Festnahme nach Attentaten auf US-Demokraten
16. Juni 2025Nach den Attentaten auf Politiker der US-Demokraten im Bundesstaat Minnesota ist der Tatverdächtige festgenommen worden. Der 57-Jährige wurde am Sonntagabend (Ortszeit) in der südwestlich von Minneapolis gelegenen Ortschaft Green Isle "ohne Einsatz von Gewalt in Gewahrsam genommen", wie die Behörden mitteilten. Ein Sondereinsatzkommando der Polizei hatte dort nach dem Mann gesucht.
Er soll seine Opfer - als Polizist verkleidet - am Samstagmorgen in ihren Häusern aufgesucht haben. Nach Erkenntnissen der Ermittler gab er zunächst in der Stadt Champlin mehrere Schüsse auf John Hoffman, Mitglied des Senats von Minnesota, und dessen Frau ab. Beide erlitten schwere Verletzungen. Rund eineinhalb Stunden später soll er dann in der Stadt Brooklyn Park auf die Parlamentarierin Melissa Hortman, Mitglied des Abgeordnetenhauses von Minnesota, und deren Ehemann geschossen haben. Beide wurden getötet.
Das Motiv der Tat ist noch unklar. Minnesotas Gouverneur Tim Walz sprach gleichwohl von einem "Akt zielgerichteter politischer Gewalt".
Hass auf Abtreibungsbefürworter?
Der Verdächtige soll ein evangelikaler Christ sein, der Kontakte zu radikalen Abtreibungsgegnern unterhielt. Er habe in der Vergangenheit Missionsarbeit im Ausland gemacht und auch lokale politische Ämter innegehabt, berichten US-Medien nach Auswertung seiner Online-Profile und verschiedener Dokumente. In seinem Fahrzeug wurde neben einer größeren Menge Munition auch eine Liste mit Namen mehrerer Amtsträgerinnen und Amtsträger gefunden.
Die getötete Politikerin Hortman spielte laut der Tageszeitung "New York Times" 2023 eine zentrale Rolle bei der Verabschiedung von Gesetzen, die das Recht auf Abtreibung ausweiteten, Marihuana für den Freizeitgebrauch legalisierten und Arbeitgeber verpflichteten, bezahlten Krankenurlaub anzubieten.
Gouverneur Walz mahnte, Gewalt dürfe nicht zur Norm werden. "Es kann nicht der Weg sein, wie wir mit unseren politischen Differenzen umgehen. Jetzt ist es an der Zeit, uns erneut zu den Grundwerten dieses Landes zu bekennen, und jeder von uns kann dazu beitragen", sagte Walz. Auch US-Präsident Donald Trump verurteilte die Tat.
Vermehrt Fälle politischer Gewalt
Das politische Klima in den Vereinigten Staaten ist zunehmend aufgeheizt. Im Jahr 2022 war der Ehemann der damaligen Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, in ihrem gemeinsamen Haus mit einem Hammer attackiert und schwer verletzt worden. Während des Präsidentschaftswahlkampfs 2024 hatte ein Mann auf Donald Trump geschossen und den Republikaner am Ohr verletzt. Erst im April 2025 war ein Brandanschlag auf die Residenz des demokratischen Gouverneurs von Pennsylvania, Josh Shapiro, verübt worden.
wa/se (afp, rtr, dpa)