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Nach wie vor hohe Zahl ausgesetzter Kinder im Kosovo

6. Juli 2004

– KFOR hilft mit Spenden

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Pristina, 2.7.2004, KOSOVA LIVE, engl.

Eine Patrouille französischer Soldaten hat in der vergangenen Woche an einer Straße ein neu geborenes Baby gefunden. Es hat zwar noch keinen Namen, gehört aber schon zum "Kontingent" der ausgesetzten Babys. "Es ist offenkundig, dass das Baby in einer Klinik geboren wurde, denn es hat während der Geburt professionelle medizinische Behandlung erhalten. Es wurde zwei Wochen zu früh geboren und es ist offensichtlich, dass die Mutter vor der Geburt ein Verbrechen begangen hat, indem sie es misshandelt hat", so die Ärztin Teuta Sejdiu Hasbahta, Leiterin der Intensivstation in der Kinderklinik.

Dieses Baby wurde heute von der KFOR besucht, die keine Details über ihr Auffinden veröffentlichte. "Es ist schlimm, wir wollen nicht erleben, dass Menschen ihre Kinder aussetzen. Das ist jedoch kein isoliertes Problem und es geschieht nicht nur in Kosova", so Oberst Horst Piper, Leiter des Informationsbüros der KFOR.

Viele Ärzte der Klinik bezeichnen Piper als Paten der Klinik wegen seines Engagements für die humanitären Aktionen des KFOR-Informationsbüros, das seit sechs Monaten Hilfe mit Mitteln und Hygienepaketen für die ausgesetzten Kinder leistet. "Das sind Mittel, die von den Soldaten gespendet wurden", so Piper.

Doktor Teuta Sejdiu dankte der KFOR für ihre Hilfe. In der Klinik werden derzeit zwei Babys behandelt, eines wurde in Mitrovica gefunden und eines in Gllogovac. (Schreibweise sic!). Nach ihren Angaben wurden in diesem Jahr elf Kinder in die Klinik gebracht. Im Jahre 2000 wurden in der Klinik 17 Babys behandelt, von denen eines starb, im Jahre 2001 waren es 21, im Jahre 2002 22 und 2003 18. Die ausgesetzten Babys bleiben gewöhnlich bis zum Alter von sechs Wochen bis drei Monaten in der Klinik. Falls ihr Gesundheitszustand schlechter ist, bleiben sie länger.

Wie Igballe Rexha vom Zentrum für den Schutz von Frau und Kind erläutert, ist es ein unglücklicher Umstand, dass es kein Waisenhaus in Kosova gibt. Seit Januar 2001 werden die Kinder, die die Phase des Aufenthalts in der Klinik hinter sich haben, vom Institut SOS-Kinderdorf untergebracht. Teuta Mulliqi, Leiterin dieser Einrichtung in Kosova, die von ausländischen Spenden abhängt und vier Häuser im Stadtteil Velania in Pristina übernommen hat, um die von ihr aufgenommenen ausgesetzten Kinder unterzubringen, erläutert, in diesen Häusern seien derzeit 39 Kinder. Die Kapazität belaufe ich auf 48 Plätze,

"Wir bringen gewöhnlich Kinder bis zum Alter von drei Jahren unter, aber wir haben

auch Kinder, die vier Jahre und älter sind und die wir beherbergen", so Mulliqi.

Nach Angaben von Teuta Mulliqi, einer Soziologin, ist die Zahl der ausgesetzten Kinder gesunken. "Es hat den Anschein, als sei diese Abnahe die Folge eines zunehmenden Bewusstseins unter den Bürgern. Es ist ebenfalls gut, dass die Zahl der Adoptionen zugenommen hat, besonders, dass die Familien sich mehr für Mädchen interessieren", so Mulliqi. (...) (MK)