Mehrheit der Bulgaren lehnt Schließung des AKW Kosloduj ab
30. April 2002RADIO BULGARIEN, deutsch, 29.4.2002, 1005 GMT
Die überwiegende Mehrheit der Bulgaren ist gegen die vorzeitige Schließung der Reaktorblöcke im Atomkraftwerk Kosloduj, ergab eine Meinungsumfrage des Instituts Gallup/Bulgarien. Laut Vereinbarung mit der EU muss Bulgarien bis Ende des laufenden Jahres zwei Reaktoren vom Typ des Atomkraftwerks in Tschernobyl vom Netz nehmen. Parallel dazu müssen auch die Verhandlungen über die Schließung von zwei weiteren Reaktoren abgeschlossen werden. Die EU besteht darauf, sie bis zum Jahre 2006 zu schließen. Bulgarien fordert hingegen eine Frist bis 2010. (...)
Nahe zu 80 Prozent der Bulgaren halten die Forderung der EU nach einer etappenweise Schließung der Reaktorblöcke im Atomkraftwerk Kosloduj für unbegründet. Brüssel hingegen besteht darauf, dass sie nicht sicher genug sind. Die Befürworter der weiteren Betreibung der Reaktorblöcke sind über alle Altersgruppen gleichermaßen verteilt - nur sieben Prozent schließen sich der Forderung der EU nach einer Schließung an.
70 Prozent der Bulgaren glauben nicht, dass die wahren Motive für die Schließung mit der Sicherheit der Reaktorblöcke zusammenhängen. 42 Prozent sehen in der Forderung der EU einen wirtschaftlichen Nutzen, 32 Prozent den Wunsch, Bulgarien im Bezug auf die Energiewirtschaft abhängig zu machen. Nur ein bis zwei Prozent der Bulgaren glauben, dass das Atomkraftwerk nicht sicher genug ist. (...)
65 Prozent der Bulgaren sind stolz auf das Atomkraftwerk Kosloduj. Gleichzeitig halten 85 Prozent der Bulgaren Kosloduj für effektiv und gewinnbringend. Kosloduj produziert 45 Prozent der Elektroenergie im Land. 90 Prozent der Bulgaren prophezeien daher eine drastische Erhöhung der Preise für Elektroenergie, falls Kosloduj geschlossen wird. (...)
60 Prozent der Bulgaren sind skeptisch in Bezug auf die Frage, dass wir schneller in die EU aufgenommen werden, falls wir uns dem Druck Brüssels beugen. 66 Prozent meinen, dass das Kabinett das Atomkraftwerk verteidigen muss, auch wenn dadurch die Aufnahme in die EU verzögert wird. 20 Prozent fordern eine Überprüfung der getroffenen Vereinbarungen mit der EU, nur sieben Prozent sind für die bedingungslose Einhaltung der übernommenen Verpflichtungen. (...) (fp)
RADIO BULGARIEN, deutsch, 29.4.2002, 1004 GMT
Zwei kanadische Firmen interessieren sich für den Bau des Atomkraftwerks bei Belene (in den 90-Jahren stillgelegter Bau- MD) an der Donau und werden demnächst mit der Regierung über den Abschluss einer Vereinbarung verhandeln. Das gab nach seiner Rückkehr aus Kanada Bulgariens Außenminister Solomon Passi bekannt. Er sagte ferner, dass es sich bei der einen Firma um die staatliche Agentur für Atomenergie handelt und bei der anderen um das Konsortium NCL, den größten kanadischen Konstrukteur. (fp)