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KriminalitätFrankreich

Lebenslang im Terrorprozess zu Dreifachmord in Nizza

27. Februar 2025

Der Verurteilte, ein 25-jähriger Tunesier, war zuletzt geständig und zeigte keinerlei Reue. Er gab zu, im Oktober 2020 in einer Kirche im südfranzösischen Nizza drei Menschen erstochen und weitere verletzt zu haben.

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Journalisten, Sicherheitskräfte und andere Personen in der Eingangshalle des Gerichts
Der Prozess gegen den Attentäter begann am 10. Februar vor einem Schwurgericht in der Hauptstadt Paris Bild: Christophe Clovis/Bestimage/IMAGO

Nach Überzeugung des Schwurgerichts in der Hauptstadt Paris war der seit längerem radikalisierte Brahim A. nach Frankreich gekommen, um einen Anschlag zu verüben. Das Gericht verurteilte den 25-jährigen Tunesier zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe wegen Mordes und Mordversuchs mit terroristischem Hintergrund. Die Richter schlossen zudem eine spätere Strafmilderung weitgehend aus, ein Strafmaß, das in Frankreich nur selten verhängt wird.

"Dschihadistische Ideologie"

Der Attentäter sei von "dschihadistischer Ideologie durchdrungen", erklärte die Staatsanwältin in ihrem Plädoyer. Er habe Frankreich angreifen wollen, das er als "Land der Hunde und Ungläubigen" sehe. Brahim A. habe keinerlei Reue gezeigt, fügte sie hinzu. 

Einer der Ermittler hatte vor Gericht ausgesagt, der Tatzeitpunkt sei kein Zufall gewesen. Es habe sich um den Geburtstag des Propheten Mohammed, der im Islam als Gesandter Gottes gilt, gehandelt.

Erst kurz vor der Bluttat nach Frankreich gekommen

Den Ermittlungen zufolge reiste der Verurteilte kurz vor seiner Bluttat über Italien nach Frankreich ein. Auf seinen Mobiltelefonen wurden Fotos mit Bezug zur Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) gefunden. In einer Audiodatei bezeichnete der Tunesier Frankreich als ein "Land der Ungläubigen".

Am Montag hatte der Angeklagte vor dem Gericht in Paris überraschend ein Geständnis abgelegt - nachdem er zum Auftakt des Verfahrens noch vorgegeben hatte, sich an nichts erinnern zu können. Nun gestand er, am 29. Oktober 2020 in der Basilika von Nizza drei Menschen mit einem Messer getötet und sieben weitere schwer verletzt zu haben. Innerhalb von zehn Minuten stach er mehr als 60 Mal auf seine Opfer ein und trennte zweien von ihnen den Kopf ab. Einsatzkräfte schossen den Täter damals nieder. Er überlebte schwer verletzt. 

Zahlreiche Blumen und Gestecke vor dem Portal der Kirche
Anwohner trauern nach dem islamistisch motivierten Dreifachmord in der Basilika Notre-Dame in Nizza Bild: Marina Strauß/DW

Seinen Anschlag stellte der Mann in Zusammenhang mit Leid, das nach seiner Darstellung Muslimen zugefügt wird. "Sie töten jeden Tag Muslime", sagte der Angeklagte mit Blick auf die westliche Welt. 

Bewaffneter greift Polizisten in Paris an

In Frankreich kommt es immer wieder zu Stichwaffenangriffen. Erst am Mittwoch griff ein mit zwei Messern bewaffneter Mann eine Polizeistreife in der Pariser Vorstadt Dugny an. Er habe mit einem Messer in jeder Hand an einer Bushaltestelle gesessen und sich dann wortlos auf die Polizisten gestürzt, teilte die Präfektur von Paris mit.

Einer der Polizisten habe zunächst einen Elektroschocker eingesetzt, hieß es weiter. Als dieser keine Wirkung gezeigt habe, habe ein Polizist auf den Mann geschossen und ihn am Brustkorb tödlich getroffen. Die Polizeiinspektion nahm Ermittlungen auf, was bei dem Einsatz von Dienstwaffen üblich ist.

Am vergangenen Samstag war bei einem mutmaßlich islamistisch motivierten Messerangriff in Mülhausen nahe der deutschen Grenze ein 67-Jähriger getötet worden. Bei dem Täter handelt es sich laut Behörden um einen ausreisepflichtigen Algerier. Nach Angaben der französischen Regierung hatten die algerischen Behörden zuvor zehnmal dessen Rücknahme verweigert.

se/wa (afp, dpa)