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"Kosovo kann kein Gegenstand irgendwelcher Kalkulationen werden"

17. Oktober 2003

- Hoher albanischer Funktionär Ex-Jugoslawiens über die Zukunft Kosovos auf einer Veranstaltung in Skopje

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Skopje, 17.10.2003, UTRINSKI VESNIK, mazedonisch

"Nach all dem, was in der SFRJ (Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien – MD) geschah, in deren Rahmen Kosovo bis 1989 eine breite Autonomie wie die anderen föderalen Einheiten hatte, kann die Provinz auf gar keinen Fall Bestandteil von Serbien und Montenegro bleiben. Dies käme politischer Gewalt gleich und wäre unlogisch", sagte gestern (16.10.) der ehemalige hohe Kosovo-Funktionär in der SFRJ und jetzige Vorsitzende einer Nichtregierungsorganisation für ethnische Zusammenarbeit, Azem Vlasi, auf einer Veranstaltung über "Kosovo und die Perspektiven". Das Treffen wurde seitens des Zentrums für strategische Forschung in Zusammenarbeit mit der schweizerischen Botschaft in Skopje organisiert. Vlasi sagte, die Albaner und die anderen Minderheiten in Kosovo mit Ausnahme der Serben unterstützen die Unabhängigkeit Kosovos. Diese Frage könne kein Gesprächsthema bei den Verhandlungen mit Serbien sein.

"Kosovo kann nicht mehr Gegenstand von irgendwelchen Kalkulationen werden. Das beharren, Kosovo als Bestandteil Serbiens zu behalten, werde nicht nur die ohnehin vorhandene Spannung in Kosovo erhöhen, sondern auch in der Region", so Azem Vlasi. Die Schwierigkeit mit der serbischen Minderheit in Kosovo habe drei Gründe: das serbische Problem mit der mentalen, psychologischen und historischen Zusammengehörigkeit, die noch aus den Balkan-Kriegen und aus dem ehemaligen Jugoslawien bewahrte Mentalität, dass Kosovo ihnen (den Serben – MD) gehört und die Erwartung, dass die Armee und die Polizei nach Kosovo wieder zurückkehren werden sowie das Problem, dass sie (die Serben – MD), die vorher durch das Milosevic–Regime instrumentalisiert wurden, jetzt der albanischen Feindseligkeit gegenüberstehen. Serbien habe weder demokratische noch irgendwelche anderen Kapazitäten, um die Macht in Kosovo wieder auszuüben. Die Serben wollten an den Gesprächen über den Kosovo-Status nur teilnehmen, um etwas für sich zu holen; das sei Pathologie, eine Hegemonie-Krankheit, erklärt Azem Vlasi.

Bei keinem Albaner in Albanien, auch nicht in Mazedonien, im Presevo–Tal oder bei den wenigen Albanern in Montenegro dominiere die Idee von einem gemeinsamen Staat (Großalbanien – MD). Dies sei nur Teil der serbischen Propaganda.

Er sagte über Mazedonien, der Staat sei Realität mit Territorium und Grenzen. Er unterstütze die Idee der Albaner in Mazedonien zur Eingliederung in die Institutionen des Staates. Vlasi sagte über die Ansprüche einiger Politiker zur Föderalisierung Mazedoniens, dass er diese Frage schon in einem früheren Interview beantwortet habe. "Falls man keine andere Form des Zusammenlebens findet, warum soll es dann keine Föderation geben? Das ist auch eine Staatsform. Wenn sie das selber vereinbaren, dann brauchen sie keine fremde Schiedsstelle", fügte Vlasi auf der gestrigen Veranstaltung hinzu. (fp)