Kosovo-albanische Menschenrechtsgruppe KMDLNJ verurteilt gewaltsame Ausschreitungen
23. März 2004Bonn, 23.3.2004, KOSOVA LIVE, DW-RADIO/Albanisch
KOSOVA LIVE, engl., 23.3.2004
Der Rat für die Verteidigung der Menschenrechte und Freiheiten (KMDLNJ) hat die gewaltsamen Proteste der letzten Woche in Kosova verurteilt. Der Rat beobachtete die Unruhen und gibt an, KFOR und UNMIK-Polizei hätten die meisten Tötungen während der Unruhen begangen.
"KFOR und UNMIK-Polizei haben die meisten der Tötungen während der Unruhen in Kosova begangen. Wir sind der Auffassung, sie hätten die Morde (engl.: murders) verhindern können", erklärte Ibrahim Makolli, Mitglied des Präsidiums des KMDLNJ, heute (22.3.) auf einer Pressekonferenz. Der KMDLNJ habe 18 Opfer der Unruhen der vergangenen Woche identifiziert, ihre Identität aber nicht bekannt gegeben. Er habe zudem etwa 800 Personen identifiziert, die verletzt worden seien.
Makolli erklärte, die Bürger hätten ein Recht zu protestieren, jedoch nicht gewalttätig. "Die Proteste gegen die Gewalt wurden selbst gewalttätig und brachten die Sicherheit der Bürger Kosovas in Gefahr, besonders der nicht-albanischen Gemeinschaften", so Makolli. Im Namen des KMDLNJ verurteilte Makolli das Anzünden orthodoxer Kirchen und Klöster sowie das Ertrinken von drei (sic) albanischen Kindern in Mitrovica und die Straßenblockade durch Serben, die Proteste von Albanern zur Folge gehabt habe.
Nach Angaben des KMDLNJ war es dessen Vertretern nicht gestattet, die Unruhen angemessen zu beobachten. Dabei hob er die Festnahme des Vorsitzenden der KMDLNJ-Ortsgruppe von Mitrovica, Halit Barani, hervor.
Barani gab auf der Pressekonferenz an, er sei 26 Stunden lang festgehalten worden. Er sei nicht körperlich misshandelt worden, aber seine Dokumentation für den Rat, darunter 143 Film-Negative, zwei Videokameras, zwei DVDs und zwei Kameras seien beschlagnahmt worden.
"Es wurde mir nicht erlaubt, meine Arbeit zu tun. Das muss verurteilt werden. Der internationale Ankläger befragte mich darüber, was ich aufgenommen habe sowie zu vielen meiner Aktivitäten", so Barani.
KFOR und internationale Polizei hätten das KMDLNJ-Büro von heute (22.3.) an geschlossen. Ihm zufolge deutet das darauf hin, dass die französischen KFOR-Truppen nicht an der Aufklärung vieler Vorfälle in Mitrovica interessiert seien. (MK)
DW-RADIO/Albanisch, 23.3.2004
Die Menschenrechtsorganisation KMDLNJ ist noch dabei, Material zu sammeln. Bislang wisse man von 22 Toten. Darunter seien 16 Albaner und 6 Serben.
Frage
: Viele Medien melden andere Opferzahlen. Die Sprecherin der internationalen Polizei, Angela Joseph, geht von 28 Toten aus. Wie erklären Sie diese Unterschiede?Ibrahim Makolli
: Die Informationen in Medien gehen von höheren Opferzahlen aus. Wie haben uns bemüht, alle Angaben zu überprüfen. Und laut unseren Erkenntnissen sind es 22. Uns liegt eine genaue Liste mit Namen und Vornamen vor. (MK)