Kosovo-Medienbeauftragter erhebt schwere Vorwürfe gegen öffentlich-rechtlichen Rundfunk Kosovos
26. April 2004Belgrad, 26.4.2004, B92, engl.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunksender des Kosovo, Rundfunk-Fernsehen Kosovos, hat bei seiner Berichterstattung über den Ertrinkungstod von drei ethnisch-albanischen Jungen und die folgende Gewalt eine "explosive Atmosphäre der patriotischen Hysterie" geschaffen. Das erklärt der vorläufige Medien-Beauftragte der Provinz in einem heute (26.4.) veröffentlichten Report.
Der Bericht von Robert Gilette wurde unabhängig von einer in der vergangenen Woche veröffentlichten vernichtenden Analyse der OSZE geschrieben, in der die Medien des Kosovo der "rücksichtslosen und sensationsgierigen" Berichterstattung beschuldigt wurden.
In einer Bewertung der drei kosovo-weiten Fernsehsender argumentiert Gilette, dass bedachter, ruhiger und korrekter Journalismus die Gewalt, die die Provinz am 17. und 18. März erschütterte, vielleicht hätte verhindern oder zumindest in Ausmaß und Intensität abmildern können.
Er hob besonders hervor, dass unterlassen wurde, darauf hinzuweisen, dass die Umstände des Ertrinkens dreier ethnisch-albanischer Jungen am Abend des 16. März ungeklärt waren. Stattdessen behaupteten die Medien, sie seien ums Leben gekommen, nachdem sie von serbischen Jungen in den Fluss getrieben worden seien. Dafür gebe es jedoch keinen Beweis.
"Beweise dafür, dass die Gewalt, die am 17. März ausbrach, in einem gewissen Maß organisiert und gesteuert wurde, entschuldigt nicht die Irrtümer der Journalisten", so der Medienbeauftragte. "Die Korrektheit der Tatsachen, der Ton und der Zusammenhang von Berichten, die Aspekte der ethnischen Zugehörigkeit berühren, sind besonders wichtig, um zu verhindern, dass Sendungen zu unmittelbaren Auslösern von Gewalt werden. Angesichts der explosiven Vorwürfe gibt es keinen Spielraum im professionellen Journalismus für Gerüchte oder Mutmaßungen hinsichtlich der Wahrheit". (...) (MK)