Mehr als 1100 Festnahmen in der Türkei
24. März 20251133 Verdächtige kamen zwischen dem 19. und dem 23. März bei "illegalen Demonstrationen" in der Türkei in Gewahrsam, so Innenminister Ali Yerlikaya. Bei Razzien seien insgesamt zehn Journalisten und Fotografen festgenommen worden, teilte die Anwaltsvereinigung MLSA mit.
Die türkische Mediengewerkschaft Disk-Basin-Is bezeichnete dies als eine Reaktion der Regierung auf die andauernden Proteste gegen die Inhaftierung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu von der sozialdemokratischen Oppositionspartei CHP. Die Gewerkschaft sprach von einem "Angriff auf die Pressefreiheit und das Recht des Volkes, die Wahrheit zu erfahren".
123 Polizeibeamte wurden verletzt
Imamoglu gilt als aussichtsreichster politischer Herausforderer von Präsident Recep Tayyip Erdogan und war am Mittwoch wegen Korruptions- und Terrorvorwürfen festgenommen. An diesem Sonntag kam er in Untersuchungshaft und wurde als Istanbuler Bürgermeister abgesetzt.
In der Millionenmetropole Istanbul, in der Hauptstadt Ankara, aber auch in Izmir und anderen Städten waren Menschen zu Zehntausenden auf die Straße gegangen - allen offiziellen Verboten zum Trotz. Teils kam es dabei zu heftigen Auseinandersetzungen von Einsatzkräften mit Demonstrierenden. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein.
Erdogan verurteilt "Bewegung der Gewalt"
123 Polizisten wurden laut Innenminister Yerlikaya bei den landesweiten Demonstrationen verletzt. Dort seien zudem Gegenstände wie etwa Steine, Stöcke, Feuerwerkskörper, Äxte und Messer sichergestellt worden, so der Minister. Die Regierung werde nicht zulassen, dass "die Straßen terrorisiert werden".
Präsident Erdogan bezeichnete die Proteste als eine "Bewegung der Gewalt", die von der Oppositionspartei CHP angestachelt worden sei. In einer Rede nach einer Kabinettssitzung in Ankara sagte Erdogan, die CHP sei für alle Sachschäden und Verletzungen von Polizisten während der Proteste verantwortlich. Aber die gegenwärtige "Show" werde irgendwann enden, dann würden sich alle für das "Böse" schämen, das sie dem Land angetan hätten, sagte Erdogan.
Deutschland beobachtet Entwicklung mit Sorge
In Deutschlands Hauptstadt Berlin äußerte sich ein Sprecher des Auswärtigen Amts besorgt über die Entwicklungen. Der türkische Botschafter sei zu einem Gespräch im Auswärtigen Amt gewesen.
"Wir beobachten die Entwicklung in der Türkei im Augenblick mit großer Sorge", sagte auch Deutschlands Regierungssprecher Steffen Hebestreit: "Die jüngsten Entwicklungen sind ein schlechtes Zeichen für die Demokratie in der Türkei."
Trotz seiner Verhaftung und Suspendierung wurde Imamoglu offiziell zum Präsidentschaftskandidaten der CHP gekürt. 15 Millionen Menschen stimmten nach Parteiangaben bei den Vorwahlen für den 53-Jährigen - dabei gingen auch viele Menschen für ihn in die Wahllokale, die nicht Mitglied der CHP sind.
pg/AR/hf (dpa, afp, rtr)
Redaktionsschluss 17.30 Uhr (MEZ). Dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert!