Leitartikler der Koha Ditore kritisiert Rugovas Fehlen auf der Beerdigung ermordeter kosovo-serbischer Jugendlicher
20. August 2003Pristina, 16.8.2003, KOHA DITORE, alban., Veton Surroi
1. In den 1990er Jahren, als albanische Zivilisten von den serbischen Truppen getötet wurden, schickte Dr. Ibrahim Rugova, der sich selbst Präsident der Republik Kosova nannte, Beileidsschreiben an die Familien der Opfer. Die trauernden Familien der Opfer, die zu jener Zeit Solidarität aus ganz Kosova erwarteten, warteten vergeblich auf den Besuch des Mannes, den sie als ihren Anführer betrachteten. In den Augenblicken der Trauer bedeuteten Beileidsschreiben des "Präsidenten", dass ihre Trauer von führenden Vertretern geteilt wurde. Nach vier Jahren Wartezeit schrieb Dr. Rugova, der vom demokratischen Parlament von Kosova gewählt ist, ein Kondolenztelegramm an seine Mitbürger, diesmal Serben. Soweit ich weiß, macht Dr. Rugova so etwas nicht oft, um nicht zu sagen, er tut nichts.
Natürlich soll diese Überraschung damit enden, dass Dr. Rugova sich an die serbischen Familien gewandt hat. Von ihm zu erwarten, hinzufahren und die Familien persönlich zu trösten, wäre zuviel erwartetet. Wenn er die Albaner nicht mit seiner Anwesenheit in den viel schwierigeren Zeiten getröstet hat, ist es unrealistisch, von ihm zu erwarten, die Serben zu trösten.
Genau wie heute wird Dr. Rugova bis zu seinem Lebensende an einem besonderen Wunsch festhalten, sich nicht allzu eng mit den Serben und mit Serbien zu identifizieren. Und das ist so aus einem ganz einfachen Grund: Seine Rolle als Geisel während des Krieges, als er sich häufig mit Milosevic und dessen Gehilfen fotografieren ließ und eine friedliche Lösung der Kosovo-Frage, die Beendigung der NATO-Luftangriffe und ein Projekt für die Autonomie von Kosovo-Metohija forderte.
2. An der Beisetzung der serbischen Jugendlichen nahmen Regierungsvertreter teil, nicht die gewählten Vertreter Kosovas, sondern solche aus Belgrad, Premierminister Zivkovic und sein Stellvertreter Covic kamen aus Serbien, um sich dem stellvertretenden Verwaltungschef (Charles – MD) Brayshaw anzuschließen. In einem makabren politischen Tanz auf den Gräbern der beiden jungen Kosovaren kamen die Beileidsbekundungen an die trauernden Familien von offiziellen Vertretern Belgrads. In dem Moment symbolisieren die beiden kosovarischen Jugendlichen alles. Die Tatsache, dass sie durch die Hand des Terrors umgebracht wurden als Kinder und als Angehörige der serbischen Minderheit, zeigt das unfaire Gesicht Kosovas, das Kinder und Minderheiten angreift, besonders die serbische Minderheit. Sie zeigt den Mangel an Recht und Ordnung, und die Anwesenheit der offiziellen Vertreter Serbiens dort zeigte das auf beste Weise.
Die physische Abwesenheit des Präsidenten von Kosova – unter Betrachtung seiner Arbeitsplatzbeschreibung, in der es klar und deutlich heißt, dass der Präsident die Einheit des Landes repräsentiert – sagte mehr als alles andere. Mit seinem Fehlen auf der Beerdigung zeigte Dr. Rugova, der seit einiger Zeit einen Teil der Albaner nicht repräsentiert hat, dass er den serbischen Teil der Kosovaren auch nicht repräsentiert.
3. Anstatt seine Trauer um seine serbischen Mitbürger zu zeigen, schickte Dr. Rugova ein Telegramm, in dem er im Namen des Volkes von Kosova, sein "aufrichtiges Mitgefühl für diese tragischen Morde" zum Ausdruck bringt. Weiter sagte er: "Wir haben die Morde scharf verurteilt" und die Familien sollten sicher sein, dass "wir alles, was in unserer Macht steht, tun werden, zum die Verantwortlichen für die Morde zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen".
Von seinem Zimmer aus hat Dr. Rugova in Wirklichkeit gar nichts abgeschickt. Er unternahm noch nicht einmal irgend etwas innerhalb seiner Partei, um dafür zu sorgen, dass die LDK (Demokratische Liga Kosovas – MD) –Aktivisten in der einen oder anderen Weise Solidarität mit den Familien der Opfer bekunden. Stattdessen versprach er den Familien etwas, das unmöglich zu erfüllen ist. Er versprach den Familien Jovovic und Dankic, er werde alles tun, was in unserer Macht steht, um die Täter zu verhaften und vor Gericht zu stellen, wofür Dr. Rugova weder die Macht noch die rechtliche Befugnis hat. Laut dem Verfassungsrahmen hat er nichts anders in der Hand als die Mineralien, die er seinen Besuchern freudig überreicht.
4. Gestern fand auf den Gräbern zweier junger Kosovaren ein widerlicher Tanz statt. Mit oder ohne die Anwesenheit von Politikern. Eine widerliche Szene für die Familie und eine widerliche Szene für ganz Kosova. (MK)