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Mannheim: Ermittlungen nach der Amokfahrt

4. März 2025

Wieder eine Todesfahrt in Deutschland, wieder Gewalt mit tödlichen Folgen in Mannheim. Die 320.000-Einwohner-Stadt im Südwesten Deutschlands steht unter Schock. Was ist über den Täter bekannt?

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Mehrere Polizisten in Uniformen stehen vor einem Fahrzeug mit zerstörter Windschutzscheibe und massiven Blechschäden
Eine Amok-Fahrt, wieder einmal: Polizisten stehen vor dem zerstörten Fahrzeug des Täters in der Mannheimer InnenstadtBild: Boris Roessler/dpa/picture alliance

Es ist eine erschreckende Wiederholung eines Tatgeschehens, das Deutschland schon mehrfach erlebt hat: Am Montag zur Mittagszeit fährt ein Auto mit hoher Geschwindigkeit mitten in der Innenstadt von Mannheim in eine Menschengruppe. Zwei Menschen, eine 83 Jahre alte Frau und ein 54 Jahre alter Mann, werden getötet. Elf weitere Personen werden zum Teil schwer verletzt.

Der Täter wird festgenommen, dabei schießt er sich mit einer Schreckschusspistole in den Mund. Medien berichten, dass sich zuvor ein geistesgegenwärtiger Taxifahrer mit seinem Wagen auf die Verfolgung des Täters begeben und ihn in einer Sackgasse gestellt hatte. Der mutige Mann, der wohl vor einigen Jahren aus Pakistan nach Deutschland gekommen ist, hat womöglich weitere Opfer verhindert.

Wieder eine psychische Erkrankung

Nachdem der Täter im Krankenhaus behandelt wurde, sollte der 40 Jahre alte Deutsche bald vernehmungsfähig sein und von der Polizei nach seinen Motiven befragt werden. Die Ermittlungsbehörden gehen offenbar von einer psychischen Erkrankung aus. Wieder einmal.

Schon die Attentäter etwa von München im Februar und Aschaffenburg Ende Januar sollen psychisch auffällig gewesen sein.  Noch am Montag hatte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) gesagt, es gebe keine Hinweise auf einen religiösen oder extremistischen Hintergrund für die Tat. Auch der zuständige Staatsanwalt sagte am Montagabend, es gebe Anhaltspunkte für eine psychische Erkrankung, die weiteren Ermittlungen würden sich darauf konzentrieren.

Blick auf einen dunklen Platz, davor ein rot-weißes Polizei-Absperrband. Im Hintergrund sind Verkaufsbuden vor Geschäftsgebäuden mit Leuchtreklamen zu sehen
Polizeiabsperrung am zentralen Paradeplatz im Mannheim: Hier kam es am Montag zur TodesfahrtBild: DW

Merkwürdiger Zettel im Tatfahrzeug

Bekannt ist bislang, dass der Täter ledig ist, wahrscheinlich alleinstehend, und keine Kinder hat. Von Beruf ist er Landschaftsgärtner. Seinen Wohnort geben die Behörden mit Ludwigshafen an, der Schwesterstadt Mannheims auf der westlichen Seite des Rheins. Am Abend wurde bereits seine Wohnung durchsucht. Im Tatfahrzeug soll die Polizei einen Zettel gefunden haben mit merkwürdigen Zeichnungen und Notizen, es ist die Rede von Berechnungen von Anhalte- und Bremswegen von Fahrzeugen.

Auch deshalb gehen die Beamten offenbar davon aus, dass die Todesfahrt geplant und gezielt erfolgte. Bekannt wurde auch, dass der Mann offenbar schon früher auffällig geworden war. Von einer kurzen Freiheitsstrafe wegen Körperverletzung ist die Rede, vor mehr als zehn Jahren. Außerdem sei wegen eines Hasskommentars in den sozialen Medien 2018 eine Geldstrafe gegen ihn verhängt worden.

Keine Fastnachtsumzüge in Mannheim

Die Einkaufsstraße im Mannheim, die der Täter mehrere hundert Meter entlang gerast war, war am Montag nicht mit Absperrungen oder Pollern gesichert. Es war nach Aussagen der Polizei ein normaler Montag, an dem Lieferfahrzeuge unterwegs waren und die Straßenbahn fuhr.

Erst für den heutigen Dienstag waren in der Stadt wie an vielen anderen Orten in Baden-Württemberg Fastnachtsumzüge geplant, die in Mannheim allerdings nach der Tat abgesagt wurden.

Eine Frau in grüner Jacke steht zwischen mehreren Männern in dunklen Anzügen, dahinter stehen uniformierte Personen
Trauer, Entsetzen, Ratlosigkeit: Innenministerin Nancy Faeser (SPD) mit Politikern aus Baden-Württemberg am Montagabend im Mannheim Bild: Michael Bihlmayer/IMAGO

Amokfahrten mit dem Auto: Ein bekanntes Muster

Autos oder LKWs, die in Menschenmengen rasen: Angefangen mit dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz am 19. Dezember 2016, bei dem einer junger Islamist 13 Menschen tötete und 67 weitere Besucher zum Teil schwer verletzte, nimmt Deutschland immer wieder schockiert zur Kenntnis, dass die Hemmschwelle einiger Männer für derartige Taten offenbar gesunken ist.

Erst im Dezember kamen in Magdeburg sechs Menschen ums Leben, als ein inzwischen 50 Jahre alter Arzt über den Weihnachtsmarkt raste.  Mitte Februar war dann ein Mann mit einem Auto in eine Gruppe von Demonstranten in München gefahren.  Dabei kamen eine junge Frau und ihr Kind ums Leben.

Mannheim war schon 2024 Ort einer Gewalttat

Mannheim muss bereits zum zweiten Mal in kurzer Zeit mit den Folgen von öffentlichen Gewalttaten fertig werden: Ende Mai vergangenen Jahres hatte ein mutmaßlicher Islamist fünf Teilnehmer einer islamkritischen Kundgebung und einen Polizisten mit einem Messer schwer verletzt. 

Der 29-jährige Polizist Rouven Laur erlag später seinen Verletzungen. Einer seiner Kollegen schoss den Angreifer nieder. Der mutmaßliche Täter steht derzeit vor Gericht.