Luftangriffe auf Ziele im Zentrum von Kabul
18. Oktober 2001Am zwölften Tag der Offensive wurden auch Angriffe auf Ziele im Zentrum der Hauptstadt Kabul geflogen.
Vor Sonnenaufgang griffen die US-Kampfflugzeuge ein Viertel der Stadt an, in dem sich ein Panzerlager und weitere Militäreinrichtungen befanden. Nach Taliban-Angaben gingen die Bomben auch in der Nähe der verlassenen US-Botschaft nieder. In der Gegend liegen ebenfalls das Verteidigungsministerium der Miliz und eine Taliban-Garnison. In Kandahar wurden nach Angaben der Taliban militärische Ziele in der gesamten Stadt bombardiert. Auch aus Dschalalabad wurden neue Angriffe gemeldet.
US-Präsident George W. Bush erklärte in Kalifornien, dass die Luftangriffe "den Weg für verbündete Truppen auf dem Boden bereiten" sollten. Es war der bislang deutlichste Hinweis auf die Rolle, die die oppositionelle Nordallianz in dem Krieg spielen könnte. Die Truppen der Nordallianz stehen den Taliban-Soldaten seit Tagen im Kampf um Masar-i-Scharif gegenüber.
Deutsche Beteiligung mit Kampfsoldaten?
Deutschland soll sich an dem Militäreinsatz in Afghanistan nach Informationen der 'Braunschweiger Zeitung' direkt mit Kampfsoldaten beteiligen. Die USA hätten der Bundesregierung bereits vertraulich den Wunsch nach einer Teilnahme von Elitesoldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr übermittelt, berichtet das Blatt in seiner Donnerstagsausgabe unter Berufung auf zuverlässige Quellen in Washington und Berlin. US-Verteidigungsexperten sagten demnach zur Begründung, das KSK gelte gemeinsam mit US-Eliteeinheiten als ideales Kommando, um bestimmte Terroristen lebendig in Gewahrsam zu nehmen oder auch die seit August in Afghanistan gefangenen Mitarbeiter der Hilfsorganisation 'Shelter Now' zu befreien.
Zum Einsatz kommen sollen laut 'Braunschweiger Zeitung' auf Bitten der USA auch deutsche Spürpanzer des Typs 'Fuchs' zur Abwehr von atomaren, biologischen oder chemischen Angriffen und ABC-Trupps. Regierungskreise in Berlin bestätigten die US-Anforderung gegenüber dem Blatt. Die Wünsche der Amerikaner seien konkreter als offiziell dargestellt und würden mit Sicherheit auch erfüllt.
Gegen Blauhelmeinsätze in Afghanistan
Der Beauftragte der Vereinten Nationen für Afghanistan, Lakhdar Brahimi, riet unterdessen dringend davon ab, nach Ende der US-Militäraktionen UN-Blauhelmtruppen in das Land zu entsenden. Die Afghanen ließen sich nicht gern von Fremden bevormunden, erst recht nicht von Uniformierten, sagte der ehemalige algerische Außenminister am Mittwoch in New York.
Nach den Vorstellungen der US-Regierung könnte eine internationale Geberkonferenz beim Aufbau des zerstörten Landes helfen. Dabei sollten die Vereinten Nationen eine führende Rolle spielen, hieß es. Nach einem Sturz des Taliban-Regimes benötige eine wie auch immer zusammengesetzte afghanische Regierung die politische und finanzielle Unterstützung der internationalen Staatengemeinschaft. Bush kündigte an, Pakistan mit 50 Millionen Dollar (rund 108 Millionen Mark) zu unterstützen. Die Zahlung sei wichtig zur Wahrung der Sicherheitsinteressen der USA.