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KonflikteMalawi

Mosambik: Flüchtlinge kehren in ihre Heimat zurück

Cai Nebe
23. März 2025

Tausende flohen wegen der Wahlunruhen aus Mosambik nach Malawi. Jetzt hoffen sie auf baldige Rückkehr in ihre Heimat. Doch dort ist die Sicherheitslage noch instabil.

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Mosambik | Sicherheitskräfte in Maputo
Bild: AMILTON NEVES/AFP

Bei der Gewalt um Mosambiks umstrittene Wahl im Oktober 2024 starben schätzungsweise 300 Menschen und etwa 13.000 flohen über die Grenze in den Süden Malawis. Kurze Zeit später haben mosambikanische und malawische Beamte begonnen, diejenigen zurückzuschicken, die vor der Gewalt geflohen sind.

Was hat die tödliche Gewalt ausgelöst?

Bei der Wahl übernahm Daniel Chapo von der regierenden Frelimo-Partei das Amt des  scheidenden Präsidenten Filipe Nyusi, der nach Abschluss der beiden von der Verfassung erlaubten Amtszeiten nicht mehr kandidieren durfte.

Oppositionsführer Venancio Mondlane behauptete, die Wahl sei manipuliertund hatte zu Demonstrationen aufgerufen – die Wut über maßgeblichen Betrug löste massive Proteste im ganzen Land aus, insbesonderejunge Wähler forderten einen politischen Wandel.

Die Protestwelle mit gewaltsamen Auseinandersetzungen intensivierte sich, als das Oberste Gericht in Mosambik Chapos Wahlsieg bestätigte. Damit konnte Präsident Chapo die Dominanz der linken Partei in der mosambikanischen Politik seit der Unabhängigkeit von Portugal 1975 fortsetzten.

Mosambikanische Flüchtlinge sitzen in einem kleinen Holzboot und überqueren einen Fluss
Tausende Mosambikaner flohen Ende 2024 wegen der Unruhen bei den Präsidentschaftswahlen in das benachbarte MalawiBild: George Mhango/DW

Die meisten Flüchtlinge, die damals den Unruhen in den Städten des Landes entkommen wollten, zogen in den Bezirk Nsanje im Süden Malawis, der von Mosambik umgeben ist.

Während Oppositionspolitiker von betrügerischen Stimmzetteln sprachen und Sicherheitskräfte in Städten wie Maputo zusammenstießen, kamen Mosambikaner zu Fuß, mit dem Boot oder der Straße inMalawi an und suchten in Vertreibungslagern in der Nähe kleiner Dörfer Schutz. Der Weg war gefährlich: Einige durchquerten sogar mit ihren Kindern auf dem Rücken Flüsse, der Lebensraum von Krokodilen und Nilpferden.

In den Lagern herrscht vielfach Versorgungsnotstand, es fehlen Lebensmittel und Medikamente. Malawi beherbergt bereits über 50.000 Flüchtlinge aus anderen afrikanischen Ländern, obwohl es von der Weltbank als eines der ärmsten Länder der Welt eingestuft wird.

Die südafrikanische Nation kämpft auch mit schlechten Ernten aufgrund der geringen Regenfälle infolge des Wetterphänomens El Nino, und da die Regenzeit das Risiko von Krankheiten wie Cholera und Malaria steigt.

Freiwillige Heimkehr

Laut Moses Mukandawire, ein Menschenrechtsaktivist und Direktor des Nyika-Instituts, einer Denkfabrik, hat Malawi bereits Erfahrung im Umgang mit mosambikanischen Flüchtlingen. Während des mosambikanischen Bürgerkriegs (1977-1992) kamen viele Flüchtlinge in das Land.

"Das Wichtigste ist, den Frieden in Mosambik zu sichern", sagte Mukandawire gegenüber DW. "Angesichts der Erfahrungen, die wir bisher gemacht haben, insbesondere in den 1990er Jahren, ist es nicht das erste Mal, dass Malawi unsere Brüder und Schwestern aus Mosambik aufnimmt."

Die Rückführung, die derzeit auf freiwilliger Basis erfolgt, sei wichtig für die Mosambikaner, die sich um ihre Ernten in Mosambik kümmern müssen.

"Wenn sie länger in Malawi bleiben, werden die Probleme in nächster Zeit nicht gelöst und es bleibt nicht viel Nahrung für ihre Familien", so Mukandawire.

Ihm zufolge hat die mosambikanische Regierung malawischen Beamten zugesichert, dass die Flüchtlinge bei ihrer Rückkehr nach Hause "geschützt" sind.

"Wir brauchen eine Erkundungsmission, um die Botschaft und die Zusagen der mosambikanischen Regierung zu überprüfen und dann zu sehen, ob diese Zusagen tatsächlich eingehalten werden", fügte Mkandawire hinzu.

Ein Geschäft ist zerstört, die Scheiben eingeschlagen, auf dem Bürgersteig liegen die Trümmer der Plünderung
In Maputo kam es zu brutaler Gewalt, Zerstörung und Plünderungen nach der Verkündung der Wahlergebnisse 2024Bild: Romeu da Silva/DW

 

Die Flüchtlinge sind jedoch nicht nur vor der Gewalt geflohen, sondern auch vor der Zerstörung ihres Besitzes, dem Diebstahl ihres Viehs, der Verbrennung ihrer Ernten oder der Ermordung ihrer Verwandten. Für einige gibt es nichts, wohin sie zurückkehren könnten.

"Ehrlich gesagt, wenn nicht jemand hingeht und ihnen versichert, dass zu Hause relativer Frieden herrscht, werden sie nicht hingehen. Andere sind nicht überzeugt", sagte Mkandawire.

Stagnierende Wirtschaft plagt Mosambik

"Es besteht die Notwendigkeit, die wirtschaftliche Stabilität wiederherzustellen und ein günstiges Geschäftsumfeld zu schaffen", sagte die Wirtschaftswissenschaftlerin Teresa Boene im DW-Interview und verwies auf die düsteren wirtschaftlichen Aussichten Mosambiks.

Die gewalttätigen Ausschreitungen nach den Wahlen waren ein schwerer Schlag für die Wirtschaft Mosambiks und werden wahrscheinlich noch monatelang zu spüren sein. Die Handelskammer des Landes schätzt, dass mindestens 1.000 Unternehmen aufgrund von Vandalismus, Plünderungen und Unruhen im Gefolge der Unruhen geschlossen wurden. Die Kammer geht auch davon aus, dass sich die meisten Geschäfte nie wieder erholen werden.

"Etwa 40 Prozent unserer Infrastruktur wurde durch Vandalismus zerstört. Im Moment versuchen wir, uns wieder aufzurappeln, aber es ist kein Geld da", sagte Aldemiro Eduardo, ein Geschäftsinhaber in Maputo, gegenüber DW.

Schätzungsweise 110 Millionen Euro an Lagerbeständen und Infrastruktur wurden vernichtet, und schätzungsweise 17 000 Menschen verloren ihren Arbeitsplatz. Mosambiks Regierung klagt bereits über den Verlust von mehr 600 Millionen Euro Steuereinnahmen.