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Multiethnische Jugendkonferenz in Mazedonien

16. Januar 2003

- Veranstaltung im Rahmen des Stabilitätspaktes für Südosteuropa

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Köln, 16.1.2003, DW-radio / Albanisch, Sonila Sand

Die OSZE-Mission in Skopje hat vom 13. bis 15 Januar eine Jugend-Führungskräfte-Konferenz (Joint Youth Leadership) in Mavrovo, einer kleinen Stadt im Norden Mazedoniens, organisiert. Ziel der Konferenz, die im Rahmen des Stabilitätspaktes für Südosteuropa und in Zusammenarbeit mit lokalen Nichtregierungsorganisationen stattfand, war es, Kommunikation und Toleranz zwischen den Volksgruppen in Mazedonien zu fördern. Wolfgang von Greven, OSZE-Beauftragter und Organisator:

"Sie wissen, dass wir in diesem Land viele Probleme haben, vor allem was die interethnischen Beziehungen angeht. Auf der anderen Seite haben wir sehr viele Jugendliche in den verschiedenen Ethnien, die sich sehr stark engagieren für Demokratisierung und Zusammenarbeit, um die ethnischen Schwierigkeiten zu überwinden. Wir haben uns gedacht, warum bringen wir sie nicht an einen Tisch, dass sie sich austauschen und wir ihnen vielleicht auch ein bisschen Hilfe geben können, wie sie sich am besten organisieren: Hilfe wie man Management betreibt, führen kann usw. Aus dieser Idee heraus ist es entstanden."

30 Gymnasiasten aus verschiedenen Schulen der Region Tetovo, in der es vor zwei Jahren zu blutigen Konflikten zwischen Albanern und Mazedoniern gekommen war, nahmen an der Konferenz teil. Die 14 bis 18-jährigen Jugendlichen hatten sich zuvor bereits in verschiedenen lokalen Projekten engagiert.

"Es sind Jugendliche aus allen Ethnien. Wir haben hier mazedonische, Albaner, Roma, türkische Jugendliche und sogar einen Serben aus dem Kosovo. Ausgewählt wurden sie, weil sie allen Nichtregierungsorganisationen bekannt sind. Wir haben in einigen NGO's gefragt, wer wäre qualifiziert, um an einem solchen Programm teilzunehmen. Im übrigen ist dies nicht das einzige, wir werden in Zukunft noch einige solcher Seminare planen, weil man sieht, dass dies hier sehr erfolgreich läuft."

Anhand von Rollenspielen sollten die Jugendlichen drei Tage lang Fähigkeiten in Bereichen wie Konfliktprävention und Teambildung entwickeln. Riste Panajotu, Abiturient aus Tetovo und Herausgeber einer multi-ethnischen Studentenzeitung, verspricht sich vor allem mehr Toleranz und Verständnis zwischen den Ethnien nach diesem Seminar.

"Die Teilnahme an diesem Seminar war für mich sehr wertvoll. Die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen Albanern und Mazedoniern, aber auch mit den türkischen und Roma-Teilnehmern funktioniert gut. Man lernt hier nicht nur von den Leitern der Projekte, sondern auch von den Teilnehmern selber viel über deren Kultur und Mentalität, die gar nicht so anders wie die unsere ist. Wir haben eine Aufgabe, die viele als unmöglich betrachten. Gegenwärtig stimmt es leider auch: das Zusammenleben funktioniert noch nicht richtig."

Ziel der Veranstaltung war, auf einander zuzugehen und zu lernen, Kompromisse zu finden. Dies verlief nicht immer reibungslos, denn nicht alle Jugendlichen waren immer einer Meinung. Greven dazu:

"Es gibt keine Konflikte, aber Meinungsverschiedenheiten zwischen den Jugendlichen, die auch in einigen Diskussionen auftreten. Aber gerade dazu soll ja auch dieses Seminar dienen, dass man lernt, Kompromisse zu finden. Die Bereitschaft dazu scheint mir persönlich unter den Jugendlichen sehr hoch zu sein."

Die Bereitschaft, sich auf einander einzulassen, hält Lindita Hasani, eine albanische Teilnehmerin aus dem Ort Krushena, für wichtig, um Vorurteile abzubauen. Die 17-jährige Gymnasiastin kennt viele der Teilnehmer aus ihrer Schule in Tetovo. Bisher allerdings nur vom Sehen, denn albanische und mazedonische Schüler pflegten bislang keine Kontakte untereinander, obwohl sie alle die gleiche Schule besuchen. Lindita hofft, dass sich dies nach der Konferenz ändert:

"Ich halte die Teilnahme beider Ethnien für sehr wichtig, vor allem in Tetovo, wo die Beziehungen zwischen den Ethnien sehr schlecht sind. Das sieht in unserer Schule nicht anders aus. Ich hoffe natürlich, dass sich die Beziehungen durch solche Veranstaltungen verbessern. Und wir werden versuchen, unsere Freunde davon zu überzeugen. Wir leben doch in einem Staat, also müssen wir auch zusammenleben können."

Der Kontakt zu den Jugendlichen wird auch nach der Konferenz aufrechterhalten. Die Organisatoren planen weitere ähnliche Jugendprojekte in Mazedonien, und die Jugendlichen selber sind zuversichtlich, dass sie sich demnächst nicht mehr aus dem Weg gehen werden.

"Wir haben uns hier besser kennen gelernt und jetzt können wir uns nicht mehr in der Schule ignorieren. Vielleicht unternehmen wir auch außerhalb solcher Veranstaltungen etwas zusammen. So verschieden sind wir gar nicht." (fp)