Messerangreifer von Nizza in Paris vor Gericht
10. Februar 2025Nach dem Messerangriff mit drei Toten in einer Kirche in Nizza 2020 hat in Paris der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter begonnen. Der heute 25-jährige Tunesier Brahim Aouissaoui muss sich vor einem Schwurgericht in Frankreichs Hauptstadt wegen Mordes und Mordversuchs mit terroristischem Hintergrund verantworten. Das Gerichtsverfahren soll bis Ende Februar dauern. Aouissaoui droht eine lebenslange Haft.
Frau mit 24 Stichen getötet
Der Attentäter hatte am 29. Oktober 2020 zwei Frauen und den Küster der Basilika Notre Dame in Nizza brutal mit einem Messer ermordet. Auf eine Frau stach er 24-mal ein, die andere enthauptete er fast. Dem Küster schnitt er die Kehle durch.
Bei seiner Festnahme rief der mutmaßliche Täter mehrfach "Allahu Akbar" (Gott ist groß). Einsatzkräfte überwältigten den Mann, er überlebte schwerverletzt. Als mögliches Motiv wurde die damalige erneute Veröffentlichung der umstrittenen Mohammed-Karikaturen durch das Satiremagazin "Charlie Hebdo" angesehen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach bereits kurz nach der Tat von einem "islamistischen Terroranschlag".
"Land der Ungläubigen"
Ermittlungsergebnissen zufolge wollte der Angreifer seine Tat anfänglich in der französischen Hauptstadt umsetzen, entschied sich dann aber zu der Attacke in Nizza. Er war demnach kurz zuvor über Italien nach Frankreich gekommen.
Vier Tage vor dem Messerangriff hatte ein dem Terrornetzwerk Al-Kaida nahestehendes Medium einen Aufruf veröffentlicht, Franzosen "in ihren Kirchen zu enthaupten". Ermittler fanden heraus, dass Aouissaoui in Tunesien mit Dschihadisten in Kontakt war und dass er einem Bekannten kurz vor der Tat mitgeteilt habe, dass er "einen Plan im Kopf" habe. Er schien einen Hass auf Frankreich zu haben, das er als "Land der Ungläubigen" bezeichnete.
Auf Aouissaouis Mobiltelefonen wurden laut Staatsanwaltschaft auch Fotos mit Bezug zur Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) gefunden. Bislang hat sich aber keine islamistische Gruppe zu der Bluttat bekannt.
Noch weitere Anschläge im Herbst 2020
Der Herbst 2020 war in Frankreich von mehreren dschihadistischen Anschlägen geprägt gewesen: Vor der Attacke in der Basilika Notre Dame hatte ein junger Pakistaner zwei Menschen mit einem Beil schwer verletzt, weil er sie für Angestellte des Satireblatts "Charlie Hebdo" hielt. Zudem hatte ein junger Tschetschene den Lehrer Samuel Paty getötet, nachdem dieser in einer Unterrichtsstunde über Meinungsfreiheit Mohammed-Karikaturen gezeigt hatte.
Bereits im Juli 2016 hatte es in Nizza einen Anschlag eines dschihadistisch motivierten Tunesiers gegeben, der mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge gefahren war und 86 Menschen in den Tod gerissen hatte.
sti/haz (afp, rtr)