Mongolei: Klimawandel gefährdet die Existenz der Hirten
In der vom Klimawandel geplagten mongolischen Steppe stehen die traditionellen Hirten am Rande des Abgrunds. Das riesige Land ist weltweit mit am stärksten von Wetterextremen betroffen. Die Folgen sind dramatisch.
Der Kampf gegen extreme Wetterfolgen
Zandan Lkhamsuren treibt seine verbliebenen Ziegen vor Sonnenuntergang in einen Stall zurück. Der Hirte lebt in Kharkhorin in der zentralmongolischen Provinz Ovorkhangai. Vor mehr als einem Jahr hatte ein verheerender Winter fast seine gesamte Schafherde vernichtet und noch immer leidet er unter den Schäden, die das zunehmend unberechenbare extreme Wetter in der Mongolei anrichtet.
Ungünstige Wetterverhältnisse
Die Steppe ist wie ausgestorben. Die Mongolei zählt zu den Ländern, die den Klimawandel besonders stark zu spüren bekommen. Hier steigen die Temperaturen dreimal so schnell wie im globalen Durchschnitt. Der Zusammenhang zwischen der Erwärmung und extremen Wetterereignissen, die von Dürren und Überschwemmungen bis hin zu Hitzewellen und plötzlichen Kälteeinbrüchen reichen, ist weithin bekannt.
Traurige Bilanz nach Extremwinter
Mit Vorhängen will Zandam seine Tiere etwas vor der Kälte schützen. "Der vorangegangene Winter war der härteste, den ich je erlebt habe", sagte der 48-Jährige gegenüber AFP. Die Tagestemperaturen von minus 32 Grad Celsius seien in der Nacht auf minus 42 Grad gesunken. In der gesamten Mongolei erfroren mehr als sieben Millionen Tiere, mehr als ein Zehntel des gesamten Viehbestands des Landes.
Mongolisches Wetterphänomen
"Dzud" werden die Schnee- und Eiskatastrophen genannt, die das Land in den Wintermonaten immer wieder heimsuchen. Auf den gefrorenen oder von Schneemassen bedeckten Weiden kann das Vieh dann kein Futter mehr finden.
Bedrohte Existenz
Die "Dzuds" kommen immer häufiger. Früher traten sie einmal in zehn Jahren auf, aber allein in den letzten zehn Jahren waren es sechs, wie die Vereinten Nationen berichten. Das wird zu einem Problem für die Landarbeiter, die ein Drittel der mongolischen Bevölkerung ausmachen. "Ich versuche mich auf das zu konzentrieren, was mir bleibt", sagt Zandan, der seine Herde gerne wieder vergrößern möchte.
Eine ungewisse Zukunft
Der 36-jährige Enebold Davaa jagt seine Herde über eine flache Ebene. Auch er ist Hirte in der Provinz Ovorkhangai. Enebolds Familie hat im vergangenen Winter mehr als 100 Ziegen, 40 Schafe und drei Kühe verloren. "Das ist unsere Haupteinkommensquelle, und das war sehr schwer für uns", sagt er. Dank des diesjährigen milderen Winters konnte die Familie einen Teil ihrer Verluste wieder wettmachen.
Bleiben oder doch gehen?
Enebold Davaa und seine Frau entspannen sich in einem Ger, dem traditionellen mongolischen Zelt. Ein Viertel der Mongolen lebt noch als Nomaden, doch Hunderttausende zogen bereits in die Städte, vor allem in die Hauptstadt Ulaanbaatar. Auch Enebold denkt mit seiner Familie über einen Umzug nach. Dabei würde er viel lieber seinen traditionellen Lebensstil als Hirte bewahren.