlebenden der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki im vorigen Jahr mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurde, zeige die Kraft der Zivilgesellschaft, so Suzuki. Die Graswurzelbewegung hatte die Auszeichnung für ihre Bemühungen um eine atomwaffenfreie Welt erhalten.
Nagasakis Bürgermeister rief die Regierung in Tokio ein weiteres Mal dazu auf, dem 2021 in Kraft getretenen UN-Vertrag zum Verbot von Atomwaffen beizutreten. Dies hatte drei Tage zuvor auch Suzukis Kollege in Hiroshima von der japanischen Regierung verlangt.
se/AR (afp, dpa, rtr, ap)