Lage der Flüchtlinge in Jugoslawien weiterhin schwierig
25. Juni 2002Belgrad, 25.6.2002, RADIO JUGOSLAWIEN, deutsch
Die Zeitung "Vecernje novosti" veröffentlicht ein Interview mit der Kommissarin für Flüchtlingsfragen der Republik Serbien Sanda Raskovic Ivic. Die Lage der Flüchtlinge ist, wie sie betonte, sehr schwer. Das Geld aus staatlichen Quellen wie auch von Seiten der internationalen humanitären Organisationen wird immer geringer. Ihren Angaben nach sind die Gelder, die eingezahlt werden, dreimal niedriger als vor drei Jahren, was aber nicht bedeuten soll, dass der Staat dieses Problem aufgegeben hat. Es gibt insgesamt 470.000 Vertriebene aus Kroatien und Bosnien, und 230.000 aus Kosovo und Metohija. Dieser Gesamtzahl von 700.000 ist noch eine Anzahl von ungefähr 30.000 Personen hinzuzufügen, die nach 1999 nach Montenegro flüchteten. Raskovic gab an im Kommentar zu den Resultaten der vorjährigen Volkszählung in Kroatien, wonach die Anzahl der Serben um zwei Drittel geringer ist als vor zehn Jahren, dass sie die Forderung des Serbischen Volksrats (SNV) in Kroatien, die genaue Anzahl der in Kroatien lebenden Serben festzustellen, vollends unterstütze. Sie betonte, dass es neben der ethnischen Säuberung zu Kriegszeiten offensichtlich auch einige Unregelmäßigkeiten während der Zählung gab. Die Tatsache, dass ungefähr 100.000 Menschen keine Angaben zur Nationalität machten, weist darauf hin, dass es Angst gab und dass man leicht annehmen kann, dass es sich dabei um Serben handelt, schreibt die Zeitung "Vecernje novosti".
Die "Politika" veröffentlicht eine Aussage von Furio Radina, dem Vorsitzenden des Parlamentsrats für Menschen- und Minderheitsrechte im kroatischen Parlament, dass die Anzahl der Angehörigen von Minderheiten in Kroatien dreimal niedriger ist als vor zehn Jahren. Die Gründe für einen derartigen Rückgang in den letzten Jahren sieht er teils in der Angst, sich zu einer Minderheitsangehörigkeit zu bekennen und nicht vergessen zu dürfen, dass eine Mehrzahl von Serben Kroatien Mitte der neunziger Jahre verließ und dass kein wahrer politischer Wille besteht, ihnen die Rückkehr zu ermöglichen.
Die Tageszeitung aus Novi Sad "Dnevnik" gibt an, dass 44 Prozent aller Flüchtlinge in Jugoslawien in der Vojvodina leben. Die Vojvodina ist vor Kurzem von Seiten des Generalsekretärs des Roten Kreuzes Österreichs Wolfgang Kopetzki besucht worden. Das Rote Kreuz Österreichs stellte klar, dass das fünfmonatige Hilfsprogramm der Finanzierung von Suppenküchen sich dem Ende nähert. Hilfe wird weiterhin angeboten, andere Geber und Mittel zu finden, um die Arbeit der Küchen zu gewährleisten, aber in weitaus geringerem Ausmaß als bisher. Die Internationale Föderation zeigte die Bereitschaft, in der Suche nach neuen Schenkungen behilflich zu sein, um bis Oktober wenigstens etwas an den notwendigen Finanzen für Suppenküchen herbeizubringen.
Die Belgrader Zeitung "Danas" schreibt, dass der Europarat eine der wichtigsten Fragen für die soziale Stabilität Jugoslawiens ins Leben rufen wird – die Lage der Flüchtlinge und Vertriebenen in der Bundesrepublik Jugoslawien. Obwohl der Europarat nicht der Ort ist, wo operative Entscheidungen getroffen werden, könnte die Diskussion über den Bericht des lettischen Parlamentsabgeordneten Boris Cilevic dazu beitragen, dass dieses wichtige Problem ein Gesprächsthema in den Sitzungen europäischer, politischer und Finanzinstitutionen wird. (fp)