Seit Tagen treiben Wut und Entschlossenheit die Menschen auf die Straßen Istanbuls. Hunderttausende protestieren gegen die Absetzung und Inhaftierung von Istanbuls Bürgermeister Ekrem İmamoğlu. Besonders junge Menschen lassen sich von der Regierung Recep Tayyip Erdogan nicht mehr einschüchtern und kämpfen für Demokratie und Freiheit, trotz des weiterhin geltenden Demonstrationsverbots in der Millionenmetropole. Immer wieder kommt es zu Ausschreitungen und Verhaftungen.
Am Sonntagmittag wurde İmamoğlu in ein Gefängnis außerhalb der Stadt gebracht. Er befindet sich in Untersuchungshaft und wurde vorläufig seines Amtes enthoben. Ihm werden Korruption und Terrorismusunterstützung vorgeworfen, die er jedoch bestreitet. Oppositionsvertreter sprechen von einem Staatsstreich und die linksnationale CHP, İmamoğlus Partei, schlägt Alarm: Der aussichtsreichste Herausforderer von Präsident Erdogan solle ausgeschaltet werden. Trotz aller Einschüchterungsversuche hält die CHP an ihrem Kandidaten fest und viele Anhänger sind zur Abstimmung gekommen, um İmamoğlu demonstrativ ihre Stimme zu geben. Die Proteste in der Türkei sind die stärksten seit zehn Jahren und inzwischen wurden auch Medienvertreter festgenommen, die von den Demonstrationen berichteten.