Mazedonien vor den Wahlen
9. August 2002Köln, 7.8.2002, DW-radio / Mazedonisch
In allen 113 Gemeinden Mazedoniens wird ein Projekt durchgeführt, das "Frauen – Wähler" heißt. Es wurde im Rahmen des Südosteuropa-Stabilitätspaktes initiiert. Ziel des Projektes ist es, bei den Bürgern – und darunter insbesondere bei den Frauen – politische Kultur zu entwickeln. Dadurch soll gleichzeitig die Zahl der weiblichen Wähler erhöht werden. Es berichtet Anita Stojanovska Buhovski:
Frauen können sehr viel in der Politik erreichen. Allerdings nur dann, wenn sie sich dessen bewusst sind, was sie zu politischen Prozessen beitragen möchten, und wenn sie wissen, wie sie Unterstützung erhalten können. In den letzten beiden Jahren haben Frauen in Südosteuropa Interesse daran gezeigt, ihren Teil der Pflichten und der Verantwortung in der Politik zu übernehmen. Außerdem hat sich auch die Meinung der Öffentlichkeit dazu gewandelt, was darauf zurückzuführen ist, dass immer mehr Frauen in der Politik vertreten sind. Die Frauen bei den politischen Parteien können mit ihren Aktivitäten sowohl in der Partei aber auch in der Gesellschaft dazu beitragen, mehr Unterstützung seitens der Wähler zu erhalten – insbesondere der Frauen.
Aus diesen Gründen, aber vor allem deswegen, weil die Bürger – allen voran die Frauen – über ihr demokratisches Recht zu wählen und gewählt zu werden, informiert und zur Wahlbeteiligung am 15. September angeregt werden sollen, wird in allen 123 Gemeinden Mazedoniens das Projekt "Frauen – Wähler" durchgeführt. Dieses Projekt stellt eine weitere Aktivität im Rahmen des Südosteuropa-Stabilitätspaktes dar. Es wird ausschließlich direkt vor Ort ausgeführt, das heißt, bis zu den Wahlen werden sich sehr viele Ausbilder damit beschäftigen, den Bürgern beziehungsweise den Frauen ihre demokratischen Rechte nahe zu bringen.
Kesare Sejdi, Albanisch-Lehrerin, arbeitet in den Dörfern Aracinovo und Orlance mit albanischen Frauen. Nadir Selman wird in Radovis ausbilden, wo die Roma mehr vertreten sind.
(Einblendung Kesare Sejdi) "Ziel dieses Workshops ist es, über Demokratie zu sprechen. Darüber, was Demokratie ist. Es sollen dabei möglichst viele Frauen zusammenkommen. Am wichtigsten ist es, dass die Frauen sich beteiligen. Denn hier in Aracinovo und in einigen anderen Dörfern der Gegend, die ich besuchte, haben die Frauen erstmals von Wahlen gehört; und sie fragen sich, was Wählen überhaupt bedeutet.
(Einblendung Selman) "Am Wochenende werde ich einen Workshop in Radovis abhalten. In dieser Stadt leben viele Roma. Das bedeutet, eine Bevölkerungsgruppe, die nicht ausreichend informiert ist und die ständig manipuliert wird. Diesmal haben wir ein ehernes Ziel. Und zwar möchten wir das Bewusstsein jedes einzelnen Bürgers aller Nationalitäten dafür wecken, damit er weiß, dass er mit seinem Kreuz für den Namen eines Kandidaten auf der Wahlliste sein eigenes Schicksal für die kommenden vier Jahre besiegelt. Ferner muss ihm bewusst werden, dass er nicht erlauben darf, manipuliert zu werden".
Dieses Projekt sieht vor, dass die Bürger und darunter vornehmlich die weibliche Bevölkerung Mazedoniens ihre eigene politische Kultur entwickeln. Dadurch soll der Anteil der weiblichen Wähler erhöht werden und die Netzwerke unter Frauen und lokale Frauengruppen sollen gestärkt werden. (md)