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"Kosovo ist für Serbien nur ein Klotz am Bein"

12. Juni 2003

– Kosovarischer Analytiker Adem Demaqi kann nicht verstehen, dass Serben an der Region festhalten

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Köln, 4.6.2003, DW-radio/Serbisch, Ljiljana Renke-Guslov

Wie viel ist in den vier Jahren nach dem Kosovo-Krieg erreicht worden? Besteht die Hoffnung, endlich zu einer Lösung zu gelangen? Und wie geht es weiter? Dies fragten wir den albanischen Analytiker Adem Demaqi, gleichzeitig auch Vorsitzender des Verbandes für Meinungsfreiheit "Dardania".

Frage:

Was ist in den letzten vier Jahren erreicht worden?

Antwort:

Es ist viel erreicht worden, aber nicht so viel wie wir, die Einwohner von Kosovo gewollt und uns erträumt hatten. Aber man hat Stabilität in allen Bereichen erreicht: sowohl im Gesundheitswesen als auch in der Bildung. Ein Großteil der zerstörten Häuser, Wohnungen und Straßen wurde wieder gebaut. Eine Verfassung ist verabschiedet worden, die sehr beschränkt ist. Die Zuständigkeiten, die einen Staat ausmachen, wie Polizei, Militär, Justiz, Wirtschaft, Finanzen und Außenpolitik, sind in den Händen des Mannes, der vom Sicherheitsrat geschickt wurde. Aber die Lage ist ruhig. Ethnisch motivierte Attentate sind nicht mehr so häufig, aber es gibt sie noch. Es gibt immer noch viel Kriminalität, Prostitution und Drogen.

Frage:

Welche Schritte müssen kurzfristig unternommen werden?

Antwort

: Kosovo ist ein experimentelles Territorium, es ist weder eine Kolonie, noch ein Dominium oder Protektorat, wovon viele Albaner träumen. Ein Protektorat bereitet vielmehr ein Gebiet auf die Unabhängigkeit vor, und dies ist im Kosovo nicht der Fall. Uns wird hier etwas weniger als Freiheit, weniger als Unabhängigkeit angeboten, und das bringt einige Probleme mit sich.

Frage:

Die Lösung für Sie, Herr Demaqi, ist demnach nur die Unabhängigkeit?

Antwort:

Unabhängigkeit auf alle Fälle. So hätte man die Möglichkeit, gute und freundschaftliche Beziehungen zu Serbien, Montenegro, Mazedonien aufzubauen und Grenzen zu öffnen.

Frage:

Wird die Zukunft des Kosovo eher in der EU oder in Albanien liegen?

Antwort:

Albanien versucht selbst, sich der EU anzuschließen. Wer sich hier entscheidet, allein zu bleiben und sich nicht der EU anschließt, wird nicht existieren können. Alle haben ein Interesse daran, unabhängig von der Entwicklungsstufe, sich der EU anzuschließen. Dadurch werden Grenzen zur Fiktion, nur auf der Landkarte, ganz ohne Gewicht. Deswegen verstehe ich nicht, wieso man auf der serbischen Seite so darauf besteht, Kosovo um jeden Preis zurückzuholen. Kosovo ist eine Last für Serbien, die es nicht mehr tragen kann. Man hat gesehen, dass Kosovo für Serbien nur ein Klotz am Bein war, und nun hat man die Gelegenheit, den Klotz loszuwerden. (md)