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Microsoft wird 50: Macht KI den Tech-Riesen noch mächtiger?

4. April 2025

Vom Computer bis zu Cloud-Diensten: Microsoft hat den Arbeitsplatz in nur wenigen Jahrzehnten grundlegend verändert. Zum 50. Jubiläum warnen Kritiker, dass Künstliche Intelligenz den Konzern noch mächtiger machen könnte.

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Microsoft-Logo und Artificial Intelligence
Fünfzig Jahre sind vergangen, seit Bill Gates und Paul Allen in einer Garage Microsoft gründetenBild: Andre M. Chang/ZUMA/picture alliance

Ob im Büro, im Klassenzimmer oder auf dem Acker, überall findet sich heute Microsoft-Technologie. Mit seinem Windows-Betriebssystem revolutionierte das Unternehmen die Datenverarbeitung und machte Computer für den persönlichen Gebrauch einer breiten Masse zugänglich.

Seine Office-Suite wurde zum Synonym für die moderne Büroarbeit und die Coronapandemie machte Microsoft Teams unverzichtbar für Unternehmen und Schulen auf der ganzen Welt. Heute wird die Kommunikationsplattform täglich von 320 Millionen Menschen genutzt. Die Arbeit von zuhause oder unterwegs ist zur Norm geworden.

Im Microsoft-Hauptsitz in Redmond im US-Bundesstaat Washington feiert das Unternehmen an diesem Freitag seinen fünfzigsten Geburtstag. Es ist ein wichtiges Jahr für den Tech-Riesen, der Bereiche wie das Cloud-Computing, Betriebssysteme und Entwicklungstools dominiert. Wird er auch eine führende Rolle beim Übergang in das Zeitalter der Künstlichen Intelligenz (KI) spielen, oder ist seine Marktdominanz eher Anlass zur Sorge?

Vom Tüfteln in der Garage bis zum weltweiten Marktführer

Alles begann 1975 in einer kleinen Garage in Albuquerque, New Mexico. Die beiden College-Freunde Bill Gates (19) und Paul Allen (22) hatten eine einfache, aber bahnbrechende Vision: Jeder sollte sich einen Computer leisten können.

Bill Gates und Paul Allen
Aus dem Start-up von Bill Gates und Paul Allen wurde ein Weltunternehmen mit MilliardenumsätzenBild: Elaine Thompson/AP Photo/picture alliance

Ein wichtiger Meilenstein war die Partnerschaft, die Microsofts junge Gründer 1980 mit IBM eingingen. Sie führte dazu, dass das Betriebssystem MS-DOS zum Standard in der PC-Industrie wurde. Einige Jahre später legte die Einführung von Windows den Grundstein für Microsofts spätere Dominanz auf dem Softwaremarkt.

In den folgenden Jahrzehnten passte sich Microsoft kontinuierlich an technologische Entwicklungen an und erschloss neue Geschäftsfelder. Heute ist das Unternehmen weit mehr als ein Softwarehersteller – es ist ein globales Technologieimperium, das in nahezu allen Branchen mitmischt.

Die Zahlen sprechen für sich: Im März 2025 war Microsoft das drittwertvollste Unternehmen der Welt – nur zwei Konzerne hatten einen höheren Marktwert: der iPhone-Hersteller Apple und der Chipentwickler NVIDIA.

KI ist die Zukunft

Trotz seiner enormen Marktmacht befindet sich Microsoft an einem entscheidenden Wendepunkt seiner Geschichte - seit dem Beginn des Zeitalters der Künstlichen Intelligenz. Das Unternehmen investiert Milliarden in die Forschung, baut weltweit riesige Datenzentren und entwickelt seine eigenen KI-Chips.

Angetrieben wird diese Transformation von CEO Satya Nadella, der 2014 die Führung des Unternehmens übernahm und zwei strategische Entscheidungen traf, die die Zukunft Microsofts neu definieren sollten.

Zum einen verlagerte er den Schwerpunkt des Unternehmens in Richtung Cloud-Computing und revolutionierte so das Geschäftsmodel und die Einnahmequellen des Unternehmens. Zum anderen erkannte er das enorme Potenzial von KI und machte die neue Technologie zum Herzstück der langfristigen Unternehmensstrategie.

Microsoft-CEO Nadella spricht auf KI-Tour
Microsofts CEO Satya Nadella führt das Unternehmen in die KI-ZukunftBild: Lucy Young/IMAGO

KI-getriebene Tools von Microsoft wie Copilot erledigen bereits Routineaufgaben, entwerfen E-Mails, analysieren Daten und erzeugen kreative Inhalte. Ziel des Unternehmens ist es, mitzugestalten, wie Menschen arbeiten, miteinander kommunizieren und Neues schaffen.

Doch während Microsoft KI als Werkzeug zur Steigerung der Produktivität vermarktet, warnen Kritiker vor einem möglichen massiven Stellenabbau aufgrund von Automatisierung. Auch ethische Bedenken lassen sich nicht verdrängen, ob es nun um Datensicherheit geht oder um KI-erzeugte Desinformation.

Antonio Krüger ist CEO des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI), einer öffentlich-privaten Partnerschaft. Er sagt, KI beginne " direkt in die Wertschöpfung von Firmen einzugreifen".

"Da versuchen die großen Digitalfirmen wie Microsoft noch stärker Fuß zu fassen", betont er im Gespräch mit der DW. Der Wandel ginge damit weit über herkömmliche Büroprozesse hinaus und beeinflusse zentrale Industrie- und Wirtschaftszweige in ganz Europa.

Lässt sich Microsoft noch aufhalten?

Für viele Unternehmen und Regierungen ist Microsoft nahezu unverzichtbar geworden. Laut dem Statistik-Portal Statista nutzen in Deutschland allein 96 Prozent der Behörden Microsoft-Software, 69 Prozent verlassen sich auf die Datenzentren von Microsoft.

Unternehmen nutzen Cloud-Infrastruktur, Sicherheitsdienstleistungen und KI-gesteuerte Tools von Microsoft, während die Behörden sensible Daten in den Datenzentren von Microsoft speichern und Software des Unternehmens für Verwaltungsaufgaben einsetzen.

Auf mindestens 1,4 Milliarden PCs und Laptops weltweit ist Microsoft-internen Daten zufolge Windows installiert. Doch diese enge Verzahnung hat einen Haken: Es ist kaum möglich, sich von Microsoft freizumachen.

Datenzentren – Fluch oder Segen?

Fachleute wie Krüger warnen vor dem sogenannten Lock-in-Effekt: Hat sich ein Unternehmen einmal vollständig auf das Microsoft-Ökosystem eingelassen, wird ein Wechsel zu einer anderen Plattform äußerst schwierig und kostspielig. Diese Abhängigkeit stärkt Microsofts Marktmacht weiter und erschwert es anderen Anbietern, ernsthaft mit dem Konzern zu konkurrieren.

Für Regierungen stellt sich daher die Frage, ob ein einzelnes Unternehmen so viel Einfluss auf kritische digitale Infrastruktur haben sollte.

Vor allem in Europa fordern politische Entscheidungsträger strengere Regulierungen oder eine stärkere Diversifizierung der Technologieanbieter, um die Abhängigkeit von Microsoft zu verringern – doch bislang fehlt es an überzeugenden Alternativen.

Microsoft Deutschlandzentrale bei München
Microsoft will in den nächsten zwei Jahren 3,3 Milliarden Euro in Deutschland investieren Bild: picture alliance/dpa

Krüger ist der Überzeugung, dass sich die EU weniger um Vorschriften kümmern, dafür aber einen europäischen KI-Software-Champion aufbauen sollte. "Wir sind im Technologiebereich von den Grundlagen her wettbewerbsfähig, aber wenn wir keine großen KI-Modelle in Europa haben, werden wir technologisch keine Rolle spielen", sagt er.

Microsoft in einer von KI dominierten Welt

Während Microsoft dabei ist, seine KI-Fähigkeiten für die Zukunft auszubauen, setzt sich sein globaler Eroberungszug ungebremst fort. Das Unternehmen plant, seine Modelle noch stärker in seine täglich von unzähligen Menschen genutzten Anwendungen zu integrieren und sein Kerngeschäft, den Cloud-Sektor, zu stärken.

Microsoft verschiebt dabei weiterhin die Grenzen des technologisch Machbaren: Im Februar präsentierte das Unternehmen seinen neuesten Chip, den "Majorana 1" - den weltweit ersten Quantenchip.

Laut Microsoft soll er die Entwicklung von Quantencomputern ermöglichen, die Aufgaben lösen können, die heute noch als nahezu unlösbar gelten - und das nicht erst in Jahrzehnten, sondern in wenigen Jahren.

 

Adaptiert aus dem Englischen von Phoenix Hanzo.

Enno Hinz | Journalist | Deutsche Welle | DW | Volontär | DW Akademie | Volontariat Jahrgang 2025 - 2026
Enno Hinz Multimedia-Journalist mit Fokus auf Politik, Klimawandel und konstruktiver Berichterstattung.